James Bond 19: Eine Frage der Ehre, John Gardner (Buch)

James Bond 19
Eien Frage der Ehre
John Gardner
(James Bond: Role of Honor, 1984)
Übersetzung aus dem Englischen von Stephanie Pannen und Anika Klüver
Titelbild von Michael Gilette
Cross Cult, 2015, Taschenbuch, 303 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86425-770-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

In den 80er Jahren übernahm der britische Krimi- und Thriller-Autor John Gardner die „James Bond“-Reihe und entwickelte den Geheimagenten auch ein wenig im seinem Sinne weiter. So spielt auch in „Eine Frage der Ehre“, dem aktuellsten Roman der Serie, das Leben in der mondänen Welt des Jetsets eine viel größere Rolle als früher.

James Bond wird von einer Erbschaft überrascht. Der Nachlass eines Onkels aus Australien, den er so gut wie gar nicht kannte, macht ihn zu einem mehr als wohlhabenden Mann. Dazu kommt die Auflage, im ersten Monat 100.000 Pfund einfach zu verprassen, damit ihm der Rest des Geldes auch gehört. Und so quittiert der Geheimagent seinen Dienst beim MI5 und genießt das Leben; kauft sich endlich den Wagen seiner Träume und besucht Orte wie Monte Carlo, in denen er aber auch faszinierende Frauen kennenlernt. So wie die Computerspezialistin Persephone „Percy“ Proud, die ihn in die Geheimnisse der digitalen Welt einführt, um ihm das Wissen zu vermitteln, ohne das niemand mehr auskommt.

Zudem bietet er seine Erfahrungen und seine Dienste nun auch auf dem freien Markt an und bekommt schon bald die ersten Angebote. Eines ist besonders lukrativ, und deshalb lässt sich Bond auf einen Handel ein, der auch gleich ins Gegenteil umschlagen könnte.

Schon in den anderen Romanen Gardners kehrte Bond immer mehr den Lebemann heraus, in „Eine Frage der Ehre“ scheint das besonders wichtig zu werden und den Kurs in seinem Leben zu bestimmen. Denn plötzlich ist er kein hochrangiger britischer Beamter mehr, nur noch ein Privatmann mit ganz besonderen Kenntnissen. Wie man sich denken kann, ist aber nicht alles so, wie es scheint. Daraus macht der Autor auch keinen Hehl. Der Leser weiß so viel wie Bond. Dennoch verliert die Geschichte nicht an Spannung, gilt es doch nun herauszufinden, wer die geheimnisvollen Auftraggeber sind und was sich im Hintergrund eigentlich über den Geheimdiensten Europas zusammenbraut. Tatsächlich zeigt sich schon bald, dass Gruppen, die Bond längst zerschlagen glaubte, immer noch recht aktiv sind, und genau wissen, was sie von ihm zu halten haben.

Tiefgründige Entwicklungen sollte man von dem Buch nicht erwarten. Der Roman liest sich flüssig und schnell, ist entspannende Unterhaltung, die mehr auf Action und die Dinge setzt, die auch die Filme so berühmt gemacht haben: schöne Frauen mit Grips, die aber dennoch in erster Linie ihre weibliche Seite hervorkehren, ein mondänes Leben im Jetset und viele Geheimnisse, die so gefährlich sind, dass schon der kleinste Fehler den Tod bringen könnte.Dementsprechend bleiben auch die Figuren relativ oberflächlich und entwickeln nur so viel Profil, wie für die Geschichte selbst notwendig ist.

„Eine Frage der Ehre“ lebt von der Tatsache, dass der Held der Filmfigur immer ähnlicher wird. Fans werden sich deshalb sehr wohlfühlen und gleich die entsprechenden Bilder vor Augen haben, und auch wer die Reihe noch nicht kennt, kann sich erstaunlich gut von der leichtgängigen Geschichte unterhalten lassen, die zwar nicht in die Tiefe geht, sich aber sehr flüssig weg lesen lässt – sich also als ideal für Reise und Strand erweist.