Fables 24: Unwritten Fables (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 22. Juni 2015 19:23
Mike Carey & Bill Willingham
Fables 24
Unwritten Fables
(The Unwritten 50-54, 2013/2014)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Zeichnungen von Mark Buckingham, Steve Leialoha, Russell Brown u.a.
Panini, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten,16,99 EUR, ISBN 978-3-95798-251-3
Von Christel Scheja
Die 24. Graphic Novel von „Fables“ erzählt nicht die Geschichte der uns bekannten Fables weiter, sondern entführt in eine Parallelwelt, in der Mr. Dark bisher noch unbesiegt ist und es so aussieht, als sei er nicht mehr aufzuhalten. Tatsächlich ist das ganze ein Crossover mit „The Unwritten – Oder das wirkliche Leben“ und schließt direkt an den im letzten Monat bei Panini erschienen Band 7, „In der Unterwelt“, an.
Beim Verlassen der Unterwelt findet sich Tom Taylor plötzlich in einer anderen Welt wieder und wird von seltsamen Gestalten umringt, die allerdings auch nicht ganz so erbaut darüber sind, ihn zu sehen, hatten sie doch jemand ganz anderen erwartet. Die Hexen und Zauberer der Fables sind nämlich auf der Suche nach einem Zauberer, der die Macht besitzt, ihnen wirklich zu helfen. Sie brauchen eigentlich Tommy Taylor, den mächtigen Zauberlehrling, der bereits die dunklen Mächte seiner Welt besiegt hat.
Und so jemand ist von Nöten, wenn es darum geht, endlich Mr. Dark wieder in seine Schranken zu verweisen oder sogar zu töten. Denn diesem ist es inzwischen nicht nur gelungen, viele Fables zu töten, sondern auch Snow White und ihre Kinder zu treuen Gefolgsleuten zu machen und Bigby Wolf zu versklaven. Nicht einmal das hat den Nordwind bisher dazu veranlassen können, etwas zu unternehmen, deshalb hoffen sie auf Tommys Fähigkeiten und wirken nun einen Zauber, der Tom in die nach ihm gestaltete Figur verwandelt.
Allerdings bleibt auch der Feind nicht untätig und schüttelt ein As aus seinem Ärmel, mit dem niemand gerechnet hat. Denn er ist nicht dazu bereit, sich einfach so geschlagen zu geben, eher im Gegenteil…
Bei „Unwritten Fables“ handelt es sich um ein waschechtes Crossover, das bewusst von den beiden Mutterserien losgelöst wurde. Zu verstehen ist es für die Leser allerdings nur, wenn sie tatsächlich beide Serien kennen und deshalb wissen, warum Tom ganz und gar nicht begeistert darüber ist, jetzt Tommy sein zu müssen. Aber auch in welcher gefährlichen Lage eigentlich die Fables stecken. Die Charakter-Vorstellung allein recht nämlich nur rudimentär aus, um sich ein Bild zu machen.
Natürlich wird am Ende wieder der Status Quo hergestellt, aber bis dahin erlebt man erstmals Tommy Taylor und seine Freunde in Aktion, bekommt gleichzeitig aber auch eine alternative Realität mit, die bei den Fables so glücklicherweise nie eingetreten ist. In düsteren Farben wird ausgemalt, wie weit es Mr. Dark noch hätte treiben können. Beliebte Charaktere werden pervertiert und zu Werkzeugen der dunklen Macht, von denen man es so nicht erwartet hätte.
Alles in allem macht das Ergebnis tatsächlich jede Menge Spaß. Die Handlung beinhaltet all die Elemente, die beide Serien ausmachen: den düsteren Realismus von „The Unwritten – Oder das wirkliche Leben“ inmitten der märchenhaften Mythologie der „Fables“. Und dabei merkt man erst, wie ähnlich sich die Sagas sind, auch wenn sie eigentlich unterschiedliche Voraussetzungen haben.
Letztendlich ist es ein Wagnis, die Geschichte, die in den USA eigentlich „The Unwritten – Oder das wirkliche Leben“ zugeordnet wurde, bei den „Fables“ zu veröffentlichen, auch wenn es tatsächlich mehr Sinn macht, das zu tun, da der Hintergrund von Tom Taylor eigentlich kaum berührt wird, sieht man einmal von seiner Verbindung zu Tommy Taylor ab.
Es lohnt sich trotz aller Skepsis also durchaus, einen Blick in das Crossover zu werfen, auch wenn man nur „Fables“-Fan ist, denn die Handlung konzentriert sich tatsächlich mehr auf das, was dieses Universum ausmacht.
„Unwritten Fables“ ist das erste richtige „Fables“-Crossover der Saga, das auch gleich richtig Spaß macht, präsentiert es doch eine bitterböse alternative Realität, in der Mr. Dark nicht so leicht besiegt werden kann und deshalb die Helden der Serie ganz andere Seiten von sich zeigen dürfen als in der eigentlichen Realität. Auch wenn es gut ist, „The Unwritten – Oder das wirkliche Leben“ zu kennen, fällt doch der Hintergrund von Tom Taylor nicht ganz so ins Gewicht, wie man anfangs befürchten könnte.