Susanne Gerdom: Der Blaue Tod – Clockwork Cologne (Magnus 1) (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 20. Juni 2015 10:48
Susanne Gerdom
Der Blaue Tod
Magnus 1
Clockwork Cologne (Magnus 1)
Titelillustration von Jaqueline Spieweg
Qindie, 2014, Paperback, 252 Seiten, 7,90 EUR (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Lord Magnus Algernon Seymour ist das, was man gemeinhin einen Filou nennt. Adelig, intelligent, gewieft und durchtrieben, dabei jeglichem Laster zugetan und ein Spieler vor dem Herrn. Es wird sogar gemunkelt, dass er bei der Beseitigung unliebsamer Zeitgenossen behilflich sein könnte – und irgendwie mit dem allmächtigen Geheimdienst verbandelt ist. Dass er, seitdem er vom Hof Queen Vickys geflohen von Attentätern verfolgt wird, dass er Blausüchtig ist und einen grausamen Tod vor sich hat, steht auf seiner Sollseite. Im Haben hat er seine Fähigkeiten im Betrügen, dem Kartenspiel und seine Beziehungen.
So kehrt er nach Cöln zurück. Seitdem vor 40 Jahren die Magitroniker fast ganz Britannien in die Luft gesprengt haben und ein Tor in eine andere Dimension öffneten, gilt die Stadt am Binnenmeer als die verruchteste Stadt auf Erden. Wenn überhaupt, kann er hier, in den Gassen um die Ruine des Doms und den geheimen Ebenen tief unter der Stadt, Hilfe und Rettung finden – doch auch hier warten Viele, die noch eine Rechnung, eine nur zu oft sehr hohe Rechnung, mit Magnus offen haben…
Susanne Gerdom ist nun wirklich keine Unbekannte. Bei Piper und cbj legte sie Romane um Elben und Drachenmagier auf, im Ueberreuter Verlag erschien ein Steampunk-Zweiteiler. Nun hat sie sich mit zwei Kolleginnen zusammengetan und gemeinsam eine neue Welt kreiert.
Vor 40 Jahren missriet ein magisches Experiment, das dem britischen Empire eigentlich die absolute Weltherrschaft einbringen sollte. Seitdem hat sich das fragile Machtgefüge verschoben, der osmanische Sultan ist weit mächtiger geworden als bislang, die Queen in die Kolonien geflüchtet. In dieser gemeinsamen Umgebung siedeln die Steamsisters jeweils ihre ganz eigenständigen Plots an. Berührungspunkte zwischen den Romanen gibt es, sie sollen aber nicht wirklich miteinander verzahnt werden, so dass jede Verfasserin frei formulieren kann.
Gerdom nutzt den Freiraum, um uns einen faszinierenden Roman um die Figur Magnus zu präsentieren. Ob Agententhriller, Abenteuer-Roman oder Krimi – Versatzstücke aus all diesen Genres sind in den Text eingearbeitet, doch so richtig einordnen lässt sich das Buch nicht. Und das ist auch gut so. „Wider dem Einheitsbrei“ ist das Motto; ein wenig Pulp, viel Action, interessante Figuren und ein Handlungsort, der Potential förmlich ausatmet, fügen sich zu einem Bild, das mich in seinen Bann zog. Natürlich kennen wir solch abgehalfterte Agenten, die sich ganz ihrem Elend und den Drogen hingeben zu Genüge. Nur ist Magnus weder abgehalftert noch nimmt er die Drogen, um sich zu vergnügen. Vieles hat einen doppelten Boden, wird später, nachdem der Leser auf eine offensichtliche aber falsche Spur gelockt wurde, hinterfragt und ad absurdum geführt.
So warten viele Überraschungen und Wendungen auf den Rezipienten, bevor er in einem fiesen Cliffhanger zunächst sich selbst überlassen wird – die Fortsetzung ist unter dem Titel „Das Chinesische Mysterium“ bereits erschienen.