Elfquest – Abenteuer in der Elfenwelt 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 15. Mai 2015 09:11
Elfquest – Abenteuer in der Elfenwelt 1
Autoren: Wendy und Richard Pini
Zeichnungen: Wendy Pini
(The Complete Elfquest, Vol. 1, Teil 1, 2014)
Aus dem Englischen von Andreas C. Knigge
Popcom, 2015, Hardcover, 348 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-8420-1180-9
Von Christel Scheja
„Elfquest“, bei uns besser bekannt als „Abenteuer in der Elfenwelt“, hat in der deutschen Comiclandschaft bereits eine Odyssee hinter sich. 1984 erschien die Comicserie erstmals bei Bastei, später übernahm sie dann Carlsen. Und nun hat sich Tokyopop unter seinem neuen Label Popcom der Reihe erneut angenommen, um sie in einer frischen neuen Übersetzung und der originalen Schwarz-Weiß-Fassung zu präsentieren.
Schnitter und sein kleiner Elfenstamm, die Wolfsreiter, leben in ständiger Gefahr – nicht nur durch die magischen Hinterlassenschaften ihrer Vorfahren, sondern auch durch den Menschen, die sie immer wieder attackieren. Schließlich bleibt ihnen nichts anderes mehr übrig, als zu fliehen, denn ihr Lebensraum geht in Flammen auf.
Doch auch die Trolle, bei denen sie zunächst Schutz suchen, üben Verrat und setzten die Elfen der grausamen Wüste aus. Schnitter und seine Gefährten geben aber nicht auf. Sie wagen die gefährliche Reise durch die Einöde und treffen dabei schon bald auf einen anderen Stamm, der in einer Oase Zuflucht gefunden und eine eigene, friedliche Zivilisation aufgebaut hat.
Und sei das alles nicht genug, findet der junge Häuptling in Leetah auch noch sein Schicksal, obwohl er in seinem Werben um die schöne Heilerin nicht alleine ist. Rajek, bisher Jäger des Stammes, ist nicht gewillt, seine Auserwählte einfach dem Barbaren zu überlassen.
Doch das ist nur der Anfang einer viel größeren Reise, den Schnitter und sein Stamm erwarten werden.
„Elfquest“ ist nicht ohne Grund zum Kult geworden. Wendy und Richard Pini schufen eine zeitlose Geschichte, in der es nicht nur um Abenteuer und Liebe geht, sondern auch um ganz andere, zentrale Elemente des menschlichen Lebens. Schnitter und seine Gefährten sind keine zweidimensionalen Pappkameraden, sondern denkende und fühlende Wesen, die genauso mit Schmerz, Verlust und Angst zurechtkommen müssen, wie wir Menschen. Zudem plädiert sie für Verständnis und Toleranz, auch wenn es natürlich die Gegenspieler und Feinde geben muss. Aber auch diese erhalten Wesenszüge, durch die man sie besser verstehen und ihr Handeln nachvollziehen kann.
Schon damals durchbrachen sie viele Klischees. In keiner anderen Serie erfüllten die weiblichen Figuren einerseits Rollenklischees und durchbrachen sie dann auch wieder – Leetah, Abendrot und Co. sind längst nicht nur auf ihre Mutter- und Gefährtinnenrollen reduziert, sie erweisen sich auch als entschlossene Kriegerinnen und werden von den männlichen Elfen als gleichwertig anerkannt.
Die Serie lebt von Gefühlen, die nur jeder allzu gut kennt. Sie regt immer wieder zum Nachdenken an und spricht durch den komplexen Hintergrund auch die Leser an, die sich intensiver in die Geschichte vertiefen wollen. Je älter man wird, desto eher erkennt man die verborgenen Botschaften und Andeutungen, aber auch Kinder kommen nicht zu kurz, da die Serie durchaus jugendgerecht aufbereitet ist.
In der Schwarz-Weiß-Ausgabe wird deutlich, wie viel Arbeit Wendy Pini damals in die Details gesteckt hat, und warum der Comic schon in der ersten Ausgabe so viele Fans fand. Mit Herz und Verstand an die Geschichte gebunden, die so viele auch für Menschen wichtige Dinge vereint, kann man gar nicht anders als auf die Fortsetzung zu hoffen und mit den Figuren, die man schnell nicht mehr missen möchte, zu fiebern.
Die neue Übersetzung von Andreas C. Knigge liest sich für den altgedienten deutschen Fan auf den ersten Seiten noch etwas ungewohnt und fremd, man gewöhnt sich aber schnell an den leicht veränderten Text und hat am Ende das Gefühl, dass sie sich viel runder und flüssiger liest als die der Erstausgabe.
Tokyopop hat sich dazu entschieden, die amerikanische Ausgabe von Dark Horse zu teilen. Dort erschienen im ersten Band der Gesamtausgabe alle zwanzig Hefte der originalen Quest auf 720 Seiten, hier sind es nur die ersten neun auf 346 Seiten. Dafür gibt es aber ein ausführliches Vorwort von Andreas C. Knigge und eine Galerie der Titelbilder der ersten Ausgabe.
Selbst wenn man bereits alte Ausgaben der „Elfquest“-Saga besitzt, so lohnt es sich durchaus, einen Blick in die Neuausgabe zu werfen. Auch in dem etwas kleineren Format kommen die Zeichnungen von Wendy Pini gut zur Geltung und enthüllen viele kleine aber feine Details, die die Handlung auch ohne Farbe atmosphärisch machen. Dazu kommt eine klare, gut zu lesende und in sich stimmige Neuübersetzung.