Grimm Fairy Tales 4 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 02. Mai 2015 09:52
Joe Tyler und Ralph Tedesco
Grimm Fairy Tales 4
(Grimm Fairy Tales Vol. 4, 2014)
Aus dem Amerikanischen von Sandra Kentopf
Titelbild und Innenillustrationen von Ashok Badam, Mark Dos Santos u.a.
Panini, 2015, Paperback, 144 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-86201-810-9
Von Christel Scheja
Die „Grimm Fairy Tales“ erinnern daran, dass Märchen einmal nicht die harmlosen Kindergeschichten waren, für die sie ganze Generationen hielten, auch wenn die Künstler sie natürlich ganz neu interpretieren und mit einer Rahmenhandlung versehen. Im vierten Band sind aber nicht mehr nur Geschichten aus den Sammlungen der Gebrüder Grimm an der Reihe.
„Rapunzel“ rührt schon lange das Herz vieler junger Helden, die sie aus ihrem Turmgefängnis zu befreien versuchten. Aber die holde Schönheit hat ein düsteres Geheimnis, dass sie erst im Inneren ihres Gefängnisses enthüllt. Doch ist der Pakt, den sie einging, wirklich auch für sie vorteilhaft?
„Der Hirtenjunge und der Wolf“ erzählt von einem Jungen, der eigentlich auf die Tiere seiner Familie aufpassen soll, aber nicht verhindern kann, dass immer wieder Tiere verschwinden. Doch ist es wirklich der Wolf, der sie reißt?
„Der Zauberlehrling“ ist ein junges Mädchen, das mehr sein will aus nur die Gespielin und Haushaltsgehilfin eines alten Magiers. Deshalb testet sie ihre Kräfte aus, als er nicht im Haus ist und sie zum Reinigen des Turms verdonnert… mit üblen Folgen.
Auch „Die Schneekönigin“ hat ein Wort mitzureden, wie sich schon bald zeigt und der große Konflikt bahnt sich in „Schneeweißchen und Rosenrot“ an…
Wie auch schon in den vorhergehenden Bänden, werden die Märchen nicht nur stur nacherzählt, sondern haben auch ihre Auswirkung auf die Gegenwart. Eine geheimnisvolle Frau leiht jungen Leuten immer wieder ein ganz besonderes Märchenbuch, das ihnen hilft, etwas an ihrer eigenen Situation zu ändern, wenn auch nicht so, dass es sie wirklich retten würde. Oder es nimmt sich eine andere Frau derjenigen an, die dem Beispiel der Märchenhelden gefolgt sind. Nach und nach erfährt man auch, wer die beiden eigentlich sind, und welches Schicksal sie miteinander verbindet. So gewinnen die alten Märchen eine ganz andere Dimension, entwickeln sich zu wahren Gruselgeschichten, die ihren Höhepunkt auf den letzten Seiten zeigt.
Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen miteinander, aber gerade das ist es, was die Geschichten diesmal etwas spannender macht. Denn gerade zum Ende hin lösen sich die Adaptionen immer mehr von ihren Vorbildern und werden unvorhersehbar, auch wenn sie ansonsten nicht sehr in die Tiefe geht.
Wie immer sind die Zeichnungen erotisch angehaucht – wenngleich auch von Sex-Appeal in keiner Geschichte wirklich die Rede ist. Die Handlung ist insgesamt doch mehr dem Horror zugeneigt und spart nicht mit Blut.
Alles in allem kann sich auch die vierte Ausgabe von „Grimm Fairy Tales“ sehen lassen. Die Geschichten sind solider Horror, der Realität und Fiktion interessant miteinander verbindet, so dass die Handlung nicht allzu vorhersehbar ist. Wie immer sind auch die Zeichnungen von angenehm hoher Qualität und sorgen für zusätzlichen Lesegenuss!