Outcast 1: Im Reich der Finsternis (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 29. April 2015 09:16
Robert Kirkman
Outcast 1
Im Reich der Finsternis
(Outcast by Kirkman & Azaceta, Vol. 1: Darkness surrounds him, 2015)
Titelbild und Zeichnungen von Paul Azaceta
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Mark Oliver Frisch
Cross Cult, 2015, Hardcover, 160 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-86425-667-7
Von Christel Scheja
Robert Kirkman ist im Horror-Genre zu Hause, das hat er bereits als federführender Autor von „The Walking Dead“ und mit vielen anderen Arbeiten bewiesen. Nun hat er zusammen mit Paul Azaceta eine neue Saga geschaffen, die bereits auf einer Planungsliste für mögliche weitere Verfilmungen steht.
Der Teenager Joshua führt sich seit einiger Zeit seltsam auf. Er benimmt sich nicht mehr so wie früher, ist gewalttätig geworden und scheut das Licht der Sonne. Deshalb ruft seine Familie, als sie nicht weiter weiß, den Reverend ihrer Gemeinde zur Hilfe. Vielleicht kann dieser mit einem Exorzismus Abhilfe schaffen. Aber was auch immer in dem Jungen steckt, es ist zu mächtig und zäh, als dass er alleine etwas dagegen unternehmen könnte… Da trifft er eines Tages Kyle Barnes wieder, einen jungen Mann mit einem schweren Schicksal, der offensichtlich wieder nach Hause zurückgekehrt ist und laut seiner Schwester in einem von Ungeziefer verseuchten Messie-Haushalt lebt und sich nur noch gehen lässt, seit ihn Frau und Tochter verlassen haben.
Der Reverend erinnert sich aber auch daran, dass der junge Mann etwas ganz Besonderes zu sein scheint. Er zieht das Böse in seinem Umfeld nicht nur wie magisch an, er weiß ihm irgendwie auch zu begegnen und es letztendlich ganz zu vertreiben. Er bekommt ihn mit etwas Überredung dazu, ihn bei der Rettung von Joshua zu helfen… und das tritt eine ganze Welle von Ereignissen los, die auch Kyle daran erinnert, dass er sich nicht ewig verstecken kann, sondern endlich etwas unternehmen muss.
Auch „Der Exorzist“ gehört zu den Klassikern der modernen Horror-Literatur. Daher scheint der Auftakt eine Hommage an den Film und seine Nachfolger zu sein, die Geschichte entwickelt sich aber glücklicherweise anders.
Der erste Band der Graphic-Novel-Serie „Outcast“ nimmt sich die Zeit, den Helden einzuführen und vorzustellen. Durch Rückblenden und Erinnerungen erfährt man nach und nach, welches Schicksal Kyle Barnes mit sich herumschleppt. Er gilt als verrückter Gewalttäter, der nicht einmal vor Frau und Tochter halt gemacht hat… aber nur wenige glauben ihm, dass die Wahrheit eine andere ist. Die Wahrheit istjedoch eine andere – und die kann der Leser im Verlauf der Geschichte entdecken. Aber nicht nur das sorgt für Spannung, auch die Andeutungen, dass Kyle eigentlich schon viel länger im Fokus dunkler Mächte steht, die nur darauf warten, ihn endlich in die Finger zu bekommen. Deshalb endet die Geschichte auch in einem Punkt relativ offen – und macht so Lust auf mehr.
Die Handlung selbst ist leicht verschachtelt, aber überschaubar genug, so dass man nicht durcheinander kommt. Jeder Rückblick dient dazu, mehr und mehr vom Hintergrund des Helden zu enthüllen und so seinen Charakter aufzubauen, was viel mehr Spannung bringt als die actionreicheren Momente. Die nüchternen Zeichnungen und gedeckten, oft dunklen Farben geben dem Comic zudem noch die richtige Atmosphäre und intensivieren die düstere Drohung, die über dem Leben von Kyle Barnes liegt.
Die Figuren sind sympathisch lebensnah gehalten, eher Menschen, wie man sie aus dem Alltag kennt als Superhelden mit besonderen Kräften und oder Monster in humanoider Gestalt, so dass man an ihrem Schicksal schon bald größeren Anteil nimmt. Das Ganze erinnert tatsächlich ein wenig an die Werke von Stephen King, ohne diese jedoch zu kopieren.
Alles in allem spricht „Im Reich der Finsternis“, die Leser an, die geheimnisvolle Geschichten mit einem ordentlichen Schuss Action und Horror mögen und dabei die Elemente, die Stephen Kings Werke so beliebt machten, mit Handlungsmustern aus „Der Exorzist“ in Verbindung bringt, so dass auch dieses Motiv der Grusel-Literatur endlich ganz und gar in der Moderne anlangt.