Kevin Hearne: Verhext – Die Chronik des eisernen Druiden 2 (Buch)

Kevin Hearne
Verhext
Die Chronik des eisernen Druiden 2
(The Iron Druid Chronicles II. Hexed, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Alexander Wagner
Titelgestaltung von Birgit Gitschier
Hobbit Presse, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 364 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-608-93932-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Atticus O’Sullivan ist ein Druide, der es mit viel Geschick geschafft hat, mehr als zweitausend Jahre zu überleben. In Tempe verdient er sich seine Brötchen mittels eines Esoterikladens, der Bücher, Kräuter und Tee für normale und spezielle Kunden anbietet. Seit er die keltischen Götter Aenghus Óg und Bres getötet hat, wird er von mehr Gottheiten aus verschiedenen Kulturkreisen und anderen magischen Wesen zur Kenntnis genommen, als ihm lieb ist.

Dies gipfelt darin, dass er von diversen Seiten aufgefordert wird, den nordischen Gott Thor zu töten, natürlich für entsprechende Gefälligkeiten im Gegenzug. Entschieden lehnt Atticus die Anfragen ab, denn zwischen ihm und dem mächtigen Thor gibt es keinerlei Streitigkeiten – und der Druide möchte gern noch etwas älter werden. Hinzu kommt, dass es genug andere Aufgaben gibt, denen er sich widmen möchte beziehungsweise muss, darunter die Heilung des Landes, das im Kampf gegen Aenghus Ógs teuflische Helfer getötet wurde, die Ausbildung seiner attraktiven Schülerin Granuaile, der Schutz seiner Freunde vor Personen, die ihm schaden wollen, ein Friedenspakt mit jenem Hexenzirkel, der zunächst auf der Seite von Aenghus Óg gestanden hatte…

…und dadurch braut sich schon der nächste Ärger zusammen. Ein rivalisierender Hexenzirkel greift ihn und einige Menschen an, die ihm wichtig sind. Obendrein lässt die Gruppe mehrere Bacchantinnen auf ahnungslose Bürger los mit dem Ziel, diese ein Blutbad anrichten zu lassen. Da Atticus’ Magie gegen diese Wesen wirkungslos ist, muss er sich der indischen Hexe Laksha bedienen, die für ihre Dienste einen hohen Preis fordert: die goldenen Äpfel der Idun, deren Diebstahl prompt Thors Zorn erregen würde.

Im ersten Band der „Chronik des eisernen Druiden“, „Gehetzt“, wurden Atticus O’Sullivan, seine Verbündeten und die Welt, in der sie leben, nebst den Regeln, denen sich alle unterwerfen müssen, ausführlich aus der ironischen Sicht der Hauptfigur geschildert; so ausführlich, dass es schon fast nervig war, denn es dauerte eine Weile, bis die Handlung in Schwung kam. Dies spart sich Kevin Hearne im zweiten nicht wirklich in sich abgeschlossenen Band, „Verhext“, geht er doch davon aus, dass man das vorherige Buch gelesen hat und mit den Hintergründen vertraut ist. Infolgedessen liest sich der Roman sehr viel flotter, da es gleich zur Sache geht durch das Auftauchen neuer Feinde, magische Kämpfe, der Verpflichtung von Verbündeten und heikle Anliegen, denen umgekehrt Atticus für die gewährte Hilfe nachkommen muss.

Obwohl viel passiert und der wesentliche Handlungsstrang zu einem relativen Abschluss gebracht wird, der Autor den humorigen Unterton beibehält und sichtlich Freude daran hat, Mythologie mit moderner Popkultur zu verknüpfen, handelt es sich letztendlich um einen ‚Mittelband’, der Bezüge zu den vorangegangenen Ereignissen knüpft – wer den Band nicht gelesen hat, erfährt das Notwendige, alle anderen erleben regelmäßige Aha-Effekte – und die Weichen für das Kommende stellt.

Vermutlich hat sich Atticus ebenso die ungewünschte Aufmerksamkeit des griechischen Gottes Bacchus zugezogen wie die von russischen Dämonenjägern. Wer von ihnen oder ob gar beide demnächst zuschlagen, verrät vielleicht der dritte Roman, „Gehämmert“, der für März 2015 angekündigt ist. Den Höhepunkt dürfte jedoch der Showdown mit Thor darstellen, der hier sorgfältig eingefädelt wurde. Man darf gespannt sein!

Denn Kevin Hearne versteht es, den Leser in eine fantastische und doch vertraute Welt zu entführen, in der es jede Menge mystischer Geheimnisse zu entdecken gibt, die Action und der Humor nicht zu kurz kommen und auch eine Prise Erotik eingestreut wird. Schätzt man heroische Fantasy, die in Richtung der Bücher von Fritz Leiber („Fafhrd & Grey Mouser“), Lyon Sprague DeCamp („Ein Dämon mit kleinen Fehlern“) und Gordon R. Dickson („Drachenritter“) gehen, dürfte man sich bestens unterhalten fühlen.