Michael J. Sullivan: Der Aufstieg Nyphrons (Buch)

Michael J. Sullivan
Der Aufstieg Nyphrons
Riyria 3
(Nyphron Rising, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Wolfram Ströhle
Titelillustration von Frederico Mussetti
Karte von Michael J. Sullivan
Hobbit Presse, 2015, Paperback mit Klappenbroschur, 444 Seiten, 16.95 EUR, ISBN 978-3-608-96014-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Ihre eigentliche Profession ist das Organisieren von fremdem Eigentum – Diebstahl ist dafür eigentlich ein viel zu profanes Wort, denn Hadrian und Royce haben einen Ruf zu verlieren: sie sind Meisterdiebe und doch haben sie ihren letzten Auftrag in den Sand gesetzt.

Statt das königliche Schwert von Melengar zu entwenden, wurden sie gefasst, fälschlich des Mordes an dem Monarchen angeklagt, von Arista, der Tochter des Königs als Agenten angeheuert und in den Kampf des kleinen Königsreichs gegen die allmächtig scheinende Kirche Nyphrons verwickelt. Ein uralter, natürlich unheimlich mächtiger Zauberer hat seine nicht mehr vorhandenen Finger auch noch im Spiel, die Suche nach dem seit Generationen verschollenen Erben des Reiches kommt hinzu und immer wieder dürfen sie an der Seite der Prinzessin ins gefährliche Abenteuer ziehen.

Nachdem die Kirche eine vermeintliche Erbin gefunden und mit dieser als Strohpuppe auf dem Thron das Imperium ausgerufen hat, wird es eng für Melengar. Nur eine Koalition mit den am Rande des Imperiums lauernden Reichen der Reichen könnte die Annektion Melengars verhindern.

Obwohl ihr Bruder, der Melengar regiert, es ihr untersagt, macht Arista sich eigensinnig auf, Verbündete zu finden. Begleitet von den beiden früheren Dieben, die nun auf Spion umgesattelt haben, geht es durch das vom Imperium besetzte Land. Dabei werden sie gejagt, verraten, Arista fast missbraucht, und entdecken allerlei Wissenswertes. Dass Arista die vergessene Fingermagie beherrscht etwa, oder dass Hadrian der Nachfahre des echten Leibwächters des verschollenen Führers ist; doch damit noch nicht genug…

Vorhang auf zum dritten Band von Michael J. Sullivans insgesamt sechsbändigen High-Fantasy-Epos. Wie wir dies von den ersten beiden bei Klett-Cotta veröffentlichten Bänden gewohnt sind, unterhält uns der Autor auf gewohnten Pfaden wandelnd bestens.

Das Gebotene orientiert sich an dem, was erprobt und Erfolg versprechend ist. Unsere beiden aufrechten Diebe, die sich moralisch integer verhalten, dabei über genügend eigene Rätsel und Geheimnisse verfügen um immer für eine Überraschung gut zu sein tragen die Handlung, auch wenn die eigentliche Hauptperson eine andere ist. Arista steht dieses Mal weit mehr als bislang im Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie, die verwöhnte Prinzessin mit dem eigenen Dickkopf, kann es nicht lassen und bricht einmal wieder mit allen Konventionen. Unerlaubt begibt sie sich ins Reich des Feindes, lässt alle Geborgenheit, Sicherheit und Luxus hinter sich zurück. Dass das Leben auf der Straße dabei hart, entbehrungsreich und anstrengend ist, merkt sie nur zu bald.

Geschickt zeichnet Sullivan dabei die Entwicklung von der verwöhnten, sonst umsorgten Prinzessin hin zu einer Frau, die selbstbewusst auftritt, sich ihrer Haut zu erwehren weiß und die Strapazen schultert. Dass dies nicht einfach ist, dass sie als sie zwei angreifende Ritter, die sie missbrauchen wollen, tötet und an der Tat fast zerbricht, hat der Autor sehr eindringlich und überzeugend geschildert.

Der Plot ist, obwohl eigentlich nicht wirklich viel im sich abzeichnenden Konflikt passiert, relativ straff aufgezogen, der Text liest sich flüssig und spannend, so dass sich die Leser hier gut unterhaltend zurücklehnen können. Zwar sollte man die ersten Romane des Zyklus’ gelesen haben, um die Hintergründe wirklich verstehen zu können, doch das Gebotene dürfte sich auch ohne Vorwissen goutieren lassen.

Gehobene High Fantasy mit hohem Wiedererkennungswert, dabei aber eine der besseren Serien.