Gruselkabinett 96/97: Madame Mandilips Puppen, Abraham Merritt (Hörspiel)

Abraham Merritt & Marc Gruppe (Script)
Madame Mandilips Puppen
Gruselkabinett 96/97
Sprecher: Hans Georg Panczak, Doris Gallart, Helmut Krauss u.a.
Cover von Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2015, 2 CDs, ca. 69 bzw. 53 Minuten, ca. 17,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5114-5

Von Christel Scheja

Abraham Merritt (1884-1943) lebte und arbeitete als Autor und Journalist. Bereits mit 17 Jahren nahm er an Ausgrabungen in Yucatan teil und entwickelte sich später neben Edgar Rice Burroughs und Henry Rider Haggard zu den einflussreichsten Autoren der amerikanischen Abenteuer-Literatur in den 20er und 30er Jahren. Anders als viele seiner Geschichten spielt aber das nun von Titania Medien in zwei Teilen umgesetzte Werk „Madame Mandilips Puppen“ ganz und gar in den Vereinigten Staaten und nicht in einer verborgenen Kultur, die sich über die Zeiten bewahren konnte.

Eigentlich hat Doktor Lowell sein Auskommen und einen ausgezeichneten Ruf. Er ist Leiter einer bedeutenden Klinik und ein anerkannter Facharzt für Neurologie und Geisteskrankheiten. Doch wird er 1931 in seiner Heimatstadt New York gegen seinen Willen in einen Fall mit einbezogen, denn der gefürchtete Gangsterboss Julian Ricori bittet ihn um Hilfe. Er bringt ihm seinen Freund Thomas Peters, der in einen unerklärlichen komatösen Zustand gefallen ist.

Lowell kann dem Mann leider nicht mehr helfen, sondern muss ansehen, wie der Erkrankte stirbt, nicht ohne noch kurz vor seinem Tod hysterisch zu lachen und sein Gesicht entsprechend zu verziehen. Lowell ist entsetzt und muss bei genaueren Nachforschungen feststellen, dass dies nicht der erste Fall seiner Art ist. Schon mehrere Männer und Frauen sind auf diese Weise gestorben. Sie stammen aus den unterschiedlichsten Schichten und Gegenden. Der Arzt denkt an einen Virus und eine Epidemie, aber ausgerechnet Ricori hat einen anderen Verdacht und macht ihn auf die Spur aufmerksam, die beide schließlich zu einem kleinen Laden in einer Seitenstraße führt, wo die alte Madame Mandilip zusammen mit ihrer Nichte Laschna lebt und ganz besondere Puppen verkauft.

Auch wenn die Geschichte die Zivilisation nicht verlässt, bleibt Merritt doch seinem Faible für geheimnisvolle Zivilisationen und alte Mächte treu, denn wie sich kluge Zuhörer schnell denken können, ist gerade die zwielichtige Madame Mandilip nicht ganz von dieser Welt und gebietet über dunkle Mächte, die ihr zwei Gesichter schenken. Sie ist einerseits eine weise alte Frau, dann aber auch die skrupellose Hexe, die längst alle Moralvorstellungen hinter sich gelassen hat.

Wie immer stehen ihr Männer der Gegenwart und der Wissenschaft gegenüber. Gerade Doktor Lowell muss nun schmerzhaft lernen, dass es auch Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die er nicht mit dem Verstand erklären kann.

Durch diesen Clash entsteht eine zwar simple, aber doch spannende Geschichte, die sich gut in ein Hörspiel umsetzen lässt und durch die Aufteilung in zwei Episoden genug Raum erhält, um sich angemessen zu entfalten und doch dabei nicht durch unnötige Abschweifungen in die Länge gezogen wird.

Die Sprecher sind wieder einmal ganz in ihrem Element, vor allem Doris Gallart lebt die ganze boshafte Ader ihrer Figur gekonnt aus und lässt dem Zuschauer oft genug einen kalten Schauer über den Rücken rinnen. Aber auch Sprecher der Männer der Wissenschaft wie Hans Georg Panczak stehen ihr in Nichts nach. Dazu kommt der passende Teppich aus Geräuschen und Musik, die das Wirken der unheimlichen – durch die Macht der Hexe belebten – Puppen umso vorstellbarer machen und den Hörer so von Anfang bis Ende zu fesseln wissen.

„Madame Mandilips Puppen“ muss sich nicht hinter anderen Highlights der „Gruselkabinett“-Reihe verstecken, was die Spannung und Präsentation der Geschichte angeht, denn die sind wieder einmal von höchster Qualität und damit wird auch kurzweiliges Hörvergnügen garantiert.