Greg Sisco: One-Night Stan's (Buch)

Greg Sisco
One-Night Stan's
(One-Night Stan's)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Madeleine Seither
Luzifer, 2014, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 294 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-95835-018-2 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Scud City, Nevada, ist ein kleines Nest, in dem sich eigentlich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Hier passiert nie wirklich viel, die Cops schieben eine ruhige Kugel, das sündigste, das Scud City anzubieten hat, ist die Spelunke, die Nachtclub-Besitzer One-Night Stan unter dem griffigen und passenden Label „Titty Bar“ betreibt. Hierher kommen die Studenten und Ehemänner, wenn sie der Hafer sticht, um sich die Mädchen an der Stange anzuschauen, die ihre Möpse und mehr freizügig zur Schau stellen.

Eines Nachts ist es dann allerdings vorbei mit der Beschaulichkeit. Das organisierte Verbrechen will ein wenig Kleingeld – 250.000 US-Dollar – durch den Ort schleusen, der örtliche Mafiosi bekommt das mit und setzt Stan auf den Deal an. Dass dieser eine seiner Tänzerinnen damit beauftragt, dem Boten die näheren Einzelheiten zu entlocken, erweist sich als ungeschickt, ist die kurvenreiche Dame doch ein Psychopath und foltert ihr Opfer im Whirlpool lieber zu Tode, als dass sie die näheren Umstände der Übergabe erfährt.

Als zwei Studenten die Geldtasche finden und an sich nehmen, ist nicht nur Stan sondern auch die eigentlichen Besitzer, das FBI und ein weltweit gesuchter Serienkiller von Striptease-Girls hinter diesen her, und die Parteien geraten aneinander.

Alles begann um 21.15 Uhr – um 05.45 Uhr sind die allermeisten Beteiligten tot, und das nicht auf die angenehme, saubere und relativ schmerzfreie Art...

Was Greg Sisco hier vorlegt, das ist eine verrückte, abgedrehte Geschichte, die an ein billig gemachtes B-Movie erinnert. Dabei nutzt der Autor geschickt die Erwartungshaltung seiner Leser, um diese bestens zu unterhalten.

Brechen wir es herab: es geht um Sex, Gewalt und Sex. Ja der plakativ-vulgäre Aspekt des Eros spielt immer mit, umso überraschender, dass es kaum einmal zum Akt selbst kommt. Man könnte titeln „das Höschen bleibt an“ dafür wird drunter und drüber in schmutzigen Phantasien und Gewaltorgien geschwelgt. Trash nennt man so etwas gemeinhin, und genau dies will uns der Autor auch anbieten. Das ist primitiv, plakativ und grell, aber ab und an auch fast schon ergreifend, wenn uns der Autor zum Beispiel von seinen Nerds berichtet, die verzweifelt von einem Date mit den Tänzerinnen träumen.

Geschickt spielt Sisco mit Bühnen und Orten, die uns aus entsprechenden Filmen nur zu bekannt sind, reiht Stereotypen aneinander, ohne dass uns dies allzu sehr stören würde. Zu temporeich rast die Handlung voran, wartet ein ums andere Mal ein weiterer Kampf oder eine neue Offenbarung auf uns. Das hat keinen Tiefgang, ist auch stilistisch nicht sonderlich ausgereift, macht dafür aber höllisch Spaß.