Hendee, Barb & J. C.: Dunkelland – Dhampir 3 (Buch)

Barb & J. C. Hendee
Dunkelland
Dhampir 3
(Sister of the Dead, 2005)
Aus dem Amerikanischen von Andreas Brandhorst
Umschlaggestaltung von hilden_design, München unter Verwendung einer Illustration von Max Meinzold
Karte von Penguin Group (USA) Inc.
Lyx, 2009, Paperback 380 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8198-4

Von Irene Salzmann

Magiere, eine Dhampir und der Halbelf Leesil treten in abgelegenen Dörfern als Vampir und Vampirjägerin auf und leben nicht schlecht von der Naivität der einfachen Menschen. Als die beiden genug Geld beisammen haben, lassen sie sich in Miiska nieder und machen eine Taverne auf. Die Ruhe nimmt ein jähes Ende, als sich eine Gruppe Vampire, die bislang unerkannt in der Hafenstadt lebte, von den vermeintlichen Feinden bedroht fühlt. Es kommt zu einer Auseinandersetzung, bei der Magiere und Leesil unerwartet Hilfe erhalten von dem geheimnisvollen Massing Welstiel, der offenbar mehr über die Dhampir und ihr Wesen weiß als sie selbst (Band 1).

Die Vertreibung der Vampire aus Miiska kostete ihren Preis. Magiere und Leesil wurden verletzt, sie haben Freunde verloren, die Taverne muss wieder aufgebaut werden – und die Stadtväter fordern außerdem Steuern. Notgedrungen reisen die beiden nach Bela, um einmal mehr als Vampirjäger aktiv zu werden. Sie begegnen einem alten Feind und erfahren, dass sie schon seit langem manipuliert werden. Leesil wird mit seiner Vergangenheit als Assassine konfrontiert und findet heraus, dass seine tot geglaubte Mutter vielleicht noch am Leben ist. Es gelingt ihm und Magiere, den Auftrag auszuführen, aber zwei mächtige Feinde verbünden sich gegen sie (Band 2).

Die Ereignisse der jüngsten Zeit haben viele Geheimnisse, die sich um Magiere und Leesil ranken, ans Tageslicht gebracht. Das neue Wissen entzweit sie jedoch nicht, sondern stärkt die Bande der Freundschaft und auch der Liebe. Beide wollen endlich aufdecken, wer aus dem Hintergrund die Fäden zieht und wofür sie – in erster Linie Magiere – benötigt werden.
Gemeinsam mit der jungen Weisen Wynn brechen sie nach Osten auf, da sie sich von Magieres Tante Bieja Antworten erhoffen. Anschließend wollen sie weiter nach Norden, um nach Leesils Mutter zu suchen. Sie ahnen nicht, dass sie von Welstiel und Chane, einem Vampir, der besondere Gefühle für Wynn hegt, verfolgt werden.
Obwohl Welstiel die Hinweise auf Magieres Herkunft zu vernichten versucht und verhindern will, dass der unheimliche Zauberer Ubad die Dhampir für seine Zwecke benutzen kann – Welstiel hat selber Pläne für Magiere –, erfährt sie das Geheimnis ihrer ungewöhnlichen Geburt, vom Schicksal ihrer Mutter Magelia, wer ihr Vater war und trifft auf Ubad …

Auch wenn jeder der drei Bände (»Halbblut«, »Seelendieb«, »Dunkelland«) in sich abgeschlossen ist und man sie nicht alle kennen muss, um der Handlung folgen zu können, ist das Vergnügen an den spannenden Romanen um ein Vielfaches größer, nimmt man sie in der richtigen Reihenfolge zur Hand und erfährt nach und nach, wie sich die Geschehnisse und die Beziehungen der Figuren zueinander entwickelt haben, welche Geheimnisse sie belasten und welche Opfer sie bringen mussten, wie sie das Rätsel um ihre Bestimmung zu lösen versuchen.
Nachdem in den beiden ersten Bänden vor allem die Jagd nach Vampiren für Spannung sorgte, konzentriert sich das dritte Buch auf Magieres mysteriöse Herkunft. Infolge kehrt sie in ihr tristes, ärmliches Heimatdorf zurück, wo sie nicht nur Freunde hat. Mühsam trägt sie die einzelnen Puzzlestücke zusammen und findet schließlich heraus, wer ihr Vater war, wie ihre Mutter starb und in welcher Beziehung sie zu Welstiel steht. Tatsächlich ist ihre auch seine Geschichte. Dennoch bleiben viele Fragen offen, beispielsweise, warum ein Vampir ein Wesen zu erschaffen versuchte, das sein natürlicher Feind ist.
Leesils Konflikt mit dem Volk seiner Mutter muss warten – bis zum vierten Buch? In »Dunkelland« passiert so viel, dass die Handlung überfrachtet gewesen wäre, wenn die Autoren auch dieses Thema weiter verfolgt hätten. Durch die Freundschaft von Wynn und Chane wird zudem ein weiteres Problem aufgebaut, denn Magiere und Leesil bekämpften den Vampir bereits in »Seelendieb« und betrachten ihn auch weiterhin als Feind, obwohl er Wynn mehrfach gerettet hat. Wynn kann und will ihn nicht als einen ›absolut Bösen‹ sehen, und auch ihm liegt sehr viel an dem Mädchen. Wie sich ihre Beziehung weiter entwickeln wird nach dem, was ihm zuletzt widerfuhr, bleibt ebenso abzuwarten wie Welstiels nächste Schritte.

Der gelungene Mix aus Horror und Dark Fantasy vermag durch eine mitreißende Story, die mehrere Handlungsebenen und viele Charaktere einbindet, vielschichtige Protagonisten, von denen jeder eine interessante Hintergrundgeschichte hat, und einen flüssigen, packenden Stil zu überzeugen.
Außerdem ist die »Dhampir«-Serie erfrischend anders als die meisten Titel, die gegenwärtig im phantastischen Genre und auch bei Lyx erscheinen. Hat man genug von den immer langweiliger werdenden »Der Herr der Ringe«-Nacherzählungen, den auf einem Rollenspiel basierenden Büchern, welchen man anmerkt, dass der Würfel über den Plot bestimmte, oder den Paranormal Romances, die als Haupthandlung eine mehr oder minder deftige Liebesgeschichte thematisieren, dann wird man von dieser Serie begeistert sein und gespannt auf den nächsten Teil warten.

»Dhampir« wendet sich an Leserinnen und Leser, die abenteuerliche und intelligente Fantasy im Stil von Tanith Lees »Anackire«- oder Michael Moorcocks »Elric«-Zyklus zu schätzen wissen.