Literatur-News

Buch-Tipps zu Weihnachten

Es ist eine bedauerliche Tatsache, dass der Buchmarkt schrumpft. Immer weniger Leser greifen zu Büchern, die Verkaufszahlen sind zumeist - trotz Shutdown - eingebrochen. Die gilt insgesamt für die Belletristik, in besonderem Maße aber für den phantastischen Bereich.

Bastei Lübbe hat die letzte entsprechende, seit Jahrzehnten lancierte Reihe gerade ganz eingestellt, Tor, Piper und Knaur ihr Angebot vermindert. Lediglich Blanvalet/Penhaligon und Heyne haben ihren Ausstoß auf übersichtlichem Level stabil halten können.

Dies gilt auch für den Jugendbuch-Bereich, der als Einziger noch befriedigende Absatzzahlen melden kann. Waren die entsprechenden Programme von Arena, cbj (Random House), One (Lübbe), Ivi (Piper), Loewe und Ravensburger früher gespickt mit phantastischen Titeln, so wurde der Fokus in den letzten Jahren hier deutlich verschoben. Statt Fantasy und Dystopien legen uns die Verlage vermehrt Romane mit einem queeren Hintergrund oder Thriller um depressionsgeplagte oder missbrauchte Jugendliche vor. Diese höchst aktuellen und berührenden Themen treffen den Geschmack eher, als die Abenteuer-Fantasy früherer Jahre.

Um den Trend entgegenzutreten, lassen sich die Verlage zunehmend etwas einfallen. Wenn Sie also noch ein Geschenk für einen phantastischen Buchfreund suchen oder sich selbst etwas Gutes tun wollen, dann hätte ich da ein paar Anregungen für sie.


Im Horror-Bereich buhlen gleich zwei ganz besondere Ausgaben um die Gunst der Fans und Käufer.

Der Festa Verlag legt in einem von Timo Wuerz wunderschön gestalteten Schuber H. P. Lovecrafts Gesamtwerk sämtliche Romane, Erzählungen und Zusammenarbeiten mit anderen Autoren - immerhin alles in allem 102 Geschichten um Cthulhu und Co. satt - als großformatige Paperbacks mit Schwarzweiß-Innenillustrationen vor. Viel Lovecraft in vorzüglicher, werksgetreuer Übersetzung zu einem für diesem Umfang und Aufmachung moderaten Preis.

Auch der Heyne Verlag widmet einen ganz besonderen Band dem Einsiedler aus Providence. „Cthulhus Ruf“ wird in einem Überformat präsentiert. Kongenial von François Baranger farbig illustriert wartet ein wahrer Augenschmaus auf den Käufer.


Im Bereich der Fantasy lässt ein gewisser Patrick Rothfuss weiterhin auf den dritten Teil seiner „Königsmörder-Chronik“ auf sich warten. Um die Zeit, bis der Meister sich vielleicht doch besinnt und uns den abschließenden dritten Band nachreicht zu überbrücken, hat die Hobbit Presse den ersten Roman, „Der Name des Windes“, in einer wunderschön gestalteten Luxusausgabe vorgelegt. 14 Farbtafeln von Marc Simonetti illustrieren das Buch in seinem Schuber, in einem beigefügten Paperback gibt es Bonusmaterial, die handwerkliche Gestaltung ist luxuriös und sehr hochwertig.


Zu guter Letzt kommen wir zur Science Fiction. Hier meldet sich ein Verlag, den wir durch Insolvenz bereits abgeschrieben hatten, mit einer tollen Publikation zurück. In zwei Hardcover-Bänden legt Golkonda Ted Chiangs gesammelte Erzählungen neu und erweitert auf. In den beiden Büchern erwarten den Rezipienten die Geschichten 1990 bis 2020 des wohl zur Zeit interessantesten, weil vielfältigsten und phantasiereichsten Kurzgeschichten-Autors des phantastischen Genres. Erzählungen, die den Leser tief berühren, Storys die fesselnd unterhalten, Geschichten die ebenso tiefgründig wie spannend sind.


Wenn Sie sich oder einem lieben Menschen also etwas Gutes tun wollen, dann kaufen Sie Bücher - nicht zwingend eines oder mehrere der vorgestellten Titel, aber auf jeden Fall Lese-Stoff und diesen möglichst lokal - sonst wird uns die Vielfalt des geschriebenen Wortes in absehbarer Zeit verlorengehen und fehlen.


Carsten Kuhr