Interviews

Im Gespräch mit: Lisa Borowski

Landauf, Landab stöhnen Verlage wie Buchhandlungen, dass die Umsätze zurückgehen. Wenn überhaupt, so könnte man meinen, werden Bücher online geordert - die kleinen Buchhandlungen mit persönlichen Service bleiben auf der Strecke.
Landauf, Landab - nein, das stimmt nicht ganz, im Süden der Republik, genauer in Geretsried, gibt es eine Versandbuchhandlung, deren Umsätze florieren, denen die Leser scharenweise Bestellungen zukommen lassen. Grund genug für unseren Mitarbeiter Carsten Kuhr, einmal das Gespräch mit Lisa Borowski zu suchen, eine der Macherinnen hinter der Bücherbüchse.


Hallo Frau Borowski. Was machen Sie anders, als Ihre Kollegen, warum floriert Ihre Buchhandlung – gibt es da ein einfaches Rezept, damit man die Kundinnen und Kunden an sich bindet?

Hallo Herr Kuhr! Wir lieben Bücher über alles. Wir haben wunderbare Mitarbeiter*innen, die viel Liebe und Fleiß bei der Arbeit mitbringen. Durch die sehr enge Zusammenarbeit sprudeln unsere Köpfe nur vor neuen Ideen, die wunderbar von den Kund*innen aufgenommen werden. Wir verfolgen alle Trends und sind selbst unsere besten Kunden. Ein Rezept gibt es hier nicht, nur ganz viel Ehrgeiz und Leidenschaft.

Sie bieten ja nicht die ganze Bandbreite der monatlichen Novitäten an, sondern suchen sich ganz bewusst einzelne Bücher heraus, die sie dann, dazu kommen wir noch, Ihren Fans, ans Herz legen. Nach welchen Kriterien wählen Sie die Titel aus? Was muss, was kann, was geht nicht? Spielt da vielleicht auch die persönliche Vorliebe mit?

Theoretisch kann beinahe alles. Wir sind sehr offen für die meisten Themen. Was gar nicht geht sind Rassismus, Gewalt, generell Tabuthemen im negativen Sinne. Wir gehen vor, wie beim typischen Einkauf in der Buchhandlung. Ansprechende Cover verleiten uns zum Lesen der Klappentexte. Wenn diese stimmen und wir in die Bücher hineingelesen haben, fällen wir eine Entscheidung. Außerdem lassen wir uns natürlich von Autor*innen verleiten, die wir gerne mögen, oder sie kommen direkt auf uns zu. Die persönliche Vorliebe spielt also definitiv eine große Rolle und die Kund*innen wissen mittlerweile, was wir gerne lesen und wenn sie den gleichen Geschmack haben wie wir, können sie quasi blind bei uns einkaufen und nichts falsch machen.

Geht man auf Ihre Internetseite, so bietet man Einzeltitel, deren Schnitt mit einem zum Inhalt passenden Motiv geschmückt werden, ebenso an, wie Abos. Bei letzteren gibt es die Mordsbüchse (Krimis), die Liebesbüchse (Romance), die Zauberbüchse (Phantastisches) und die monatliche Bücherbüchse mit Exklusivausgaben. Wie kamen Sie auf die Idee, Bücher unterschiedlicher Verlage mit besonderen Farbschnitten zu schmücken und so zu raren Sammelobjekten für die Fans zu machen?

Da hat das Sammlerherz von uns allen gesprochen. Wir lieben einzigartige Bücher, die etwas Besonderes sind. Das Normale kann jeder. Wir möchten das Außergewöhnliche möglich machen. Nach unserer ersten Exklusivausgabe im Februar 2021 („Die Clans von Tokito) - bis heute ein wahres Herzensprojekt für uns - haben wir gemerkt, dass nicht nur wir eine besondere Sammelleidenschaft haben, sondern auch unsere Kund*innen. Das führte dazu, dass Bücher andersherum ins Regal gestellt werden, damit man die besonderen Farbschnitte zu jeder Zeit betrachten kann.

Die Farbschnitte werden von Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gestaltet - gibt es da Vorgaben, orientieren sich die Künstler und Gestalter hier am Inhalt – bekommen diese dann Vorab-Exemplare, so dass sie auf den Inhalt Bezug nehmen können?

Die Vorab-Exemplare bekommen wir und suchen sorgfältig die passenden Motive für die Farbschnitte aus. Da nehmen wir sowohl auf den Inhalt, als auch auf das Cover Bezug, damit das Buch am Ende stimmig aussieht. Unsere Ideen senden wir an unsere Grafikerin, die sie immer wunderbar umsetzt. Je nach Vorgabe hat sie dann noch kreativen Spielraum, oder aber wir haben eine ganz konkrete Vorstellung, die sie nur noch aufs Papier beziehungsweise den Farbschnitt bringt.

Wie funktioniert das technisch - bringen Sie die neu gestalteten Farbschnitte in Digitaldruck bei sich an; sprich haben Sie entsprechende Druckmaschinen bei sich stehen? Wie ist es, wenn der Titel vom ursprünglichen Verlag her schon einen Farbschnitt hatte - wird das drüber gedruckt, oder das Buch erst noch einmal minimal beschnitten um weiße Kanten zu bekommen?

Wir selbst haben keine solche Maschine, sondern es wird von einer Druckerei übernommen. Wenn der Titel schon einen Farbschnitt von Verlagsseite aus hat, treffen wir individuelle Vereinbarungen mit dem Verlag, wie wir die Ausgabe mit unserem Farbschnitt bekommen.

Wie ist es dann, wenn Sie die Paletten der Novitäten fertig zum Versand haben - da muss bestimmt jeder mit anpacken, um die Masse an Paketen zeitnah für den Versanddienst fertig zu machen? Wieviele Menschen sind denn in einem solches Projekt wie einem Bücherbüchse-Buch involviert, wer gehört da zum Team?

Hier haben wir mittlerweile tatsächlich ein tolles Logistikteam mit 8 Mitarbeiter*innen, die ihr Bestes geben, um die Bücher schnell und sorgfältig zu verpacken. Auch unsere Geschäftsführerin scheut sich nicht und packt ständig mit an.

Nun kennen wir dies aus Großbritannien, dass Anderida Books dort einen Teil der Auflage von einem Titel der Konzernverlage aufkauft, diese Paperbacks dann vom jeweiligen Verlag gleich als Hardcover binden lässt und signiert und limitiert ihren Kundinnen und Käufern anbietet. Mit Kass Morgans & Danielle Paiges „Der Club der Rabenschwestern“ haben Sie meines Wissens erstmals, in Kooperation mit dem Heyne Verlag, etwas Vergleichbares auf die Füße gestellt - also ein im Original bei uns als Paperback erschienenes Buch die Weihen des Hardcovers angedeihen lassen. Wie kam es dazu, wie war der Zuspruch Ihrer Fans? Sind Sie da bei Heyne offene Türen eingerannt, oder galt es zunächst Überzeugungsarbeit zu leisten?

Überzeugungsarbeit gibt es beinahe immer zu leisten, wobei die Verlage immer offener werden und sich gerne unsere Ideen anhören. Die Fans sind von solchen Ausgaben begeistert, da es noch mal eine weitere Besonderheit in der Ausstattung ist und ein Hardcover immer wertiger aussieht und tendenziell länger schön bleibt, keine Leserillen bekommt etc. - Da man die Bücher nur bei uns so bekommt, hat man danach ein tolles Sammlerstück im Regal stehen.

Sind da weitere entsprechende Titel in Vorbereitung? Ich habe etwas von T. J. Klunes „Das unglaubliche Leben des Wallace Price“ munkeln hören?

Da wurde fleißig gemunkelt und vielleicht werden die Wünsche sogar dieses Wochenende wahr.

Auffällig ist, dass es bislang keine Zusammenarbeit Blanvalet/Penhaligon gab - lag hier kein Interesse vor, oder gab es die passenden Bücher noch nicht?

Da wir nicht alle Bücher, die erscheinen, mit einem Farbschnitt versehen können, müssen wir gezielt auswählen. Bei Blanvalet/Penhaligon gab es bisher noch keine Farbschnitte, aber bereits tolle Signieraktionen. Wir sind auf keinen Fall abgeneigt und sind stets offen für neue Titel.

Nun muss man wissen, dass derjenige, der bei Ihnen einkauft nicht einfach nur das geschmückte Buch geliefert bekommt, sondern zumeist auch liebevoll überlegte Zugaben - seien es extra gestaltete Lesezeichen, Kerzen, Blubberbomben, Wärmekissen etc.; wie ist hier die Rückmeldung?

Zu 99% sind die Rückmeldungen großartig. Da natürlich nicht jeder den gleichen Geschmack hat, kommt es aber auch mal vor, dass jemandem ein Artikel nicht gänzlich zusagt. Zum Glück haben wir sehr respektvolle Kund*innen, die sich dann einfach auf den nächsten Monat freuen. Feedback freut uns immer sehr und wir sind stets bemüht, die Wünsche umzusetzen.

Immer einmal wieder findet man bei Ihnen auch den Hinweis, dass signierte Ausgaben angeboten werden, teilweise sind Bücher mit Signatureindruck (also keine echte Handsignatur - ist das dann überhaupt „signiert“?) im Angebot. Nach welchen Kriterien wählen Sie die deutschsprachigen wie internationalen Autoren aus, die entsprechend kontaktiert werden, wie kommen Sie mit diesen überhaupt in Kontakt? Läuft das alles über den Agenten und/oder den Verlag, oder sind Sie da direkt im Gespräch?

Wenn die Signaturen in das Buch eingedruckt sind, handelt es sich um eine digitale Signatur. So wurde das Buch zwar nicht handsigniert, aber der/die Autor*in weiß über die Signatur Bescheid und hat sie abgesegnet. Wir finden schon, dass dies dann als signiert gilt. Die Autor*innen werden entweder direkt von uns kontaktiert, oder es läuft über die Verlage/Agenten - das ist ganz unterschiedlich.

Kürzlich haben Sie, - dieses Mal außerhalb eines Abonnements – etwas Neues angeboten – wir kennen Pierce Browns fünfteilige „Red Rising“-Saga von Heyne und Cross Cult. Jetzt werden Sie im Frühsommer die Reihe komplett als Hardcover mit neuen Umschlägen, graphisch gestaltetem Farbschnitt und vom Autor signiert publizieren - Ihre bislang umfangreichste Produktion; wie war das Feedback auf die Ankündigung? Warum ausgerechnet diesen Zyklus?

Wir sind ein großer Fan der „Red Rising“-Saga von Pierce Brown und wollten sie unbedingt als einheitliche Bücher im Regal haben. Was uns besonders wichtig war, war, dass der fünfte Band als ein Band erscheinen soll. Der Aufwand für ein solches Projekt ist gewaltig, aber unglaublich spannend. Beim Feedback haben wir gemerkt, dass nicht nur wir, sondern auch unsere Kund*innen sich sehr auf die fertigen Bücher freuen.

Welche Übersetzung werden Sie nehmen - die von Bernhard Kempen oder die von Claudia Kern?

Beide, da Band 1 bis 3 von Bernhard Kempen und Band 4 und 5 von Claudia Kern übersetzt worden ist.

Mit Kai Meyers „Fürimmerhaus“ hatten Sie bereits einen der ganz großen Namen im Programm - auf welche Bücher sind Sie besonders stolz und wichtiger noch, warum gerade auf diese (ich weiß, das ist wie die Frage, welches Kind man am liebsten mag…)?

Wir sind auf jeden einzelnen Titel sehr stolz, da es eine Ehre ist, ein Buch noch einmal neben seiner normalen Ausstattung mit etwas Besonderem versehen zu dürfen. Einen riesigen Platz in unserem Herzen hat allerdings „Die Clans von Tokito“, da wir mit diesem Titel unsere Farbschnitt-Reise begonnen haben.

Neu im Programm sind Angebote der Rubrik Selfpublisher; auch hier gibt es die Hardcover-Ausgabe nur bei Ihnen, komplett natürlich mit graphisch gestaltetem Buchschnitt und signiertem Exlibris - gehen Sie jetzt also auch den Schritt vom Buchhändler und Buchveredler hin zum Verleger?

Ganz genau. Das haben wir bereits letztes Jahr mit unserer ersten Selfpublisher-Box gemacht und machen wir dieses Jahr wieder. Wer weiß, wohin uns diese Reise noch führt!

Auf welche ganz besondere Überraschungen können sich unsere Leserinnen und Leser noch freuen - gibt es etwas, das schon spruchreif ist?

Es sind dieses Jahr noch einige großartige Luxus-Kollektionen in Planung, die vom Prinzip her so sind wie die „Red Rising“-Saga. Das heißt: Komplett neue Ausstattung, neues Design - alles neu! Eine solche Kollektion ist planungstechnisch schon weit fortgeschritten, weshalb ich Ihnen einen kleinen Hinweis geben kann: Es hat etwas mit der Autorin Jennifer L. Armentrout zu tun. Es sind noch weitere große Projekte in der Planung, die nicht direkt etwas mit unserem aktuellen Sortiment zu tun haben, wo wir uns quasi auf neues Terrain wagen, aber da können wir leider noch keine Details verraten!

Vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben. Wir wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute, weiterhin tolle Bücher/Boxen und ein gutes Händchen für die besonderen Titel, die Sie veredeln.