Lynn J. Moran: Ambassador Crown Club - Lola Leyzard 1 (Buch)

Lynn J. Moran
Ambassador Crown Club
Lola Leyzard 1
Elmquist Editions, 2020, eBook, 1,99 EUR (auch als Paperback erhältlich)

Rezension von Elmar Huber

Die Schulden, die ihr ihr Vater hinterlassen hat, veranlassen Lola Leyzard, eine kreative Art des Geldverdienens zu finden, bei der sie die Fähigkeiten, die ihr der Bühnenkünstler vererbt hat, gewinnbringend einsetzen kann. Die selbsternannte Guerilla-Unternehmerin inszeniert mit dem Ambassador Crown Club - der Name steht sowohl für das Theater, das Lola von ihrem Vater geerbt hat, als auch für ihre ‚Schauspiel‘-Truppe - auf offener Straße Theaterszenen, nicht zur Unterhaltung eines Publikums, sondern um Zielpersonen zu verwirren, abzulenken und aufs Glatteis zu führen.

Haben ihre Aufträge bislang einen eher harmlosen Hintergrund, ein kleines Schauspiel beispielsweise, um Liebesdinge wieder geradezurücken oder ein Streich unter Freunden, wird der Club durch eine zufällige Beobachtung plötzlich in einen Mordfall und eine Entführungswelle verwickelt.

Die Beherrschung von Schauspiel und Maskerade sowie die Fähigkeit zur Improvisation kommt den Clubmitgliedern bei ihren inoffiziellen Ermittlungen zugute, doch Lola muss feststellen, dass ihr Gegner mächtiger ist, als ihr lieb sein kann.


Mit „Ambassador Crown Club“ hat der kleine und bislang sehr feine Verlag Elmquist Editions ein richtiges Highlight für alle Krimi-Leser im Programm, die gern mal abseits der üblichen Schienen unterwegs sind.

Dass eine ‚Ermittler‘-Truppe ihre Gegner mit Hilfe von Maskerade und Trickserei übertölpelt, gab es schon in den TV-Serien „Leverage“, „Deception“ und natürlich im klassischen „Mission: Impossible“. In Buchform, und dann auch noch im Gewand eines vermeintlichen Urlaubs-Krimis, dürfte das jedoch neu sein.

Schon die Figur Lola Leyzard entspricht auf angenehme Weise nicht dem Klischee bekannter Ermittlerinnen. Sie ist der ruhende Pol im Chaos ihrer Truppe und doch irgendwie spröde, auch was Liebesdinge angeht, manches Mal in sich gekehrt und unbedingt loyal ihren Vertrauten gegenüber.

Insgesamt folgt der Roman keinem strikten Krimi-Muster. Über lange Strecken agieren Lolas Gegenspieler aus dem Verborgenen, wie auch sie und der Club selbst dank ihrer Fertigkeiten unterhalb des Radars agieren. Es bleibt vage, wie nahe sich Jäger und Gejagte sind und wie überhaupt diese Rollenverteilung gerade aussieht.

Damit lässt die Autorin Lynn J. Moran viel Platz für Atmosphäre, die sich einerseits aus dieser stets unsicheren Bedrohungslage speist, aber auch aus der wundervollen Stadt Porto als Handlungsort. Als Kontrast zu der Leichtigkeit und Farbenpracht des ‚Touristen-Portos‘ verleihen einige Szenen dem Roman eine kühle und düstere Unterströmung. Ein Noir-Einschlag, der „Ambassador Crown Club“ von üblichen Urlaubs-Krimis abhebt, etwa wenn Lola in einer abgelegenen Geistersiedlung auf Spurensuche ist oder eine alte Fischerin hellseherische Kräfte entwickelt.

„Ambassador Crown Club“ ist ein unkonventioneller Krimi, der auf frische Weise launige Urlaubs-Leichtigkeit mit Noir-Schwerkraft verbindet.