Fables 22: Snow White (Comic)

Bill Willingham
Fables 22
Snow White
(Fables 114-129, 2012/2013)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration von Joao Ruas
Zeichnungen von Mark Buckingham & Shawn McManus
Panini, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 168 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-95798-167-7

Von Christel Scheja

Inhaltlich schließt „Snow White“, die 22. Graphic Novel der „Fables“-Reihe, direkt an den letzten Band an und verfolgt die beiden nach dem Kampf um Mr. Dark begonnenen Handlungsstränge konsequent weiter, um sie am Ende miteinander zu verknüpfen und in einen zeitlichen Zusammenhang zu stellen.

Zum einen ist da die Revolution in Oz, Sie scheint zu einem jähen Ende zu kommen, da Bufkin der Affe in Gefangenschaft geraten ist und gehängt werden soll. Aber Lili Martigan, das Gerstenkorn-Mädchen, das ihn so sehr liebt, setzt ihre ganze Zauberkraft ein, um ihn aus der misslichen Lage zu retten und dem Kampf gegen den despotischen Kaiser zum Erfolg zu wenden, damit das Land von Oz endlich wieder frei sein kann. Doch welchen Preis wird der Sieg von ihnen allen fordern?

Derweil kehren die Fables in das Schwarze Schloss zurück. Nun, da Mr. Dark besiegt ist, müssen sie die Trümmer des letzten Gefechts beseitigen und überlegen, was sie nun tun werden: wieder ihr altes Fabletown genießen oder in die Stammlande zurückkehren, die ebenfalls wieder frei sind?

Während Bigby Wolf sich auf die Suche nach seinen beiden entführten Kindern macht, übernimmt Snow White die Koordination der Arbeiten und versucht, das Chaos zu entwirren. Erschwert wird ihr die Aufgabe allerdings, als plötzlich jemand auf der Bildfläche erscheint, der mit der Arroganz eines Prinzen uralte Ansprüche auf sie geltend machen will. Denn einst – vor langer, langer Zeit –, war sie Prinz Brandish, einem anderen Mann versprochen, der sie sich nun holen und zu seinem Weib machen will – und ihre Ehe mit Bigby mehr als nur mit Füßen tritt...

Auch wenn die epischen Kriege ein Ende gefunden haben, die Geschichte der Fables ist noch lange nicht zu Ende erzählt, wie sich jetzt zeigt. Gerade die Familie von Snow White und Bigby Wolf ist in den letzten Bänden in den Mittelpunkt gerückt, scheint das Schicksal der Enkel des Nordwinds, doch viel mehr Bedeutung für die Welt der Fables zu haben, als man denkt. Selbst die Partnerschaft zwischen dem „Bösen Wolf“ und der tatkräftigen Heldin, die selbst nicht unbedingt eine Prinzessin ist, bietet genug Zündstoff, wie sich jetzt wieder zeigt, taucht doch jemand auf, der bisher keine Rolle spielte – und enthüllt erstmals auch ein düsteres Geheimnis aus Snow Whites Vergangenheit.

Gerade der neue Gegenspieler hat es in sich, scheint er doch genau zu wissen, wie er seine Auserwählte anpacken muss, damit sie sich nicht gegen ihn wehren kann. Arrogant genießt Prinz Brandish es, seine Macht auszuspielen und dabei seine unsympathischen Seiten zu zeigen. Die Künstler stellen ihn bewusst als besonders hübsch dar, um wieder einmal klar zu machen, dass das Übel nicht immer nur mit einer hässlichen Fratze daher kommt. Die Macher bedienen zwar auch in diesem Zusammenhang wieder vieler Klischees, wissen diese aber gelungen zu variieren.

Am Ende ist die Welt der Fables deutlich durch sein Erscheinen und seine Forderungen erschüttert worden, hat die Geschichte eine Wendung erhalten, die erneut Lust darauf macht, zu erfahren, wie es denn weitergehen wird. Denn es sieht übel für die Welt und die Helden aus, die man als Leser zu schätzen gelernt hat.

Der Unterhaltungswert der „Fables“-Reihe ist ungebrochen, fällt den Machern doch auch jetzt immer noch genug ein, um die Leser bei der Stange zu halten und neugierig auf mehr zu machen, da die neuen Wendungen so Einiges auf den Kopf stellen, was bisher liebgewonnen wurde.