Daniel Schenkel (Hrsg.): Erwachen – Sarturia Macabre Sammelband I (Buch)

Daniel Schenkel (Hrsg.)
Erwachen – Sarturia Macabre Sammelband I
Sarturia, 2013, Taschenbuch, 288 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-940830-13-5 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Ich werde es nicht leid, eine Lanze für Anthologien im Allgemeinen und Horror-Kollectionen im Besonderen zu brechen.

Vor einigen Wochen stieß ich dabei auf die von Daniel Schenkel herausgegebene „Sarturia Macabre“-Reihe, deren dritter Band mit qualitativ ungewöhnlich hochwertigen Geschichten aufwarten konnte. Meine Neugier war geweckt, so dass ich mir die beiden ersten Sammelbände besorgt habe.

Vorliegender erster Band der Edition lässt die großen Namen noch vermissen, überzeugt aber inhaltlich. Auffällig ist, dass bis auf den Betrag Daniel Schenkels vorwiegend ganz kurze, pointierte Texte des Makabren auf den Leser warten. Immer wieder nutzen die Autoren dabei bekannte Grundthemata der unheimlichen Literatur – das Geisterhaus, das Böse, das in die Alltagswelt eindringt, die Einsamkeit ihrer Protagonisten –, um uns davon ausgehend ihre Geschichten zu erzählen.

So unterschiedlich die Beiträge inhaltlich sind, so erfreulich ist doch das sprachliche Niveau der Texte und das Gefühl der Bedrohung, der Angst, die diese beim Leser auslösen. Dabei nutzen die Verfasser die gesamte Bandbreite der Literatur des Makabren, wobei auf große Splatter-Szenen verzichtet wird.

Nicht alle Beiträge konnten mich in jeglicher Hinsicht überzeugen, doch die gebotene Bandbreite der Erzählungen und deren handwerkliche Ausführung bieten dem Freund der Phantastischen Literatur auf jeden Fall interessante Lesestunden.

Herauszuheben aus der im Buch aufgenommenen Texte sind meines Erachtens die Beiträge von Herausgeber Daniel Schenkel, von Regina Müller sowie Caty Guderjahns zweiter Beitrag, die mir persönlich am besten gefallen haben. Stilistisch sicher, inhaltlich packend, unterhalten diese besonders dicht, punkten mit herausragender Atmosphäre und skurriler Überraschungen.

Folgende Storys erwarten den Rezipienten:

Silke Schulz’ „Abendessen mit einem Freund“: Ordnung muss sein, das ist die oberste Maxime eines in die Jahre gekommenen Mannes, der das Savoir Vivre ebenso hochhält, wie seine lukullischen Kreationen – auch wenn er für diese selbst schlachten muss; das fulminante Essen entschädigt ihn allezeit für die Mühe, wie er einem Freund beweist…

Adela Schulz’ „Der Maskenball“ stellt uns einen Witwer vor, der in ein altes Anwesen zieht und dort des Nachts zu einem gar besonderen Ball eingeladen wird.

In Cathy Guderjahns „Erwachen“ wacht ein Lehrer eines Morgens auf und findet sich in einer Welt wieder, die geprägt ist von der Abwesenheit seiner Mitmenschen

Reni Zawrel entführt uns in „Blood Rings“ an das Set eines billig gemachten Horror-Films – und das über Nacht…

Monika Gröbers „Ein Tag in Jena“ berichtet uns von einer jungen Frau, die vor Jahren als Mutprobe ins Haus einer vermeintlichen Hexe einstieg – und nun von ihrer Vergangenheit eingeholt wird.

Daniel Schenkels „Es sieht mich“ entführt den Leser nach Muehrenberg, einer kleinen Ortschaft, in der sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Thomas, ein junger Historiker, hat dort seine erste Festanstellung gefunden – meinte er zumindest; bis er im Ort eintrifft und auf maskierte Puppenwesen, gelbe Schwaden, die Luft und Sicht verpesten, und einen mysteriösen Mann stößt, der von ihm verlangt, aus einem baufälligen Gebäude ein schwarzes Buch zu holen…

Marco Ansing widmet sich in „Rastlos im Museum“ dem angesagte Zombie-Thema auf ganz eigene Weise.

Martina Pawlks „Wie ein grauer Nebelschleier“ entführt uns kurz vor Allerheiligen auf den Friedhof.

Andreas Groß’ „Nur eine Stunde“ zeigt uns eine betörend attraktive Frau, die von einem Fluch heimgesucht wird.

Regina Müllers „Versteinerte Zeit“ berichtet von einer Expedition in den südamerikanischen Dschungel, der die Archäologen vor Dutzenden von Jahren zu einer verlassenen Stadt eines Geistervolkes führte.

Reni Zawrels „Es fährt ein Zug...“ erzählt von der einzigen Reisenden im Nachtzug nach Wien und deren Geschichte.

Cathy Guderjahns „Eiskalt“ erzählt die Geschichte eines eiskalten, brutalen Geschäftsmannes, der Zeit seines Lebens kein Mitleid kannte – bis er selbst zum Opfer wird.

Andreas Zwengel berichtet in „Im Auge des Betrachters“ davon, wie eine Entrümpelungsfirma eine alte Villa über Nacht leer räumen soll. Insbesondere die vielen in jedem Zimmer aufgehängten Spiegel sollen erst verhängt, dann zerschlagen werden – warum wohl?

In Dieter Königs „Licht am Ende des Tunnels“ versetzt man fünf junge Studenten in ein Habitat, um deren Reaktionen zu testen – doch um was geht es genau, und wo befinden sich die Testpersonen?