phantastisch! Ausgabe 48 (Magazin)

phantastisch! Ausgabe 48
Atlantis, 2012, Magazin, 76 Seiten, 5,30 EUR (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Nun erscheint die „phantastisch!“ bereits zum zweiten Mal beim Atlantis Verlag. Das Magazin mag vielleicht nicht ganz so bekannt sein, wie es „Nautilus“ und „Geek!“ sind, scheint aber eine solide Basis an Lesern und Abonnenten zu haben, sodass das Konzept auch weiterhin aufgeht.

Die neueste Ausgabe konzentriert sich weniger auf Film und Fernsehen als auf das geschriebene Wort oder das gezeichnete Bild. Zwar werden aktuelle Entwicklungen nicht ganz übersehen, sie werden aber auch im Zusammenhang betrachtet und mit den literarischen Vorlagen und/oder Ablegern betrachtet, wie etwa bei George R. R. Martins „Game of Thrones“, bei uns besser als „Das Lied von Eis und Feuer“ bekannt.
Stand in der letzten Nummer noch die Science Fiction im Vordergrund, so ist es diesmal eher die Fantasy in all ihren Spielarten. Das merkt man an den Interviews mit Michael Peinkofer, Jesse Bullington, Ben Aaronovitch und Alex Bledsoe, aber auch an den Artikeln und Essays, in denen schreibende Jugendliche zu Wort kommen und sich damit auseinandersetzen, wie leicht oder schwer sie es wirklich haben, und ob sie vielleicht auch schon für Erwachsene schreiben können.
„Eine Kuckucksuhr als Schrittmacher – Die Mechanik des Herzens“ macht auf ein eher außergewöhnliches Werk aufmerksam, während sich Christian Endres „Ein Tanz mit Drachen“ genauer anschaut, die neuesten Romane aus der Erfolgsreihe von George R. R. Martin.
In Anknüpfung an die letzte Nummer beschäftigt sich Christian Hoffmann nun auch mit „Der Weltuntergang und andere Katastrophen“, passend zum bedeutendsten Datum dieses Winters. Bernd Robker wagt unter anderem den Vergleich zwischen Fantasy und Science Fiction. Sind die Genres wirklich so verschieden? Und wenn ja, wo genau?
Dazu kommen Betrachtungen zu Horrorcomics, die vor dem Hintergrund des Krieges spielen, und ein Bericht vom Erlanger Comic Salon.

Alles in allem präsentiert die neueste Ausgabe eine interessante Mischung aus Artikeln, Berichten und Interviews, die diesmal alle Genres abdecken und so auch Fantasy- und Horrorfans Lesestoff bieten. Die Artikel sind ausführlich und regen zum Nachdenken an, sodass es diesmal nicht viel ausmacht, dass die Kurzgeschichte fehlt.

Dabei fällt besonders auf, dass sich die Autoren und Redakteure nicht unbedingt nur mit den Bestsellern und massentauglichen Werken beschäftigen. Oft genug werden Bücher, Comics und Filme genannt, die auf dem Markt eher ein Schattendasein führen und kaum beachtet werden, weil sie nicht mal eben zwischendurch zu konsumieren sind. Auch die Autoren, die dahinterstehen, sind eher unbequem und eigenwillig, haben nicht all ihre Kreativität den Anforderungen des Marktes angepasst, auch wenn sie diesen nicht außer Acht lassen.

Die beiden jugendlichen Autoren machen deutlich, dass es heute nicht mehr ganz so einfach ist, mit unter zwanzig Jahren von den Verlagen und Agenturen ernstgenommen zu werden, nachdem die Welle wieder abgeflaut ist, die Christopher Paolinis Erstling folgte.

In einer Zeit, in der britische Serien wieder den deutschen Markt erobern, erinnert Olaf Brill an „Q wie Quatermass“ vermutlich die erste Science-Fiction-Serie aus britischer Produktion, die sich in Aussage und Machart nicht von der Stimmung des Kalten Krieges beeinflussen ließ, sondern bewusst andere Werte hervorhob und zum Nachdenken anregte, wenn man sich darauf einlassen konnte.

Alles in allem kann sich auch diese Ausgabe der „phantastisch!“ sehen lassen. Das Magazin verfolgt weiterhin seine Intention, sich mit interessanten Themen und Werken abseits der Bestseller zu beschäftigen und auch beliebte Themen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Hier schreiben Fans für Fans, die gerne einen Blick über den Tellerrand wagen und offen für ungewöhnliche Werke aus den Bereichen Fantasy, Science Fiction und Horror sind, die sonst eher in der Masse der seichten Produkte untergehen.