Gruselkabinett 59: Das violette Automobil, Edith Nesbit (Hörspiel)

Gruselkabinett 59
Edith Nesbit & Mark Gruppe (Script)
Das violette Automobil
Sprecher: Solveig Duda, Doris Gallart, Eckart Dux, Roland Hemmo, Monika Barth, Sophia Abtahi, Michael Schwarzmaier
Cover: Firuz Askin
Titania Medien, 2011, 1 CD, ca. 65 Minuten, ISBN 978-3-7857-4530-4

Von Christel Scheja

Edith Nesbit (1858-1924) ist den meisten vermutlich eher als Kinderbuchautorin bekannt, die solche Bücher wie „Die Schatzsucher“, „Feuervogel und Zauberteppich“, „Die Kinder von Arden“, „Der Traum von Arden“ und „Das verzauberte Schloss“ verfasste. Ihre Geschichten tendierten dazu, nicht belehrend zu sein, sondern eher spannend und unterhaltsam – ihr wird der Beginn der Abenteuerliteratur für Kinder zugeschrieben. „Das violette Automobil“ ist dagegen eine eher unbekannte Gruselgeschichte aus ihrer Feder.

England, Anfang des 20 Jahrhunderts: Georgia Kane arbeitet freiberuflich als Krankenschwester, weil sie Freude daran hat, Menschen in ihrem eigenen Zuhause zu helfen und selber mit ihnen zu bestimmen, wie die Pflege aussehen soll. Ob jung oder alt, sie kümmert sich mit liebevoller Leidenschaft um die, die Hilfe bedürfen. So folgt sie auch gerne der Einladung des alten Ehepaares Eldrige nach Südengland, um sich dort um einen Kranken zu kümmern. Die alten Leute nehmen sie gleich sehr freundlich auf. Georgia fühlt sich sofort sehr wohl, auch wenn das Haus sehr einsam an der Steilküste der Downs gelegen ist. Doch sie ist schon bald irritiert, denn wem soll sie eigentlich helfen? Der Dame des Hauses, wie Mr. Eldrige behauptet, oder umgekehrt? Denn in dieser Sache sind sich die beiden ziemlich uneins und widersprechen sich immer wieder. Und das ist nicht das einzige Geheimnis, das auf die gutmütige, wenn auch etwas naive junge Frau wartet.

„Das violette Automobil“ ist eine der Geschichten, die sehr zurückhaltend mit den übernatürlichen Elementen arbeiten und zunächst nicht nur die Hauptfigur irritieren. Doch wenn das Unheimliche erst einmal ans Licht kommt und sich die einzelnen Mosaiksteine zu einem Bild zusammenfügen, dann versteht man nicht nur vieles besser sondern spürt auch einen Schauder über den Rücken rinnen.

Das Hörspiel fängt diese Schauer-Atmosphäre sehr schön ein. Vor allem Solveig Duda trägt die Geschichte, weil sie einerseits die Naivität der Heldin gekonnt in Szene setzt, aber auch deren Verwirrung und langsames Verstehen der Ereignisse um sie herum. Auch die anderen Sprecher tun ihr Übriges, um die Atmosphäre zu vertiefen und den Zuhörer in den Bann zu schlagen. Dazu passen auch die subtil eingesetzten Soundeffekte.

Alles in allem braucht es keine Action, um das Hörspiel spannend zu machen. Gerade die schrittweisen Enthüllungen und die Erkenntnisse, die sowohl die Hauptfigur als auch die Zuhörer daraus ziehen können, wissen zu fesseln, sodass man es fast bedauert, dass die Geschichte nach gut einer Stunde ihr Ende findet.

Damit ist „Das violette Automobil“ wieder eine der kleinen Perlen der Reihe „Gruselkabinett“ vor allem für all diejenigen, die gepflegten englischen Grusel mögen, bei dem es nicht auf den Ekelfaktor sondern das Ambiente ankommt.