Michelle Stöger (Hrsg.): Maria, Mord und Mandelplätzchen (Buch)

Michelle Stöger (Hrsg)
Maria, Mord und Mandelplätzchen
Knaur, 2011, Taschenbuch, 330 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-426-51013-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Gunther Barnewald

Das vorliegende Taschenbuch versammelt 13 meistenteils vergnüglich zu lesende Krimi-Kurzgeschichten deutscher Autoren zum Thema Weihnachten. Dabei ist es sehr erfreulich, dass neben einigen Highlights auch viele gutklassige Erzählungen enthalten sind, und nur wenige Storys mit abgedroschenen (vor allem die üblichen Selbstjustiz-Rachegeschichten) oder fehlenden Ideen langweilen.

Auf der positiven Seite sind vor allem einige wunderbar lakonische Storys hervorzuheben. So variiert Nicola Förg das „Immer-Ärger-mit Harry-Motiv” aufs Ergötzlichste, lässt Richard Birkefeld ein ganzes Familienfest sozusagen in Flammen aufgehen und zur Massakerstätte werden und Ingrid Noll schildert humorvoll-gallig den Versuch einer Domina, ausgerechnet zu Weihnachten ihren Beruf aufzugeben. Sabine Thomas strapaziert die Nerven der Leser mit einer atemberaubenden Erzählung, die nur tiefste Verzweiflung und schlussendlich furiose Wut beim Leser auslösen können, denn die Protagonistin wird ausgerechnet dann zum Opfer eines vermeintlichen Handtaschendiebstahl, als sie ihr großes Lotteriegewinnlos in dieser befördert. Dabei ist der Plot, den die Autorin am Ende noch aus dem Hut zieht, von allerfeinster Hinterfotzigkeit.

Petra Buschs grimmige Kurzgeschichte ist zwar eher humorfrei (sieht man von der Schilderung schräger Charaktere ab), aber der Autorin gelingt es meisterhaft eine bedrohlich-düstere Atmosphäre zu erzeugen, wenn sie auf zwei verschiedenen Zeitebenen von miteinander verknüpften tödlichen Gewalttaten berichtet. Erwähnenswert ist auch Marita Erfurths Story, die geschickt auf den Pfaden ihres genialen Vorgängers Cornell Woolrich wandelt, indem sie ein völlig gelähmtes Schlaganfallopfer zum Beobachter einer kriminellen Handlung und zum Ich-Erzähler macht. Tatjana Kruse und Sandra Lüpkes erzählen jede für sich sehr locker von einem missglückten Raubüberfall und auch Helga Beyersdörfer überzeugt mit einer Rachestory, die durch die Allianz zweier Nachbarinnen über das übliche Klischee hinaus gehoben wird. Schließlich berichtet Zoe Beck in „Dorianna” von einer Frau ohne Gedächtnis mit Schlafproblemen, die ein erschreckendes Geheimnis hinter ihrer Amnesie entdeckt.

Auch die meisten anderen Geschichten sind goutabel, wenn auch längst nicht so „wohlschmeckend” wie die erwähnten, sodass die vorliegende Anthologie eigentlich unter jeden Weihnachtsbaum eines Krimifans gehört, wenn er denn bereit ist, auch kürzeren Texten mal eine Chance zu geben.

Hut ab vor der Herausgeberin Michelle Stöger, denn ihr ist es gelungen eine Anthologie zusammenzustellen, die kaum schwächeren Texte beinhaltet und die an den besten Stellen hochgradig vergnüglich und unterhaltsam ist.