P. C. Cast: Ausersehen – Tales of Partholon 1 (Buch)

P. C. Cast
Ausersehen
Tales of Partholon 1
(Goddess by Mistake / Divine by Mistake)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Ivonne Senn
Mira, 2011, Paperback, 526 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-89941-855-2

Von Carsten Kuhr

Shannon Parker, eine fünfunddreißigjährige Highschool-Lehrerin aus Broken Arrow, Oklahoma, hat endlich Sommerferien. Zeit, die brachliegenden Nerven wieder zu beruhigen, Kräfte zu sammeln und ihren Hobbies nachzugehen. Ihr liebstes Freizeitvergnügen, nachdem sie ihren Exmann davongejagt hat, ist es, auf Flohmärkten und privaten Versteigerungen auf der Jagd nach Antiquitäten zu gehen. Bei einer solchen Versteigerung stößt sie auf die Replik einer Jahrhunderte alten Urne, die eine Abbildung der Göttin Epona ziert – einer Göttin, die ihr äußerlich verblüffend ähnelt bis hin zur sternenförmigen Narbe auf ihrer Hand.

Mit unverschämtem Glück gelingt es ihr, die Urne für einen lachhaften Preis zu erwerben. Auf der Rückfahrt nach Hause kommt es zu einem Unfall – als sie wieder zu sich kommt, ist sie nicht länger in ihrer gewohnten Welt. Stattdessen wurde ihr Geist in den Körper der Hohepriesterin der Epona transferiert – eine Zicke, wie sie im Buche steht, vor der ihre Sklaven sich ebenso fürchten wie ihr Verlobter – richtig, kaum in der archaischen Welt angekommen, noch erschlagen von den Eindrücken und der Akzeptanz der neuen Situation, sieht sie sich auch schon vor den Traualtar gezerrt. Ihr Bräutigam, ClanFintan, ist ein durchaus ansehnliches Mannsbild – bis auf die vier Hufe, die seinen Zentaurenkörper zieren. Zwar kann sich der Zentauren-Schamane auch in einen Menschenkörper wandeln, und unsere Pferdenärrin hatte immer schon ein Faible für Pferde, doch dass ihr Bräutigam sie beißt, das geht ihr dann doch zunächst ein wenig zu weit.

Doch noch bevor sie ihren Galan in die Schranken weisen kann, überfallen finstere, längst besiegt geglaubte Kreaturen die Burg ihres Vaters, meucheln alle Krieger und verschleppen die Frauen und Kinder. Zusammen mit CanFintan und seiner Eskorte macht sie sich auf, das Böse zu bekämpfen…

P. C. Cast ist dem Leser Phantastischer Literatur wahrlich keine Unbekannte. Zusammen mit ihrer Tochter verfasst sie die internationale Bestsellerreihe um das House of Night. Doch schon lange, bevor sie mit der Urban Fantasy die Bestseller-Listen diesseits und jenseits des Atlantiks eroberte, legte sie, damals noch im Alleingang, eine Trilogie vor, die inhaltlich dem Gewohnten verhaftet bleibt. Da wird eine nicht mehr ganz junge aber attraktive Frau aus ihrer heilen Welt gerissen und in eine archaische Umwelt versetzt. Natürlich kommt sie nicht im Körper einer rechtlosen Dienerin zu sich, sondern steht an der Spitze der Herrschaftspyramide. Energisch muss sie sich, begleitet und unterstützt von neuen Freunden, dem Bösen in den Weg stellen. Soweit das gewohnte Bild.

Was den Roman dann aber zur angenehmen und durchaus spritzigen Lektüre macht, das ist die Art und Weise wie die Autorin ihre Ich-Erzählerin die Geschichte darbieten lässt. In ihrer selbstironischen Art und Weise berichtet uns Shannon von den Abenteuern, streut immer wieder humorvoll-sarkastische Seitenhiebe und Reminiszenzen auf aktuelle Gestalten ein, und sorgt so für eine ungewohnte Auflockerung des Plots. Das erotische Element wird lediglich angedeutet, stattdessen setzt die Autorin, und dies überraschend gekonnt, darauf, sich den gewohnten Archetypen zu verschließen, diese wenn dann durch den Kakao zu ziehen und den Leser so zu unterhalten.

Das hat Pepp und Unterhaltungspotential, liest sich angenehm ohne großen Tiefgang und wurde vom Verlag mit einer großformatigen Paperbackausgabe zum Preis eines Taschenbuchs geedelt.