Die Meisterkartographen 2: Die Türme von Floovant & Der Kristall von Carmerlot (Comic)

Die Meisterkartographen 2
Die Türme von Floovant & Der Kristall von Carmerlot
(Le Maîtres Cartographes: Le Tours du Floovant; L'Éclat de Camerlot)
Text: Christophe Arleston
Zeichnungen: Paul Glaudel
Farben: Yves Lencot
Übersetzung: Delia Wüllner-Schulz
Lettering: Dirk Schulz
Splitter, 2011, Hardcover, 96 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-3-86869-178-8

Von Frank Drehmel

Meisterkartograph Archim Decamp und sein neuer Lehrling, Oliver, der Dieb, sind nach ihren Abenteuern in Agruntone in das Institut von Aramantes zurückgekehrt. Viel Zeit, die angenehmen Dinge des Lebens – Wein, Weib und Gesang – zu genießen bleibt ihnen jedoch nicht, weil Olivers Vater nach seinem Kind verlangt.

Daher machen sich Archim und sein Lehrling auf in die Heimat des Jungen, das weit entfernte Floovant, das gleichzeitig den einzig nennenswerten Wald auf dem Stadtplaneten Dandalos beherbergt. Doch schon ihre Ankunft steht unter keinem guten Stern: obgleich Oliver der Sohn eines Meisters des Waldes ist, schert sich der pflichtbewusste Konnetable Epopre nicht um die Beziehungen des Jungen, sondern lässt die beiden Neuankömmlinge sofort nach ihrem Grenzübertritt verhaften, da Oliver in der Vergangenheit zahlreiche Straf- und Schandtaten begangen hat. Zwar kommen Archim und sein Lehrling nach kurzer Zeit frei, der Junge kann seinen Vater in die Arme schließen und Epopre erhält einen Rüffel von seinem Vorgesetzten, aber die Probleme fangen erst an: als Olivers Vater von Unbekannten entführt wird, machen sich die Kartographen an die Verfolgung und werden prompt vom Konnotable als Mittäter verdächtigt. Damit müssen die beiden nicht nur den zahlreichen Gefahren des Waldes trotzen, sondern haben einmal mehr eine Obrigkeit auf den Fersen, deren Anführer die Jagd als persönliche Angelegenheit betrachtet. Und da nützt es auch wenig, dass ihnen die dralle und nicht auf den Kopf gefallene Tochter Epopres, Lumilla, beisteht.

Von Floovant führt die Spur der Sapientisten, die mutmaßlich hinter der Entführung steckten, in das Königreich der Sulpanischen Dynastie, nach Florack. Mittlerweile zu dritt – Lumilla hat sich den beiden Freunden und Kollegen angeschlossen – stolpern sie mitten in die drei Wochen dauernden Feierlichkeiten anlässlich eines Jubiläumsfestes der Dynarchin, kommen also in eine Stadt, die mit ihren frivolen, hedonistischen Lustbarkeiten einem Tollhaus gleicht. Hier sollen und wollen sie einen gewissen Carmerlot aufsuchen, um Näheres über die Verschwörer zu erfahren, geraten aber zum einen dank Olivers flinken Fingern, die gerne mal in fremde Taschen langen, einmal mehr in Konflikt mit der örtlichen Obrigkeit und sind zum anderen nach wie vor das Ziel von Attentätern.

Verglichen mit dem ersten Doppelband wirken die beiden Geschichten dieses zweiten Albums deutlich frischer und exotischer. Auch wenn Arleston immer noch nicht das Potenzial ausschöpft, dass der Hintergrund eines Planeten, dessen gesamte Oberfläche von einer einzigen Stadt überzogen ist, böte, so bekommt man als Leser nun die Ahnung von einer besonderen Welt. Die Handlung selbst ist weniger tiefsinnig, als abenteuerlich und actionreich, getragen von Figuren, die zwar relativ eindimensional wirken, da sie in ihren stereotypen Verhaltensweisen gefangen scheinen, die aber immerhin sympathisch sind. Konstatieren muss man in diesem Zusammenhang allerdings, dass das Frauenbild, welches uns Autor und Zeichner vermitteln, geeignet ist, feinfühligen Männerinnen die Zornesröte ins Gesicht zu treiben.

Abgesehen davon erscheint das Artwork trotz des oftmals monolithischen, schweren Ausdrucks von Figuren und sonstigen Bildelementen insgesamt munterer als im Vorgängerband, da Glaudels Duktus zuweilen sogar regelrecht beschwingte Formen annimmt. Lediglich die zurückhaltende, blasse Koloration bietet wenig Anlass zu Freude, da sie – abgesehen von einigen wenigen Seiten – der Exotik des Settings nicht wirklich Rechnung trägt.

Fazit: Zeichnerisch und inhaltlich deutlich munterer als der erste Band schrammt dieses zweite Album immerhin schon die Grenze von belanglos zu interessant, wobei wirklich Bahnbrechendes zwar noch nicht geboten wird, aber der gute Wille schon deutlich erkennbar ist. Freunde leichter, abenteuerlicher Phantastik können bedenkenlos einen Blick riskieren.