Alexey Pehov: Der Nachtclan - Das Reich der blauen Flamme 2 (Buch)

Alexey Pehov
Der Nachtclan
Das Reich der blauen Flamme 2
(Sinjeje plamja, 2015)
Übersetzung: Christiane Pöhlmann
Titelbild: Stephanie Gauger
Piper, 2021, Paperback, 416 Seiten, 18,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Vor langer, langer Zeit, Generationen ist es her, wandelten die Magier göttergleich auf Erden. Sie schufen Rassen, sorgten für Lebensraum und für Frieden. Dann erschütterte ein Zwist die Idylle - verlustreiche, gnadenlos geführte Kriege löschten ganze Völker aus, die Magier selbst bekämpften sich, bis von ihnen keiner mehr übrig blieb.

In dieser Welt begegnen wir vier Menschen, die vom Schicksal oder einem vergessenen Gott zusammengeführt wurden. Auf ihrem Weg begegnen ihnen Schausteller und Artisten, Assassinen und Händler, Politiker und Despoten. Verfolgt von dem Assassinenorden machen sie sich auf, die Geheimnisse der Vergangenheit zu lüften - leben doch - verborgen mitten unter ihnen - die Erben der alten Völker.

Ihre Reise führt sie quer durch die Reiche zu einer lange vergessenen, legendären Stadt einer verschwundenen, vielleicht ausgestorbenen Rasse. Nur hier könnten sie Heilung von dem dunkle Mal, das das Leben des Hochseilartisten Theo bedroht finden, vielleicht gar die Magie zurück in die Welt holen. Dass fast ein jeder der Vier seine wohlgehüteten Geheimnisse offenbaren muss, dass sie gejagt und angegriffen werden, macht die Queste für sie nicht eben leichter - offenbaren sie doch Mysterien, die die Welt, wenn sie diese denn erfahren würde, erschüttern könnte..


Alexey Pehov gehört zu den erfolgreichsten Autoren im Piper-„Stall“. Seine Questen-Fantasy-Epen erfreuen sich großer Beliebtheit und haben ihm auch in unserem Sprachraum eine treue Lesergemeinde eingebracht.

Vorliegender Band dürfte wohl die Handlung um das „Reich der blauen Flamme“ abschließen, auch wenn nach dem Finale manche Fragen offen und jede Menge Anknüpfungspunkte übrig bleiben.

Wie üblich von Christiane Pöhlmann wunderbar flüssig und stilistisch ansprechend ins Deutsche übertragen, erwartet uns eine recht bekannte, archaische Welt. Interessant sind die nach und nach offenbarten Geschehnisse, die vor Generationen dazu führten, dass die Magie sich aus dieser zurückzog. Dass alle vier handlungsrelevanten Figuren eine Besonderheit aufweisen, die sie mit der alten, lange zurückliegenden Ära verbindet, dient als Vorlage uns die Historie nahe zu bringen.

Hier hat sich Pehov einiges Ungewöhnliches einfallen lassen. Die Frau, die nachts mutig die untoten Seelen befreit und ins Nachleben entsendet, bevor sie ihre Mitmenschen anfallen können; die zynische Attentäterin mit magischen Tätowierungen auf dem Rücken oder der meist gut gelaunte Artist, der sein ganz eigenes, ihm selbst unbekanntes Geheimnis mit sich trägt. Neu hinzu gesellt sich ein adeliger Schwertkämpfer, der weit mehr über die Vergangenheit weiß, als in vielen Bibliotheken zu finden ist.

Das sind faszinierende, weil ungewöhnliche Figuren, die wir kennenlernen dürfen. Jede Einzelne wird uns recht ausführlich vorgestellt, wobei der Autor die Offenbarungen geschickt mit einer Queste verbindet.

Der Plot selbst läuft routiniert verfasst, recht flüssig und auch spannend ab. Die im ersten Teil ein wenig störenden Längen fehlen vorliegend, wobei ein paar der Seitenstränge doch ein klein wenig in der Luft hängen bleiben. Ergo, nicht unbedingt Pehovs beste Schöpfung, aber ein Zweiteiler, der dem Leser klassische Questen-Fantasy anbietet, die letztlich gut unterhält.