Margaret Killjoy: Das Lamm wird den Löwen verschlingen (Buch)

Margaret Killjoy
Das Lamm wird den Löwen verschlingen
(The Lamb Will Slaughter the Lion, 2017)
Übersetzung: Simona Turini
Titelbild: Timo Wuerz
Festa, 2020, Hardcover, 158 Seiten, 18,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Elmar Huber

Um herauszufinden, warum ihr bester Freund Clay Selbstmord begangen hat folgt Danielle seinen Spuren nach Iowa. Das letzte Lebenszeichen, sein Abschiedsbrief, kam aus einer Ortschaft namens Freedom, eine Geisterstadt, die anarchistische Aussteiger für sich annektiert haben und dort als große Kommune leben. Danielle teilt die Weltanschauung der Freidenker und wird schnell in die Gemeinschaft aufgenommen. Doch das vermeintliche Paradies, wie es auch Clay in seinen Briefen dargestellt hat, hat seine Schattenseiten. Um einen Feind in seine Schranken zu verweisen, wurde ein Dämon beschworen, der nun Jagd auf die Dorfgemeinschaft macht.

 

Der Klappentext verspricht anarchistische Punk Fantasy, und Autorin Margaret Killjoy liefert gleich zu Anfang das starke Bild des blutroten Hirsch-Dämons mit den drei Geweihen, der sich an einem toten Kaninchen gütlich tut. Die Opfer des Hirschs bleiben allerdings nicht tot und streifen mit ihren aufgerissenen Leibern weiter durch den Wald.

Das klingt nach frischer, folkloristischer Fantasy und, kombiniert mit einigen düsteren Horror-Elementen, sehr vielversprechend. Ebenso das erstklassige Cover-Motiv von Timo Würz.

Leider stellt man schnell fest, dass die Autorin mit dem anfänglichen Höhepunkt - Danielles erste Begegnung mit dem roten Hirsch - ihr Pulver schon weitestgehend verschossen hat. Was die Hauptfigur Danielle angeht, findet weder eine tiefere Charakter-Erkundung noch -entwicklung statt. Ebenso bleibt ihre Verbindung mit Clay, immerhin der Motor, der sie dazu bringt, seinem Weg zu folgen, unerforscht.

Auch die einzelnen Bewohner von Freedom bleiben profillos und damit langweilig. Als Leser findet man keinen emotionalen Anker unter den Figuren. Damit fällt es schwer, überhaupt in die Geschichte hineinzukommen; das komplette Geschehen bleibt banal und oberflächlich.

Mit den Grundideen, auf denen Margaret Killjoy hier aufbaut, wäre deutlich mehr drin gewesen, als auf den 150 großzügig bedruckten Seiten (jedes Bastei-Romanheft bietet mehr Text) am Ende geboten wird.

Mit „Das Ritual des Barrow“ liegt bereits die Fortsetzung der Novelle im Festa Verlag vor.