Achim Hildebrand & Michael Schmidt (Hrsg.): Zwielicht 9 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 10. Dezember 2016 09:52
Achim Hildebrand & Michael Schmidt (Hrsg.)
Zwielicht 9
Titelillustration von Björn Ian Craig
2016, Taschenbuch, 290 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Vorhang auf zur aktuellsten Ausgabe des Horror-Magazins „Zwielicht“. Nach dem Wechsel von Eloy Edictions zu Saphir im Stahl haben sich die beiden Herausgeber mit vorliegendem Band erneut eine neue verlegerische Heimat gesucht: Creative Space, die Möglichkeit, über Amazon zu drucken und zu vertreiben ermöglicht es ihnen, die Bände bei Bedarf immer lieferbar zu halten. Rein äußerlich hat sich das Format ein klein wenig vergrößert, ansonsten blieb alles beim Alten.
Auf den Leser wartet somit eine bunte Mischung aus unterhaltsamen Geschichten der gruselnden Art und Artikeln. Dabei hat sich vorliegend kein wirklicher Schwerpunkt ergeben; präsentiert wird, was inhaltlich gut und stilistisch ansprechend ist.
Erneut darf man den Herausgebern dazu gratulieren, wieder eine ganz vorzügliche Auswahl getroffen zu haben. Dabei hat mich persönlich Torsten Scheibs ungewöhnliche Mischung aus SF und Horror-Elementen, Algernon Blackwoods ungewöhnliche Story sowie die unheimlich intensiv daherkommende Novelle von Dominik Grittner besonders angesprochen. Doch lesen Sie selbst: Wie immer ist es auch diesmal so, dass Sie viel für Ihrem Obolus bekommen!
Kristi DeMeester berichtet uns in „Im Staub der Erde schlafen“ über drei Mädchen, die erwachsen werden. Eins davon, das unscheinbarste, hat die Gabe Dinge wiederzufinden, die verloren gingen - wichtige Dinge, Dinge, die einem am Herz liegen, Dinge die…
Der geniale Regisseur Lützendorff weiß, was Angst ist. Doch seine neueste schauspielerische Entdeckung, eine gewisse Greta, ahnt in Christian Weis’ „Camera obscura“ nicht, was er ihr beim Dreh zumuten wird. Und niemand am Set ahnt, dass der Film über eine dämonische Besessenheit nicht nur Phantasie ist.
Thomas Karg hat in „Müllsäcke“ eine ganz besondere Fracht - die zerstückelte Leiche seiner Freundin fährt mit Manuel an einem schwül-heißen Sommertag zwecks Entsorgung in den Wal; nur um kurz vor Erreichen desselben von einer Polizeikontrolle aufgehalten zu werden. Und der Amtsträger will unbedingt wissen, was in den Müllsäcken so bestialisch stinkt.
Thorsten Scheib zeigt uns in „Im Apogäum“ seine ganz eigene Vision von Ragnarök: Die Midgardschlangen überfallen die Erde, nur einige Astronauten überleben den Ansturm - zumindest, bis sich die Schlangen dem erdnahen Raum zuwenden.
Pointiert und kurz fasst sich Erik Hauser in „Unter der Gemeindebücherei“, als einer der jungen Leser die Bibliothekarin nach einem mystischen, verbotenen Buch fragt.
Felix Woitokskis „Wohnungsmarkt“ erzählt von einem Mieter, der in einer umschwärmten Zentrumslage eine Wohnung mieten möchte - sehr zum Leidwesen seiner Konkurrenten und der Vermieterin selbst.
In Nicole Kudelkas „Blutgeld“ lernen wir zwei merkwürdige Tüftler kennen. Zusammen basteln sie an alten Karren, trinken dabei ein Bierchen oder zwei. Doch dann kommt der Ältere von den Beiden zu Geld - viel Geld; eine sprudelnde Geldquelle scheint sich aufgetan zu haben - doch Geld allein macht nicht glücklich.
Stefan E. Pfister stellt uns in „Kuppe und Nagel“ zwei Gitarrenspieler vor - beide versierte Musiker, der eine ein einsamer Mann, der andere…
In Julia Annina Jorges „Sehen wir uns nicht in dieser Welt“ berichtet die Autorin von einem Mann, der erkennen muss, dass er gestorben ist. Das Leben als Zombie aber ist doch etwas anders, als die einschlägigen TV-Serien es vermitteln - wie er in Sub-Bielefeld erkennen muss.
Das Darknet bietet Angebote für jeden Geschmack. Verbotenes, Gefährliches und Mysteriöses wird dort feilgeboten und gehandelt. In Ellen Nortens „Horrorthek“ trifft eine Journalistin auf einen früheren Kollegen, der hier sein Geld macht - wie sie aus der „tagesschau“ erfahren muss, mit weitreichenden Folgen für die Betroffenen.
Nach Ägypten verschlägt es unseren Erzähler in Algernon Blackwoods „Durch Wasser“. Eine Fahrende hat ihm geweissagt, dass er eines Tages ertrinken wird - die Wüste scheint hier daher ein sinnvoller Aufenthaltsort zu sein - scheint…
Die längste Novelle, Dominik Grittners „Little Drummer Roy“, stellt uns ein junges Mädchen vor, das psychische Probleme hat. In der Schule ist sie ausgegrenzt, die alleinerziehende Mutter, die mit ihrer Tochter einst vor dem sie missbrauchenden, gewalttätigen Vater floh, rackert sich als Krankenschwester in Nachtschichten ab, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Eines Tages lernt sie im heimischen Plattenbau einen Schlagzeuger kennen - und folgt ihm in die Anstalt, bis hin zum Probenraum, in dem es zum folgenschweren Aufeinandertreffen mit Ratten-Ratsche, ihrem Stalker kommt.
Den Abschluss macht Karin Reddemanns „Liesbetts Gäste“, die uns gar merkwürdige Besucher eine Familie vorstellt - Besucher aus einer anderen Zeit, die wenn ihr Besuch vorbei ist, ganz schnell wieder gehen und nur ein Häufchen Asche zurücklassen…
Der Artikelteil stellt uns zunächst den Vincent Preis 2015 vor, listet dann die Neuerscheinungen im Bereich Horror auf, aktualisiert und ergänzt die Liste der Veröffentlichungen Algernon Blackwoods und gibt dann einen Überblick über die Preisträger des August Derleth Awards, Bram Stoker Awards, Nebula Awards und des World Fantasy Awards.