Wilks, Eileen: Magische Versuchung – Wolf Shadow 2 (Buch)

Eileen Wilks
Magische Versuchung
Wolf Shadow 2
(Mortal Danger)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Stephanie Zeller
Titelillustration von Shutterstock
Lyx, 2009, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 476 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8217-2

Von Carsten Kuhr

Lily Yu hat im ersten Band der »Wolf Shadow«-Reihe schon ganz schön einstecken müssen. Im Kampf gegen eine Telepathin, die mit einem uralten Artefakt, dem schwarzen Stab der alten Göttin, Menschen beeinflussen konnte, war sie das Gambit. Als Sensitive war sie immun gegen die Einflussnahme, ihre zunächst eher zögerlich, ja unwillige Bindung zu Rule Turner, dem charismatischen Prinzen der Lupus, sorgte schlussendlich dafür, dass sie im Kampf neben ihrer Großmutter auch die Werwölfe auf ihrer Seite hatte.

Klar ist, dass nach all den Erlebnissen eine Rückkehr zur Mordkommission von San Diego außer Frage stand. So wechselte sie zur Abteilung fürs Übernatürliche des FBI, nur um einmal mehr von der Vergangenheit eingeholt zu werden.
Der schwarze Stab taucht wieder auf. In der Hand eines ehemaligen Sektenführers hinterlässt er eine Spur von Leichen junger Frauen. Lily wird mit der Aufklärung der Serienmorde betraut.
Nur zu bald aber nimmt der Fall persönliche Züge an. Ihre Schwester wird gekidnappt, sie selbst soll der Göttin, deren Name nicht genannt werden darf, ausgeliefert werden. Nur ihr Band zu ihrem Gefährten Rule verhindert scheinbar Schlimmeres. Ein paar oberflächliche Wunden, ein, maximal zwei Tage im Hospital und danach der Canossagang als Opferlamm vor die Presse, dann wäre das Schlimmste überstanden – wenn, ja wenn sich nicht ein Dämon eingemischt hätte, und ihr magisches Ich und ihren Seelengefährten nach Dis, fälschlicherweise auf der Erde unter dem Begriff Hölle bekannt, entführt hätte …

Im großen Kanon der Urban-Romance Fantasy-Plots nimmt die Serie um die chinesischstämmige Polizistin Yu eine Sonderstellung ein. Natürlich wuchert auch Wilks mit dem Pfund schöner Körper und sexueller Anziehungskraft, beschränkt sich hier aber mehr auf Andeutungen, als dass sie die Beschreibungen ins Zentrum ihrer Romane stellt. Stattdessen nutzt sie geschickt Versatzstücke des Kriminalromans, um ihre Leser, und vorliegend handelt es sich zur Abwechslung einmal nicht nur um Leserinnen an die sich das Buch richtet, an die Seiten zu fesseln.
Geschickt präsentiert sie uns Motive, die wir aus einschlägigen TV-Serien kennen. Die aufopfernden Cops, die Animositäten, die den Agenten der Bundespolizei von den örtlichen Polizisten entgegenschlägt, die Spurensicherung, die den Tatort minutiös sichert und untersucht, das sind bekannte, nichtsdestotrotz aber auch faszinierende Elemente.
In diese aus Filmen vertraute Welt platziert sie dann ihre übernatürlichen Elemente. Werwölfe, Hexer, Wiccas, das alles eher unauffälliges Beiwerk zur Handlung, als dass die Strukturen der übernatürlichen Welt wirklich ins Zentrum rücken würden. Dieses wird eindeutig von der Protagonistin besetzt, die sich einmal mehr ihrer Haut wehren muss.
Mit Dis, der Hölle, ist der Autorin hier ein geschickter Schachzug gelungen. Zum einen lässt sie unsere Welt ihre Realitätsnähe, zum anderen fügt sie dieser mit der fremden Dimension einen Handlungsort hinzu, an dem die normalen Gesetze nicht gelten, wo Drachen. Dämonen und Götter wandeln. Unwillkürlich fragt man sich, was sich da draußen noch alles verbirgt, wie viel der Realität wirklich gesichert und Verlässlich ist.

Natürlich ist klar, dass unsere Heldin am Schluss irgendwie triumphieren wird, das »wie« ist das Interessante. Und dieses »wie« erzählt die Autorin mit Drive, fügt ihrer Welt dabei immer neue Facetten hinzu, offenbart uns weitere Details der Werwolfpopulation und ihrer Andersartigkeit.
Das ist sicherlich keine große Literatur, wenn es um Aussage oder stilistische Feinheiten geht. Aber es unterhält spannend und kurzweilig, und lässt dabei viele Konkurrenzserien hinter sich.