Brett McBean: Buk und Jimmy ziehen nach Westen (Buch)

Brett McBean
Buk und Jimmy ziehen nach Westen
(Buk and Jimmy go West)
Aus dem australischen Englisch übersetzt von Patrick Baumann
Titelillustration von Pierre Lloga
Festa, 2014, Paperback, 158 Seiten,12,80 EUR (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Buk hat seine Heimat seit Jahren nicht mehr gesehen. Nach dem Abschluss der Highschool hat er sein Leben so richtig in den Sand gesetzt. Statt Karriere und Glamour nur Tristesse und der soziale Abstieg. Nun, nach 10 Jahren, ist er zum ersten Jahrgangstreffen wieder zurück, doch was nur soll er auf die Fragen, wie es ihm ergangen ist, antworten? Zum Glück wird ihm die Frage nach der Karriere nur einmal gestellt und er beantwortet sie auf seine ganz eigene Weise – er bringt Menschen um, wie die alte Bekannte, die ihn angesprochen hat, leidvoll erfahren muss.

Nachdem er die abgehalfterte Braut im Kofferraum ihres eigenen Wagens verstaut hat, macht er sich mit diesem auf die Fahrt gen Westen. Kalifornien, die Heimat der Stars und Produktionsstätte der von Buk so verehrten Filme, ist sein Ziel. In einem Diner auf dem Weg beginnt die blutige Spur, die er hinter sich zurücklässt, im naiven Anhalter Jimmy findet er eine Reisebegleitung, dem er beibringen will, wie man die Statisten, wie er seine Opfer nennt, möglichst brutal von dieser Welt in die nächste befördert.

Da werden Augäpfel und Hoden mit der Fleischgabel aufgespießt, ein Flachkopf-Hammer zum Zermatschen von Köpfen benutzt und immer auch einmal wieder gerne ermordete Opfer sexuell missbraucht.

Je näher der Psychopath und sein Lehrling der Wiege des Zelluloids kommen, desto gewalttätiger und brutaler werden die Morde – gilt es doch, dem Drehbuch eines Action-Thrillers zu folgen…

Was ist dies für ein Kurzroman, den Brett McBean uns hier präsentiert? Anders, als die sonstigen Festa-„Extrem“-Titel, liegt der Schwerpunkt diesmal nicht auf der plakativen Darstellung sexueller Perversionen, sondern in der ungeschminkten Gewaltdarstellung der Morde. Dabei bleibt der Autor, und mit diesem der Leser, seltsam distanziert. Mitleid mit den Opfern der brutalen Verbrechen kommt kaum auf, stattdessen erinnert der Text an eine Mischung aus Road trip und brutalem, grellem B-Movie wobei Blut, Innereien und Gehirnmasse massiv zum Einsatz kommen.

Immer wieder hat der Autor Regieanweisungen, ja sogar kurze Szenen-Skizzen, in seinen Text eingeschoben, die die Vermutung nähren, dass es sich bei den beschriebenen Ereignissen nicht um eine reale Handlung handeln würde, sondern wir es mit einem Film zu tun hätten. So bleibt der Leser über die gesamte Lektüre hin im Zweifel, ob Buk seine Taten innerlich als Filmhandlung betrachtet, oder ob wir beim Dreh eines brutalen Thrillers über die Schulter des Regisseurs und seines Hauptdarstellers blicken.

Das hat Pepp und Tempo, ist gewaltverherrlichend und abgedreht – ein typischer „Extrem“-Titel eben.