Michael Schmidt (Hrsg.): Fantasyguide präsentiert: Am Ende des Regens (Buch)

Michael Schmidt (Hrsg.)
Fantasyguide präsentiert: Am Ende des Regens
Titelillustration von Björn Craig
p.machinery, 2014, Taschenbuch, 214 Seiten, 8,90 EUR, ISBN 978-3-942533-97-3

Von Carsten Kuhr

Ich werde nicht müde, die Versäumnisse der großen Verlage zu rügen, die der kurzen, pointierten Geschichte keinen Platz mehr einzuräumen. Wo, wenn nicht hier, können und sollen junge, talentierte Autoren sich ihre ersten Sporen verdienen, sich ausprobieren und mit ihren Lesern in Kontakt kommen, wenn nicht im Bereich der Kurzgeschichte? Allein, der Rufer im Wald ist einsam und sein Aufschrei verhallt ungehört, zu dominant sind die Griffelspitzer mit ihren Taschenrechnern, die lautstark die Unverkäuflichkeit von Anthologien propagieren. Dabei beweisen die zwischenzeitlich doch bewundernswert vielen Kollektionen, insbesondere im Bereich der Weird Fiction, dass es Leser und Käufer für Sammelbände gibt, dass sich diese, wenn sie auch keinen großen Gewinn abwerfen, letztlich vielleicht eben doch tragen.

Während die Kleinverlage gerade im Segment des übernatürlichen Grauens, des Horrors und der Phantastik hier in die Bresche springen, findet man Anthologien im Bereich der Science Fiction deutlich seltener. Hier kommt vorliegend ein Verein sowie eine Internetseite ins Spiel, die sich des Mangels annehmen. Der SFCD, der Science Fiction Club Deutschland e.V., hat seit einigen Jahren eine kleine, aber wohlfeile Buchreihe gestartet, die verlegerisch von Michael Haitel betreut wird. Das Internetforum Fantasyguide.de stellt dazu seine Kompetenz in Sachen Auswahl und Lektorat zur Verfügung, die Autoren, acht an der Zahl, ihre Geschichten – und schon liegt ein sehr lesenswerter Band zu einem unglaublich günstigen Preis vor mir, herausgegeben von Michael Schmidt.

Acht Autoren mit zwölf Geschichten warten darauf, dass sich die Leser Zeit für sie nehmen. Und was Nina Allan, Achim Hildebrand, Ulrike Jonack, Sven Klöpping, Ernst-Eberhard Manski, Karla Schmidt, Michael Schmidt und Ralf Steinberg bereithalten, das lässt sich sehen, respektive lesen.

Sei es, dass die Seele eine ganz neue, immens wichtige Rolle bei der Erschaffung von Lebewesen zugewiesen bekommt, oder eine auf der Erde gestrandete Raumfahrerin die Schönheit der Wüste kennenlernt, die Erfindung eines Duplikators für moralische Zweifel sorgt oder die außerirdischen Patentanwälte ihren menschlichen Kollegen zeigen, wie man einen Gegner über den Tisch zieht – die Beiträge sind überraschend, intensiv, erschüttern, sind ein wenig lustig oder auch traurig, spannend und ergreifend; ganz so, wie die SF selbst es auch ist.

Hier erwarten den Leser andere Welten, Aliens und Menschen – doch letztlich geht es immer wieder darum, Partei zu ergreifen, Verantwortung zu übernehmen und sich moralisch zu hinterfragen. Das ist ebenso unterhaltsam wie tiefgründig, spannend und packend und zudem preiswert im Sinn des Wortes – versuchen Sie es doch einmal, Sie werden es nicht bereuen.