Sherlock Holmes 12: Ein Skandal in Böhmen, Arthur Conan Doyle (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 17. Mai 2014 15:46

Sir Arthur Conan Doyle & Marc Gruppe
Sherlock Holmes 12
Ein Skandal in Böhmen
Sprecher: Joachim Tennstedt, Detlev Bierstedt, Charles Rettinghaus, Traudel Haas u.a.
Cover-Artwork von Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2014, 1 CD, ca. 65 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-4970-8
Von Christel Scheja
Die letzten beiden Sherlock-Holmes-Hörspiele waren überarbeitete Fassungen bereits erschienener Folgen nach den Romanen von Sir Arthur Conan Doyle. „Ein Skandal in Böhmen“ ist keine neu aufbereitete Folge, sondern komplett neu geschrieben und umgesetzt.
John Watson ist glücklich verheiratet und praktiziert wieder als Arzt. Deshalb kommt er erst jetzt wieder dazu, seinen alten Freund Sherlock Holmes zu besuchen und muss feststellen, dass sich nicht nur Mrs. Hudson ziemliche Sorgen um ihren Mieter macht, sondern dass auch etwas mit dem Meisterdetektiv nicht stimmt. Watson will seinem Freund beistehen und findet sich schneller als erwartet in einem recht pikanten Fall wieder. Ausgerechnet der junge König von Böhmen bittet Holmes darum, ihm etwas zu beschaffen. Eine Dame, mit der er eine Weile verkehrte, hat prekäre Fotografien an sich gebracht und weigert sich, ihm diese zurückzugeben, ja entzieht sich immer wieder seinem Zugriff. Da er keinen Skandal gebrauchen kann, bittet er den Meisterdetektiv, die Sache unter der Hand zu klären. Der nimmt sich der Sache an, da er denkt, sie wäre leicht zu bewerkstelligen. Aber er hat die Rechnung ohne Irene Adler gemacht. Denn „Die Frau“, wie er sie bald nennen wird, ist ihm nicht nur in Verstand und Wissen ebenbürtig, sondern auch in vielen anderen Bereichen...
Normalerweise hält Sherlock Holmes nicht viel von Frauen. Es gibt nur eine Ausnahme – mit der er es in diesem Hörspiel zu tun bekommt. Irene Adler ist weder leicht auszutricksen noch von der Aura des Meisterdetektivs beeindruckt. Sie erweist sich als zähe und gerissene Gegnerin, die selbst Holmes ins Schwitzen und sogar zum Berzweifeln bringt. Gerade Traudel Haas zeigt als Sprecherin von Irene Adler, wie gut sie ist – selbstbewusst und stolz hält sie mit dem wie üblich arrogant spielenden Joachim Tennstedt mit, der die seltene Gelegenheit bekommt, auch einmal die verletzliche und gefühlvolle Seite von Holmes zu zeigen und damit die Facetten seiner Darstellung zu bereichern.
Das Hörspiel lebt von den lebendigen und gepfefferten Dialogen, dem Spiel zweier kluger Köpfe, die sich nichts schenken und dem Knistern, das zwangsläufig zwischen ihnen entsteht. Am Ende ist man beeindruckt und hofft fast schon, dass die Macher die Figur der Irene Adler noch einmal für ein eigenes Projekt aufgreifen.
Wie immer liefern auch die anderen Sprecher gute Arbeit ab. Detlef Bierstedt überzeugt als treuer John Watson und bildet seinen moralischen und emotionalen Blitzableiter.
Die Vorlage wurde gut bearbeitet, so dass keine Längen aufkommen und die Geschichte auch heute noch funktioniert. Auch die Auflösung kann sich sehen lassen.
„Ein Skandal in Böhmen“ erweist sich als Highlight der „Sherlock Holmes“-Reihe, was nicht nur an der spannenden Geschichte liegt, sondern auch der gelungenen Umsetzung in ein lebendiges Hörspiel mit ausgezeichnet agierenden Sprechern.