Andrea Tillmanns: Der Tote vom Zülpicher See (Buch)

Andrea Tillmanns
Der Tote am Zülpicher See
Wurdack, 2013, Paperback, 190 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-938065-99-0 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Seit sie und ihr Mann sich getrennt haben, lebt die 50jährige Luisa Weinstrauß allein. Sie verdient ihre Brötchen als Musiklehrerin und kommt recht gut mit ihrer Nachbarschaft aus. Für eine verreiste Freundin hütet sie deren Hund Rolf.

Es ist gerade Faschingszeit, als Rolf bei einem frühmorgendlichen Spaziergang am Zülpicher See im Gestrüpp eine als Römer verkleidete Leiche entdeckt. Wenig später verhaftet die Polizei Paul, den Sohn einer Nachbarin, der mit Siggi, dem Toten, befreundet war und am Abend der Tat mit ihm einen Streit gehabt hatte.

Luisa findet, dass die Beamten vorschnell gehandelt haben, da viele Details unklar sind. Um der Familie zu helfen, stellt sie Nachforschungen an und scheint dem wahren Täter zu nahe zu kommen, denn plötzlich liegt ein Drohbrief in ihrem Postkasten. Obwohl sich Luisa daraufhin aus den Ermittlungen der Polizei heraushalten will, stößt sie auf weitere Hinweise, vor denen sie die Augen nicht verschließen kann.

Andrea Tillmanns siedelt die Geschehnisse ihres Krimis in einem kleinen Eifel-Ort an. Völlig unaufgeregt und ohne großes Tamtam schildert sie, wie eine Lehrerin zufällig eine Leiche entdeckt und teils aus Neugierde, teils aus Nachbarschaftshilfe Fragen zu stellen beginnt. Motiviert wird sie von dem Umstand, dass ihrer Meinung nach der sympathische Sohn einer Nachbarin, mit der zusammen sie regelmäßig frühstückt, diese Untat niemals begangen haben kann und sich die Polizei aus Bequemlichkeit auf den erstbesten Verdächtigen konzentriert, statt im weiteren Umfeld zu ermitteln.

Hauptfigur Luisa nutzt für ihre Recherchen die – etwas übertriebene – Geschwätzigkeit eines jungen Beamten, die im starken Kontrast zur Schweigsamkeit des ruppigen Kommissars steht, die Mitteilungsbereitschaft von Pauls Anwalt sowie die Kontakte zu ihren redseligen und hilfsbereiten Musikschülern und trägt auf diese Weise ein Puzzlestück nach dem anderen zusammen.

Lange tappen Luisa und der Leser im Dunkeln, wer den Mord nun begangen hat und aus welchem Grund. Erst zum Ende des Buchs hin werden die Hinweise konkreter und bringen schließlich auch jene Figur ins Spiel, auf die und deren Motive man erst ab einem bestimmten Punkt kommt. Damit zu rechnen war eingangs gewiss nicht.

Zwar steigt die Spannungskurve zum Ende hin, doch bleibt die Autorin ihrer ruhigen Linie treu und lässt reißerische Action-Szenen aus, die überhaupt nicht zu dem Roman gepasst hätten. Dieser präsentiert einen kleinen, nachvollziehbaren Mord, wie er sich überall ereignen könnte, und gerade durch den bewussten Verzicht auf extreme Angstmomente wirkt alles umso realistischer.

Schätzt man glaubwürdig erzählte Krimis mit Lokalkolorit, die bei Tempo und Action einen Gang zurückschalten, wird man von „Der Tote vom Zülpicher See“ sehr gut unterhalten.