Robin LaFevers: Dark Triumph – Die Tochter des Verräters (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 19. April 2014 09:16

Robin LaFevers
Dark Triumph – Die Tochter des Verräters
His Fair Assassin 2
(His Fair Assassin. Dark Triumph, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Michaela Link
Titelbild von Richard Jenkins
cbj, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 544 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-570-40179-8 (auch als eBook erhältlich)
Von Irene Salzmann
Sybella d’Albret entkam kurzfristig ihrem grausamen Vater, dem Grafen Alain d’Albret, indem sie in das Kloster St. Mortain floh. In den wenigen Jahren, die sie dort weilte, wurde sie zur Assassine ausgebildet – denn nicht der Graf, sondern der Tod selbst ist ihr Vater, und seine Kinder sind ausersehen, seinen Willen zu erfüllen und jene zu töten, die er mit seinem Zeichen versieht.
Die Äbtissin schickt Sybella zurück an den Hof d’Albrets und verspricht ihr, dass sie den Mann töten darf, der ihr und unzähligen anderen so viel Leid zufügte. Aber so sehr sie sich auch bemüht, Mortains Zeichen zu finden, es gibt keines, und Sybella würde gegen die Regeln verstoßen, würde zur Mörderin werden, wenn sie den Grafen trotzdem tötete. Der Zufall befreit sie aus diesem Gewissenskonflikt: Sie soll Baron Benabic de Waroch, genannt „Die Bestie“, aus d’Albrets Kerker befreien. Der Ritter gehört zu den Streitern von Gavriel Duval, dem Bastard-Bruder von Herzogin Anne, die d’Albret zur Ehe zwingen will, um sich die Bretagne anzueignen, welche er dann vor einer Annexion durch Frankreich zu schützen gewillt ist. Er setzt Anne unter Druck, die auf eine Vermählung mit Maximilian von Österreich hofft, der allerdings eigene Probleme regeln muss.
Die Bestie schlägt seine Retterin nieder und nimmt sie mit. Anfangs versucht Sybella zurückzukehren, doch dann erkennt sie, dass sie an anderer Stelle mehr bewirken kann. Und vielleicht ist es ihr doch nicht vergönnt, d’Albret umzubringen. Sie hat sich mit diesem Gedanken bereits abgefunden und sich in den Ritter verliebt, als die Äbtissin sie zwingt, zu d’Albret zurückzukehren, um weiterhin als Spionin tätig zu sein. Mehr noch als die Drohung, dass anderenfalls eine ihrer Freundinnen – Ismae oder Annith – gehen müsse, wirkt die Entführung ihrer Halbgeschwister durch d’Albrets Sohn Julian, der für sie mehr ist als bloß ein Bruder…
Nach „Grave Mercy“ ist „Dark Triumph“ der zweite von drei relativ in sich abgeschlossenen Romanen der Autorin Robyn LaFevers. Die Handlung wird diesmal etwas konkreter im Frankreich des ausgehenden 15. Jahrhunderts angesiedelt, wenngleich der historische Hintergrund nur als Bühne für die fiktiven, fantastisch angehauchten Geschehnisse dient, die sich um die Assassinen des Klosters St. Mortain ranken,
Nachdem im ersten Band Ismae Rienne im Mittelpunkt stand und auch ihre Freundschaft zu Sybella und Annith erwähnt wurde, steht nun Sybella im Fokus. Ihre Identität, die sie geheimhielt, wird dem Leser frühzeitig enthüllt, doch die Gründe für den Hass auf ihren ‚biologischen‘ Vater kommen häppchenweise. Man ahnt so Manches, doch die endgültige Bestätigung erhält man erst gegen Ende.
Das Schicksal der Protagonistin und die Aussicht, dass auch sie Glück finden könnte, stellen das Hauptthema. Zwar wird viel intrigiert und gekämpft, aber das ist eher Beiwerk in diesem ‚Mittelroman‘, denn der eigentliche Konflikt – wird die Bretagne von Frankreich überrannt, oder gibt Herzogin Anne nach und wird die Frau eines grausamen Mannes, der bereits etliche seiner Gemahlinnen ins Grab brachte, um ihr Land zu retten? – wird erneut vertagt. Die Hauptfiguren des ersten Teils tauchen auf, aber bloß am Rande, denn dies ist die Geschichte von Sybella und der Bestie, die sich bemühen, Herzogin Anne zu retten. Genauso wie Ismae hat auch Sybella eine Begegnung mit dem Heiligen, dem sie dient, und definiert danach ihre Aufgabe neu, was ihr leichtfällt, da sie schon immer Zweifel an den Prinzipien des Klosters bzw. den Ambitionen der Äbtissin hegte.
Der Plot nimmt dann seinen spannenden, aber nicht ganz unerwarteten Verlauf und macht neugierig auf den letzten Roman, in dem Annith die letzten Puzzlestücke an die richtigen Stellen legen sollte.
Schätzt man Histo-Fantasy mit einer dicken Portion Romantik und Tragödie, wird man von dieser nicht alltäglichen Trilogie begeistert sein.