The Unwritten oder das wirkliche Leben 6: Tommy Taylor und der Krieg der Wörter (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 12. April 2014 13:07

Mike Carey & Peter Gross
The Unwritten oder das wirkliche Leben 6
Tommy Taylor und der Krieg der Wörter
(The Unwritten 31-35.5, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelbild von Yoko Shimizu
Zeichnungen von Mike Carey & Peter Gross & Vincent Locke
Panini, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 240 Seiten, 26,99 EUR, ISBN 978-3-86201-985-4
Von Christel Scheja
Die Serie um Tom Taylor, den Sohn eines erfolgreichen Autors, der Millionen von Lesern mit den Abenteuern seines Zauberlehrlings begeisterte, geht nun in eine neue Runde, denn der Held hat Einiges über das Vermächtnis seines Vaters herausgefunden. Daher ist die sechste Graphic Novel von „The Unwritten oder das wirkliche Leben“ um Einiges dicker als seine Vorgänger.
Auch wenn es schwer zu verdauen ist, Tom kennt jetzt einen Teil der Wahrheit, die sein Vater in seinen Büchern versteckt hat. Und er beginnt immer mehr zu Tommy Taylor selbst zu werden, erwachen in ihm doch besondere magische Kräfte. Doch noch immer muss er vorsichtig sein und sich verstecken, denn es sind nicht nur die unzähligen Fans, die ihm immer noch nachstellen und Neid gegenüber ihrem Idol vorwerfen, das dem Vater mehr Kind war als der leibliche Sohn, sondern auch eine geheime Gesellschaft, die schon seit vielen Jahren einen Krieg gegen die Macht und Magie der Worte führt.
Während Tom mit seinen Kräften umzugehen lernt und zu verstehen versucht, was dahintersteckt, ergründen seine Freunde das Vermächtnis, das der Autor hinterlassen hat und geben dieses Wissen auch an ihn weiter. Der junge Mann wurde bereits sein ganzes Leben beobachtet und verfolgt, ganz offensichtlich um zu verhindern, dass er zu einer Gefahr für die Kabale heranwachsen kann, die seit Beginn der Menschheitsgeschichte Jagd auf diejenigen macht, die Wissen und Worte verbreiten, die ihnen nicht genehm sind. Zunächst mit Feuer und Schwert, später selbst mit der Macht der Schrift versuchen sie die Kontrolle zu behalten. Um ihnen das Handwerk zu legen, muss sich Tom in die Höhle des Löwen wagen, aber ist das die richtige Entscheidung? Hat er bereits genug Wissen und Kraft, um gegen seine Feinde zu bestehen?
Die Zeit des hilflosen Rätselns und der Ungewissheit scheint für Tom und seine Freunde vorbei zu sein. Hatte der junge Mann in den letzten Bänden noch eine Reise durch die magischen Welten der Literatur gemacht, um mehr über sich, seinen Vater und dessen Erbe zu erfahren, so wächst er jetzt langsam aber sicher in seine Rolle hinein, wird zu dem Zauberlehrling, den sein Erzeuger geschaffen hat.
In einer zweiten Erzählebene erfährt man unterdessen mehr über die Kabale und die Vergangenheit des Streits zwischen ihnen und den Männern oder Frauen, die die Macht des Wortes zu nutzen wussten.
Aus diesem Grunde schreitet die Handlung zwar physisch nicht sonderlich voran – in der ersten Hälfte wagt Tom einen ersten Vorstoß und die Anwendung seiner Kräfte, in der zweiten stellt er sich der Kabale –, man erfährt jedoch eine Menge über den Hintergrund, über die Motive und die Machenschaften der Feinde, die Erkenntnisse, die Toms Vater gesammelt und als unterschwellige Botschaften in seinen Romanen festgehalten hat; und nicht zuletzt auch woher die Macht stammt, die dem jungen Mann seine Kraft gibt.
Das ist spannend aufbereitet – Vergangenheit und Gegenwart greifen gelungen ineinander und hinterlassen einen positiven Eindruck, die Magie der Wörter und Bilder wirkt daher umso intensiver und lassen einen nachdenklich zurück. Dabei zelebrieren die Autoren und Künstler auch das Abenteuer – selbst wenn man sich an „Harry Potter“ und Co. erinnert fühlen mag, so besteht die Geschichte doch nur aus einer Hommage an das ganze Genre und spinnt viele grundlegende Ideen auf eine erwachsene Art und Weise weiter, ohne jedoch dabei nur auf blutige Schockeffekte oder sinnfreie Action zu setzen. Wieder sind viele kleine Andeutungen und Hinweise zwischen den Zeilen zu erkennen, die vor allem belesenen Fans gefallen dürften.
„The Unwritten oder das wirkliche Leben“ hat in „Der Krieg der Wörter“ endlich eine klare Linie gefunden. Gerade weil man diesmal so viel über die Gegenspieler und ihre Motive erfährt, ist man umso gespannter, wie der Konflikt sich weiterentwickeln wird – gerade wenn man Abenteuer in diesem magisch-mystischen Stil mag.