Rachel Caine: Der letzte Kuss – Haus der Vampire 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 03. April 2010 14:12

Rachel Caine
Der letzte Kuss
Haus der Vampire 2
(The Morganville Vampires 2: The Dead Girl’s Dance, 2007)
aus dem Amerikanischen von Sonja Häußler
Titelgestaltung von Frauke Schneider mit einem Motiv von Shutterstock
Arena, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 318 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-401-06361-4
Von Christel Scheja
Rachel Caine alias Roxanne Conrad hat in ihrer Heimat bereits über dreißig Romane verfasst, von denen bisher nur wenige nach Deutschland gekommen sind, gerade einmal der erste Band ihrer „Weather Warden“-Serie. Der Arena-Verlag scheint das ändern zu wollen, denn er gibt nun ihre Reihe „Haus der Vampire“ („The Morganville Vampires“) heraus, die im Original bereits acht Bände umfasst. Nach „Verfolgt bis aufs Blut“ ist jetzt „Der letzte Kuss erschienen und beginnt da, wo das erste Buch endete.
Claire wurde dank eines Begabtenförderungsprogramms bereits mit sechzehn Jahren auf dem College der Texas Prairie University aufgenommen. Doch die Mitschüler machen es ihr nicht leicht. Gerade die Clique um die arrogante Monica bemüht sich, ihr das Leben zu verleiden und mobben sie massiv.
Schließlich reicht es Claire, und sie beschließt, das Wohnheim zu verlassen, auch wenn sie das in ihrem Alter nicht dürfte. Schließlich findet sie Zuflucht in einem Haus, in dem bereits zwei junge Männer und ein Mädchen leben, die ein bis zwei Jahre älter als sie sind: Michael, Shane und Eve.
Die drei sind netter als alle anderen, die sie bisher in Morganville kennengelernt hat, und setzen sich auch für sie ein, als sie bemerken, wie schlimm Claire gemobbt wird. Allerdings können sie nicht verhindern, dass das aufgeweckte junge Mädchen schon bald hinter ihre Geheimnisse kommt – und die der Stadt.
Denn hier regieren die Vampire und bestimmen das tägliche Leben. Michael ist eigentlich schon tot, aber aus irgendeinem Grund im ‚Glass-House’, das er mit den anderen bewohnt, mehr oder weniger gefangen.
Dann überstürzen sich die Ereignisse, als zwei der Hausbewohner von den Schatten ihrer Vergangenheit eingeholt werden. Zum einen steht plötzlich Shanes Vater vor der Tür und verbreitet ziemlichen Ärger, ist er doch nach der Ermordung seiner Frau und seiner Tochter zum fanatischen Vampirjäger mutiert und scheut sich nicht, auch in der Stadt zu wüten. Bezahlen dafür soll allerdings Shane. Weil einige der Jäger sterben, soll er als abschreckendes Beispiel öffentlich hingerichtet werden. Das aber will Claire nicht zulassen und setzt alle Hebel in Bewegung, um seine Unschuld zu beweisen und ihn zu retten – auch auf Kosten ihrer eigenen Seele und ihres Blutes.
Eve und Michael kämpfen derweil mit ihren eigenen Problemen. Während die bekennende Goth erfährt, dass ihr Bruder in die Stadt zurückgekehrt und ein noch schlimmerer Psychopath als früher ist, der es vor allem auf junge Frauen abgesehen hat, empfindet Michael seine Gefangenschaft im Haus nach den Attacken von Shanes Vater umso schlimmer und will es endlich verlassen. Doch leider gibt es nur einen Weg, den er bisher nicht beschreiten wollte: Er muss zum Vampir werden.
„Der letzte Kuss“ setzt den Roman „Verfolgt bis aufs Blut“ nahtlos fort und entwickelt die Geschichte der vier so unterschiedlichen Jugendlichen interessant weiter. Jeder von ihnen macht eine schwerwiegende Veränderung durch. Vor allem Michael ist im Begriff, einen Schritt zu gehen, der ihn von den anderen entfremden könnte, denn auch das Vampirsein hat seinen Preis, selbst wenn es für ihn eine Befreiung sein könnte.
Derweil ist Claire dazu gezwungen, über sich hinaus zu wachsen, um Shane zu retten, den sie mittlerweile liebt und nicht nur als Freund und netten Kumpel sieht. Gerade weil man als Leser nun auch seine Vergangenheit offen gelegt bekommt, versteht man umso besser, warum er so misstrauisch und schroff ist, verdeckt er damit doch Wunden, die lange noch nicht verheilt sind.
Tatsächlich wachsen einem die Helden ans Herz, werden sie diesmal doch nicht nur von den Vampiren sondern auch ihren eigenen Blutsverwandten gebeutelt, die sich als noch unsympathischer als die Blutsauger erweisen.
Dafür geraten Claires Plagegeister ein wenig ins Hintertreffen. Zwar dürfen Monica und und ihre Freunde deutlich machen, dass sie auch noch da sind, aber eine wirklich wichtige Rolle spielen sie nicht, denn das Mädchen hat andere Probleme, da sie einen gefährlichen Pakt eingehen muss. So endet auch dieses Buch wieder mit einem Cliffhänger und weckt die Neugierde, wie es wohl weitergehen wird.
Wieder verzichtet Rachel Caine auf Gefühlskitsch und überspitzte Dramatik. Sie erzählt die Ereignisse in ihrem nüchternen und glaubwürdigen aber doch lebendigen Stil und übertreibt so gut wie gar nicht. Auch die Figuren zeigen neue Facetten ihres Ichs und bleiben nicht stehen, da sie durch die Geschehnisse gezwungen sind, weiter zu reifen.
Da die Geschichte dadurch ein wenig vielschichtiger wird und immer wieder neue Überraschungen bietet, ist auch der zweite Band für Erwachsene genau so spannend wie für die jungen Leser.
Mit „Der letzte Kuss“ hält Rachel Caine die Qualität ihrer Reihe „Haus der Vampire“ und bietet auch weiterhin viel Abwechslung zu dem romantischen oder mythisch verklärten Einheitsbrei, der sonst mit den Blutsaugern einhergeht.