Rehfeld, Frank: Zwergenbann (Buch)

Frank Rehfeld
Zwergenbann
Titelillustration von Raphael Lacoste
Blanvalet, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 480 Seiten, 13,00 EUR, ISBN 978-3-442-26615-9

Von Carsten Kuhr

Die Dunkelelben sind los. Nachdem sie Jahrhundertelang in den tiefsten Stollen des Gebirges, noch weit unter den Höhlen der Zwerge eingeschlossen waren, hat simple Habgier dazu geführt, dass die sie bannenden Siegel zerstört wurden. Die Stadt der Zwerge, ihre Heimat, ist schon unter dem Ansturm der Dunkelelben gefallen, unsere kleinen, streitsüchtigen Unterweltler sind auf die Erdeoberfläche geflohen.
Während eine Expedition versucht, die letzten der sich zurückziehenden Elben zu finden und um Hilfe zu bitten, versuchen die Zwerge unter ihrer neuen Königin auf der Oberfläche fuß zu fassen. Dass dies, noch dazu verunglimpft von neidvollen Menschen, nicht einfach ist, zeigen Überfälle,
Diebstähle und das Abfackeln der lebensnotwenigen Ernte.
Gleichzeitig macht sich eine zweite Expedition auf, nach einer neuen Heimat für die Zwerge zu suchen. Warum weit schweifen, wenn das Gute liegt so nah – nach dem Motto versucht die Mission die alte, seit Jahrhunderten verschollene Zwergenmetropole Zarkhadul wiederzufinden -und stößt, tief in der Erde auf eine alte, tödliche Bedrohung …

In den letzten Jahren hat eine Unterart der Fantasy insbesondere im deutschen Sprachraum für Furore gesorgt: Die so genannten Völkerromane eroberten die Buchhandlungen und, über die Herzen der Leser, die Bestsellerlisten.
Im Gefolge des Booms suchten die Verlage händeringend nach Autoren, die ihnen kurzfristig entsprechendes Lesefutter liefern konnten. Insbesondere in den Gefilden der Heftroman-Verfasser wurde man fündig, waren diese doch gewohnt, pünktlich und nach Vorgabe entsprechende Titel zu produzieren. Erstaunlicherweise überraschte so manche Trilogie durch eine handwerklich solide Ausführung, wenn auch der Inhalt oft austauschbar blieb.

Frank Rehfeld hat bislang hauptsächlich im Heftroman publiziert. Zusammen mit Wolfgang Hohlbein zeichnete er daneben für die »Garth und Torian«-Titel (Goldmann Verlag) verantwortlich, einige weitere Romane, die bei Bastei-Lübbe und Langen-Müller erschienen, bewiesen, dass er auch mit umfangreicheren Texten umgehen kann. So darf nun auch er für Blanvalet in die Tastatur greifen. Mit hochwertiger Klappenbroschur und Prägedruck versehen lockt auch der zweite Teil seiner Trilogie seine Käufer.

Inhaltlich fällt auf, dass der Autor seinen »Kleinen« erneut kaum zwergentypische Eigenschaften andichtet. Nun hat auch Zwergen-Spezialist Markus Heitz seine Bärtigen meist überirdisch antreten lassen, doch hat er sich bemüht, diese mit gewissen markanten Eigenschaften auszustatten. Christian von Asters Minenhelden halten gar eine sehr eigenständige und überzeugend ausgearbeitete Historie für den Leser bereit.
Dies ist bei Frank Rehfeld nicht so. Seine kleingewachsenen Helden agieren doch sehr menschenähnlich. Das Flair, das den Zwergen gemeinhin anhaftet, ihre Trinkfreudigkeit, ihre Bartverliebtheit und nicht zuletzt ihre ungestümen Raufereien, sie bleiben außen vor.

Der Plot selbst ist dem erfolgsversprechenden Gewohnten verhaftet. Die Welt wird von den versehentlich aus ihrem Gefängnis befreiten Horden der Dunkelelfen bedroht, es gilt eine Allianz der Völker zu schmieden, um das drohende Unheil abzuwehren. Das ist nicht neu, auf der einen Seite die bösen Aggressoren, auf der Anderen unsere mutigen Helden. Flüssig und auch durchaus kurzweilig lesbar, allein es mangelt ein wenig an der Originalität.

Die Suche nach den lebensmüden Elfen, die Animositäten der Menschen und Zwerge, die brüchige Allianz gegen das alle bedrohende Böse, das ist dem fantasy-erfahrenen Leser nicht unbekannt. Las sich der erste Teil dabei noch recht flüssig, so bietet der Mittelband der Trilogie doch so einige Längen. Insbesondere die Beschreibung der Reise zu den Elfen wurde für meinen Geschmack ein wenig zu detailliert ausgeführt, auch wenn die Idee. in einem Fantasyroman Ghoule zu integrieren, etwas hat – die Bedrohung in der verschollenen Mine hätte dagegen ein wenig mehr Raum brauchen können. Dabei liest sich der Text für Fantasy-Gelegenheitsleser sicherlich auch spannend und rund auf einen Rutsch durch.

Handwerklich unauffällig bietet auch der zweite Teil schnell lesbares Lesefutter, das sich eher an Fantasy-Unerfahrene richtet, das ohne markante Neuerungen – aber auch ohne große Schwächen – unterhält. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.