Handeland, Lori: Asche – Die Phönix-Chroniken 1 (Buch)

Lori Handeland
Asche
Die Phönix-Chroniken 1
(Any Given Doomsday)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Petra Knese
Titelillustration von Shutterstock
Lyx, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 324 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8234-9

Von Carsten Kuhr

Elizabeth Phönix gehörte zu den erfolgreichsten Polizistinnen in Milwaukee. Als Spezialistin für die Suche und das Auffinden Vermisster galt ihr Riecher als legendär. Dass ihr Partner beim Einsatz starb, und dass den Kollegen ihre Gabe langsam suspekt wurde, trug dazu bei, dass ihren Dienst kündigte und sich seitdem eher schlecht als recht als Kellnerin durchschlägt.
Was keiner weiß, manche aber ahnen, ist, dass ihr Gespür nicht etwa Zufall oder die Fähigkeit ist, aus Hinweisen Schlüsse zu ziehen, sondern, dass sie eine magische Gabe ihr eigen nennt. Sie hat Vorahnungen, erfährt durch die Berührung von Gegenständen und Personen deren Geheimnisse.

Eines Tages, mitten während der Arbeit, ereilt sie wieder eine Vision. Die Frau, die ihr Mutter und Vater ersetzte, die sie als Waise, wie so viele andere Kinder zu sich nahm und aufzog, braucht ihre Hilfe. Am Haus angekommen findet sie eine Sterbende vor, die von wilden Tieren förmlich zerfleischt wurde. Während sich die Polizei auf ihren Ex-Geliebten als Täter konzentriert, ahnt sie, dass viel mehr hinter dem Mord steckt, als zunächst ersichtlich. Im seit Äonen währenden Kampf der wenigen Guten gegen die gefallenen Engel haben die Kämpfer gegen die Nephilim ihre Anführerin verloren. Ein Vampir-Hexer bläst zum letzten Krieg – Armageddon bricht an, und Dämonenjäger wie Seher stehen auf verlorenem Posten gegen die Vampire, Werwesen und Hexer. Doch noch ist der letzte Tag nicht vorbei, und Elizabeth ist dazu ausersehen, die entscheidende Rolle im Kampf um Freiheit und Frieden zu spielen …

Von Lori Handeland hat sich in ihrer ebenfalls bei Lyx erschienen Werwolf-Trilogie (»Wolfskuss«, »Wolfsgesang« und »Wolfsglut«) mit den Werwesen beschäftigt. In ihrer zweiten grossen Serie fährt sie ein weit umfangreicheres Gespann an übernatürlichen Wesen auf. Feen, Hexer, Chindis, Werhyänen, Werbären und Vampire – geboten ist, was Angst weckt.

Ihre Ich-Erzählerin bleibt zu Beginn ein wenig blass. Erst im Laufe der Handlung wird der Charakter deutlicher herausgearbeitet, erfahren wir mehr von dem, was sie geprägt hat, was sie zu der Person gemacht hat, die uns nun ihre Geschichte erzählt. Und diese ist erstaunlich eigenständig. Zwar ist der zugrundliegende Konflikt nicht eben neu – einmal mehr geht es um die gefallenen Engel, die auf Erden mit den Menschenfrauen ihre Nachwuchs gezeugt haben, und mit diesem versuchen, die Herrschaft über das Reich der Menschen zu erlangen. Hier bezieht sich Handeland in vielem auf die Bibel (das Alte Testament ist ein wahrer Fundus für jeden Autor des phantastischen Bereichs).
Geht hier zu Anfang des Buches Vieles noch seinen gewohnten Gang, so gelingt es ihr mit der Einführung eines unsterblichen Navajo-Schamanen ein wenig Exotik einzubauen. Fußend auf die alten Traditionen der Indianer und den Überlieferungen greift sie das Motiv der Skinwalker auf, und integriert darüber hinaus ein gerüttelt Maß an Erotik in die Handlung. Dass Elizabeth sich als Empathin mittels Sex besondere Gaben aneignen kann führt dazu, dass in der Folgezeit der Rausch der ungehemmten körperlichen Liebe gar zu oft beschworen wird. Das wirkt in seiner Massierung unglaubwürdig, nur mehr Mittel zum Zweck um dem Leser ein ums andere Mal platte pornographische Schilderungen vorzusetzen, die noch dazu zu detailliert und langatmig beschrieben werden.

Was sie mit der durchaus interessanten Grundkonstellation des Konflikts und dem Einbau des weiterhin rätselhaften Schamanen an Interesse und Spannung geweckt hat, das zerstört sie durch plumpe Sado-Masospielchen und Schmerzorgien.

Das Finale bleibt dementsprechend schal, die Auflösung des Konflikts in sich unglaubwürdig.