X-Men 104 (Comic)

Matt Fraction
X-Men 104
Liebeskummer, Teil 1–4
(Uncanny X-Men 504–507, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Terry Dodson
Zeichnungen von Terry Doson, Rachel Dodson, Justin Ponso
Panini, 2009, Heft, 100 Seiten, 5,95 EUR

Von Irene Salzmann

Die X-Men haben in San Francisco eine neue Heimat gefunden. Die Bürgermeisterin, von der sie eingeladen wurden, sieht allerdings ernste Probleme auf die Stadt zukommen, da immer mehr Personen – aktive Mutanten, solche, die ihre Fähigkeiten verloren haben, und deren Angehörige – Zuflucht auf dem Gelände suchen.
Ärger hatte es ohnehin schon gegeben, so dass die ›Normalmenschen‹ hellhörig wurden: Der Hellfire Cult, der Mutanten jagt, konnte zwar in seine Schranken verwiesen werden, aber die Bedrohung ist nicht vorüber. Scott Summers alias Cyclops ist davon überzeugt, seine angeblich tote Frau Madelyn Prior gesehen zu haben, und tatsächlich bereitet jemand, der ihr beziehungseise das Aussehen von Jean Grey hat, neues Unheil vor.

Hank McCoy alias Beast und Warren Worthington III alias (Arc-) Angel planen, einen neuen X-Club ins Leben zu rufen, der daran arbeiten soll, einen Weg zu finden, den Zauber zu eliminieren, der das X-Gen deaktiviert hat. Zu diesem Zweck rekrutieren sie weltweit Genies, die von der Öffentlichkeit nahezu vergessen wurden.
Liebeskummer hat Peter Rasputin alias Colossus. Er kann einfach nicht den Tod von Kitty Pryde alias Shadowcat verwinden. Als er etwas Dampf ablassen will, kommt ihm ein Schatten aus seiner Vergangenheit gerade recht.
Auch Emma Frost, die ehemalige White Queen des Hellfire-Clubs, die schon seit geraumer Weile mit Scott liiert ist, ist frustriert, denn der Mann, mit dem sie vereinbarte, dass es keine Geheimnisse zwischen ihnen geben würde, hat in seinem Kopf eine ›Black Box‹, an die sie nicht heran kommt. Angeblich hütet diese Informationen, die für jeden lebensgefährlich wären, und die Sperre einzurichten lehrte Scott niemand anderes als Jean Grey, seine große Liebe …

Panini verspricht nicht zu viel: »X-Men« 104 bietet tatsächlich eine komplette Story in einem Heft! – wie auf dem Cover vermerkt, relativ jedenfalls, denn natürlich sind die Geschehnisse in einen größeren Kontext eingebettet, und nicht alle Fragen werden in den vier Episoden erschöpfend beantwortet. Der Untertitel »Liebeskummer«, der sich auf Peter Rasputin und Emma Frost anwenden lässt – er hat den Menschen verloren, den er am meisten liebte, sie fürchtet, den Menschen zu verlieren, der ihr alles bedeutet –, wird nur in Peters Fall vorläufig aufgelöst. Emma findet zwar einen Kompromiss, aber damit ist die Angelegenheit noch nicht erledigt.
Auch die anderen Handlungsstränge, die parallel zu diesen beiden sehr persönlichen Problemen begonnen beziehungsweise fortgeführt werden, dürften Themen der nächsten Kapitel sein. Zudem wurden die Weichen für neue Entwicklungen gestellt, damit die Schwerpunkte einander nahtlos ablösen können. So müssen sich die X-Men mit Öffentlichkeitsarbeit und Flüchtlingen befassen, Madelyn Prior scheint zurück zu sein, innerhalb der Gruppe formiert sich ein neues Team im Stil der »Liga der außergewöhnlichen Gentlemen«, und Wolverine-Klon Laura Kinney alias X-23 bereitet Sorgen. Dann wäre da noch Erzfeind Erik Lehnsherr alias Magneto, seiner Kräfte beraubt, aber längst noch nicht am Ende: Er hat einen mächtigen Verbündeten gefunden, der ihm helfen soll, die verlorenen Fähigkeiten zurück zu bekommen.
Daraus ergeben sich viele kleine Cliffhanger, die neugierig machen, wie es weiter geht. Die ansprechenden, realistisch-idealistischen Zeichnungen von Terry Dodson tragen ihren Teil dazu bei, dass man die Serie gern verfolgt. Zusammen mit Autor Matt Fraction ermöglicht er ein kurzes Wiedersehen mit Figuren, die momentan nicht im Team aktiv sind wie z. B. Rogue und Psylocke, und andere sind sogar aus Fleisch und Blut wie Spiral aus dem Mojoverse. Das alles verheißt einige sehr interessante Entwicklungen, die man sich als Fan nicht entgehen lassen sollte.

Die »X-Men« gehören schon seit langem zu den Top-Titeln von Marvel, und im Moment macht das Lesen der Serie wirklich viel Spaß, denn die Illustrationen sind klasse, die Handlung ist spannend. Die involvierten Charaktere setzen sich teils aus den Leserlieblingen (Wolverine, Cyclops), älteren Figuren, die nun wieder dabei sind (Karma, Cannonball), und Neuzugängen (Pixie, Amora) zusammen, woraus sich eine reizvolle Mischung ergibt.
Der vorliegende Band eignet sich durchaus auch als Einstiegeslektüre oder für Gelegenheitsleser, da die Story einigermaßen abgeschlossen ist und jedem die Entscheidung überlassen wird, ob er auch die nächsten Hefte lesen möchte oder nicht. Sammler werden natürlich nicht verzichten wollen.
So sollten Comic-Hefte sein: ein rundes Abenteuer, das für sich stehen kann – und Lust auf mehr macht!