Robert E. Howard: Der schwarze Hund des Todes (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 14. Juli 2013 10:43

Robert E. Howard
Der schwarze Hund des Todes
H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens 31
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Weh
Festa, 2013, Hardcover, 374 Seiten, 28,00 EUR, ISBN 978-3-86552-131-6 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Der dritte Sammelband mit Kurzgeschichten und Novellen des Schöpfers von Conan hält vierzehn Geschichten für seinen Leser bereit. Während die Fantasy-Storys Howards auch heute noch jedem Freund des Genres eine Begriff sind – den Verfilmungen sei hier Lob und Dank –, drohten seine meines Erachtens weitaus besseren Horror-Erzählungen dem Vergessen anheimzufallen. Hier ist Frank Festa zu danken, dass er innerhalb seiner Reihe „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“ immer wieder fast vergessene Perlen der Horror-Literatur ausgräbt und zumeist in deutscher Erstausgabe dem Leser zugänglich macht.
Vorliegender Band vereint wieder eine ganze Bandbreite von Geschichten. Nicht alle Beiträge sind gleich überzeugend ausgestaltet, lange, packende Erzählungen wechseln sich mit kürzeren Storys ab, doch insgesamt wird der Sammler, Leser und Fan wieder auf so einige Erzählungen stoßen, die ihn in ihren Bann ziehen. Dabei unterhält uns Howard mit Erzählungen, die eindeutig Lovecraft’sche Züge tragen (wie etwa „Das Ding auf dem Dach“), aber auch mit frühen Zombie- und Voodoo-Anleihen (das atmosphärisch ungeheuer dichte „Die Höllentauben“ sei hier genannt), mit packenden Schilderungen aus der fernen Vergangenheit („Die Kämpfer von Walhalla“ oder der Kull-Geschichte „Königreich der Schatten“) und packenden Horror Storys. Immer wieder nutzt der Autor dabei Expeditionen in ferne, unerforschte Regionen der Erde als Aufhänger, um uns von aus diesen Gegenden mitgebrachten Relikten und Flüchen zu berichten, die in der neuen Welt angekommen ihre unheiligen Auswirkungen zeitigen.
Den Erzählungen, so uniform sie zunächst anmuten, wohnt eine erzählerische Wucht inne, die den Rezipienten schon kurz nach dem Beginn der jeweiligen Geschichte packt, ihn in die Handlung zieht und nicht mehr loslässt, bis das meist schreckliche Ende erreicht ist. Dabei wirken die Beiträge, gerade weil sie in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts angesiedelt sind, immer zunächst ein wenig anheimelnd – bevor sie ins phantastische Überwechseln und den Leser in Angst und Furcht versetzen. Howards zweites großes Steckenpferd, die arischen Völker, die Pikten, Asen und Lemurier, greift er gerne in Reinkarnationen früherer Liebespaare auf. Beim Aufeinandertreffen in der Jetztzeit öffnet sich das Tor des Gedächtnisses und wir erleben mit unserem jeweiligen Erzähler die Kämpfe der stolzen Krieger der Vergangenheit. Martialisch geht es dabei zu, aber auch packend, wenn die überlebensgroßen Streiter aufeinandertreffen, wenn grandiose Schlachten geschlagen werden, Verrat blüht und Reiche gesichert werden oder untergehen. Den Abschluss bilden wiederum zwei Solomon-Kane-Geschichten. Zunächst darf unser Puritaner sich in Zentralafrika mit den vor Jason dorthin geflohenen Harpyen auseinandersetzen, dann im heimischen England gegen Piraten antreten.
Es bleibt zu hoffen, dass der Festa Verlag die Solomon-Kane-Geschichten nach Abschluss der Werksedition innerhalb der Lovecraft’schen Reihe nochmals gesondert und gesammelt veröffentlicht. Hier begegnet uns ein Robert E. Howard, wie er wohl besser und überzeugender selten geschrieben hat. Mythen werden als Aufhänger genommen und die ganze Welt dient als faszinierende Bühne, in der unser Puritaner wie ein Racheengel über die Bösen kommt.
Ein tolles Buch, das einmal mehr veranschaulicht, welch vielseitiger, versierter und dabei zeitloser Autor Robert E. Howard war.