Spider-Man Sonderband: 50 Jahre (Comic)

Roger Stern, Tom DeFalco, Stuart Moore, Joshua Hale Fialkov u.a.
Spider-Man Sonderband: 50 Jahre
(Peter Parker, Spider-Man 156.1, The Sensational Spider-Man 33.1+33.2, Web of Spider-Man 129.1+129.2, Amazing Spider-Man 692 (IV) + 628 (II), 2010/2012)
Titelillustration von Marcos Martin
Zeichnungen von Carlo Barberi, Damion Scott, Roberto de la Torre, Nuno Plati u.a.
Panini, 2013, Paperback, 148 Seiten, 16,95 EUR

Von Irene Salzmann

Gute 50 Jahre „Spider-Man“ ist Panini ein entsprechender Jubiläums-Band wert, der einige für den Charakter typische Geschichten verschiedener Autoren und Zeichner beinhaltet.

In „Die Geister der Vergangenheit“ kehrt Peter Parker/Spider-Man an jenen Ort zurück, an dem sein Onkel Ben ums Leben kam, eine Tragödie, die er hätte verhindern können. Und wieder bahnt sich Unheil an aufgrund der Machenschaften skrupelloser Konzerne, doch diesmal will Spider-Man keine Unschuldigen sterben sehen.
In „Monster!“ versucht Spider-Man, den Roten Geier zu schnappen, dessen Bestreben, vor allem Verbrecher zu töten und zu fressen, den Ermittlungen der Polizistin Carlie Cooper diesmal sogar entgegenkommt, da seine Einmischung die richtigen Leute unter Druck setzt.
Die „Brooklyn-Avengers“ betrachtet Spider-Man als eine kurze, peinliche Phase seines jungen Superhelden-Daseins. Als die Kumpels von damals befürchten, dass ein alter Feind sie der Reihe nach töten wolle, glaubt er ihnen zunächst nicht, aber dann…
Alles andere als „Gerade rechtzeitig“ macht sich Peter Parker zu einem wichtigen Termin auf. Doch die üblichen Umstände nebst einer Menge Pech sorgen für einen ganz anderen Tagesablauf, bei dem schließlich doch etwas Gutes herauskommt.
„Der arbeitslose Peter Parker: Bruder, kannst mir aushelfen?“ ist und bleibt auch diesmal ein Pechvogel, denn er vermag sich nicht der Verantwortung zugunsten eines Vorstellungsgesprächs zu entziehen.

„The Amazing Spider-Man“ wurde 1962 von Stan Lee und Steve Ditko erschaffen; sein erstes Abenteuer erschien in dem Comic-Magazin „Amazing Fantasy“. Seine Beliebtheit verhalf dem Charakter zu etlichen fortlaufenden und Mini-Serien sowie zahlreichen Gastauftritten in anderen Superhelden-Reihen. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Peter Parker/Spider-Man kontinuierlich weiter: vom Schüler zum Student, vom Fotografen zum Wissenschaftler, vom belächelten Nerd zum selbstbewussten Ehemann des Models Mary Jane Watson und Familienvater, dessen Glück jedoch zerstört wurde. Als Superheld agierte er lange als Einzelgänger, der sich schwer tat, das Vertrauen seiner Kollegen zu erwerben, nicht zuletzt aufgrund der Hetz-Kampagnen, die der Herausgeber des ‚Daily Bugle‘ J. Jonah Jameson gegen ihn führt. Später wurde er Mitglied der Future Foundation/Fantastic Four, der Avengers und anderer Gruppen.

Die im vorliegenden Band gesammelten Storys spielen in jener Zeit, als Spider-Man und Dr. Octopus noch nicht die Körper getauscht hatten und der sterbende Peter Parker seine Erinnerungen in den Geist seines Gegners implantiert hatte, von wo aus er darum kämpft, wieder die Kontrolle über seinen Körper zu erlangen.

Zu den Autoren und Zeichnern, die mit humorigen, tragischen und spannenden Geschichten aufwarten, zählen unter anderem Stuart Moore („Marvel Noir: Wolverine“), Mark Waid („Daredevil“), Roberto de la Torre („Thunderbolts“) und Todd Nauck („The Amazing Spider-Man“) – entsprechend unterschiedlich sind auch die Stile, und was gefällt, ist Geschmackssache.

Recht realistisch gezeichnet und spannend erzählt ist „Die Geister der Vergangenheit“. Peter muss sich immer wieder mit seinen Schuldgefühlen auseinandersetzen. Er trägt schwer daran, dass sein Onkel noch leben würde, hätte Peter nicht aus Arroganz einen Dieb, der wenig später zum Mörder wurde, laufen lassen. Seither bürdet er sich die Verantwortung auf, einen solchen Fehler nie wieder zu begehen und das Verbrechen zu bekämpfen. Egal mit wem er es zu tun bekommt oder wie sehr ihm zugesetzt wird, immer wieder überwindet er seinen Tiefpunkt, wenn er am liebsten aufhören würde, und macht doch weiter.

Dieses Motiv treibt Peter auch in „Monster!“ an, als er eine Polizistin unterstützt, die gegen Gangster und die Korruption in den eigenen Reihen kämpft. Die Illustrationen sind durchaus gefällig, aber sehr comichaft.

Komödie und Tragödie gehen Hand in Hand, als Peter die „Brooklyn-Avengers“ wiedersieht. Er hatte der Gruppe, die auf ähnliche Weise wie er zu Superkräften kam, geraten, sich aufzulösen und nicht länger die Helden zu spielen, als ihm klargeworden war, dass sich das Team selbst in Gefahr bringt, da keiner seine Fähigkeiten wirklich beherrscht und niemand auf die Skrupellosigkeit der Gegner vorbereitet ist. Wie es scheint, hat er seine alten Freunde jedoch unterschätzt. Die Zeichnungen muten schon ‚mangahaft‘ an, unterstreichen die skurrile Note des Abenteuers, dürften aber nicht jedermanns Geschmack treffen.

Auch „Gerade rechtzeitig“ zählt nicht zu den Highlights, was den Stil betrifft. Die Charaktere wirken überzeichnet, die Bilder skizzenhaft und einfach. Der Inhalt schildert einen typischen Pechtag der Hauptfigur.

Dasselbe trifft auch auf „Der arbeitslose Peter Parker: Bruder, kannst mir aushelfen?“ zu, das nun wieder etwas ansprechender illustriert wurde, wenngleich kein tiefer gehender Eindruck hinterlassen wird.

In der Summe bietet der Band ein abwechslungsreiches Lesevergnügen, für das keinerlei Vorkenntnisse notwendig sind, bei einer durchwachsenen Qualität der Illustrationen. Sammler und Gelegenheitsleser dürfen gleichermaßen zugreifen.