Disney: Hall of Fame 5: Paul Murry (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 27. April 2013 10:56

Disney: Hall of Fame 5
Paul Murry
Übersetzung: Susanne Walter u.a.
Lettering: Frans Stummer
Ehapa, 2005, Hardcover, 192 Seiten, 17,00 EUR, ISBN 978-3-7704-0684-5
Von Irene Salzmann
Paul Murry (1911-1989) war ein amerikanische Comic- und Trickfilmzeichner, der im Ruf stand, jede Figur zeichnen zu können, so dass er neben Disneys Hauptfiguren auch viele weitere Charaktere in Szene setzte. Er bevorzugte weiche, kräftige Tuschelinien und verlieh seinen Protagonisten rundliche Formen. Vor allem Goofy prägte er wie kein Zweiter, indem er ihm die typische Pose mit der Hand vor dem Mund verpasste. Auch charakteristisch für den Künstler sind bärtige Schurken, dicke Regentropfen und gestrichelte Nebenschwaden, in denen die Personen und Objekte zu Schemen werden.
Zu seinen „frühen Arbeiten“ gehören beispielsweise Erzählungen über den Aufschneider Carioca, Gevatter Hase und die Tiere des Waldes sowie über Wölfchen, der eigentlich gar nicht „Der kleine böse Wolf“ ist. Diese Geschichten sind eher kurz und auf eine überraschende Pointe ausgelegt, manchmal auch mit einer Moral versehen, dass Unrecht sich nicht auszahlt. Als „Meisterwerke“ gelten einige Mehrteiler des Künstlers, in denen es Micky und Goofy mit verschiedenen Ganoven, vorzugsweise mit Kater Karlo und Schnauz, aufnehmen. Auch andere, zum Beispiel Daniel Düsentrieb, Pluto, das Schwarze Phantom, Ahörnchen und Behörnchen, erfüllen ihre Rollen – nicht zu vergessen Supergoof, dem eine Erzählung innerhalb der „späten Arbeiten“ gewidmet ist. Gerade diese gefällt durch die Anspielung auf Superman.
Das reifere Publikum wird sich vielleicht sogar noch an einige der hier gesammelten Comics erinnern, die er vor Jahren in einem „Micky Maus“-Heft gelesen hat, darunter eine Hommage an „Die Schatzinsel“, in der Käpt’n Hook aus „Peter Pan“ auftritt, oder „Goofy als Kindergärtner“, der einen Gauner, der sich als kleines Mädchen verkleidet hat, bei sich aufnimmt. Dennoch handelt es sich bei 7 von 18 Storys aus den Jahren 1944 bis 1984 um deutsche Erstveröffentlichungen.
Freilich wirken sie etwas altbacken, aber doch irgendwie pfiffiger als viele moderne Erzählungen anderer Autoren, bei denen der Humor zum Klamauk abdriftet, spannende Entwicklungen zu oberflächlicher Action verkommen, der Generationenkonflikt oder Nachbarschaftshass bloß noch aus einer Aneinanderreihung von übertriebenen Bosheiten besteht.
Insgesamt hat man viel Spaß an der Lektüre und bedauert danach, dass solche Comic-Schätze immer seltener werden. Die Reihe „Hall of Fame“ kann man allen Disney-Sammlern darum nur wärmstens empfehlen!