Spawn Original Collection 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 26. März 2013 10:05

Todd McFarlane, Alan Moore, Neil Gaiman, Dave Sim, Frank Miller
Spawn Original Collection 1
(Spawn 1-12, 2013 (1992/1993))
Aus dem Amerikanischen von Bernd Kronsbein
Titelillustration von Greg Capullo
Zeichnungen von Todd McFarlane
Panini, 2013, Hardcover, 340 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 978-3-86201-535-4
Von Irene Salzmann
Der Söldner Al Simmons geht einen Pakt mit dem Teufel ein, um nach seinem Tod zu seiner geliebten Frau Wanda zurückkehren zu dürfen. Er erhält eine Vielzahl Fähigkeiten, derer er sich nicht bewusst ist, und gleichzeitig wird ihm das Wesentliche verschwiegen.
Seit seinem Tod sind fünf Jahre vergangen, Wanda hat seinen besten Freund Terry Fitzgerald geheiratet und mit ihm eine Tochter, Cyan, bekommen. Al ist ein wandelnder Leichnam, dem viele Erinnerungen fehlen – und der es dennoch nicht übers Herz bringt, das Familienidyll zu zerstören. Sein Zorn richtet sich gegen Malebolgia, der ihn betrogen hat, gegen den Violator, der ihn zur Raison bringen soll, und gegen all die kleinen Gauner und großen Verbrecher, die für Wanda und Cyan, für seine Freunde von der Straße und andere aufrichtige Menschen eine Gefahr darstellen. Aber obwohl er so manches Rätsel lösen kann, fehlen ihm noch immer einige Puzzlestücke: Warum zieht es ihn ständig zu der Kirche?
Als sich in den frühen 90er Jahren einige Starzeichner von den großen Comicverlagen Marvel und DC lossagten, weil sie nicht länger gegängelt werden, sondern verstärkt eigene Ideen einbringen wollten, führte diese ‚Rebellion‘ zur Gründung von Image Comics. Die Studios waren schon drauf und dran, die Nr. 1 zu werden, doch künstlerischer Ehrgeiz und Management unter einen Hut zu bringen, schafften die Wenigsten. In Konsequenz kehrte zum Beispiel Jim Lee mit Wildstorm zu DC zurück, Top Cow unter Marc Silvestri scherte aus und etablierte das eigene Label, Rob Liefeld wollte mit seinen Extreme Studios in drei Jahren erreichen, wozu Marvel dreißig Jahre brauchte, scheiterte danach auch mit Awesome Comics, usw. usf. Todd McFarlane hingegen konzentrierte sich auf „Spawn“ und diverse Spin-offs sowie ähnlich geartete Mini-Serien und dürfte nach über zwanzig Jahren der erfolgreichste Künstler der Image Studios sein.
„Spawn“ steht für mehr als 200 Comic-Hefte, die zahlreichen Spin-offs wie „Medival Spawn“, „Sam & Twitch“, „Angela“ etc. nicht mitgerechnet. Mit Ausnahme von Marc Silvestri („Witchblade“) kann keiner seiner (ehemaligen) Image-Kollegen einen Titel vorweisen, der genauso kontinuierlich erschienen ist und ungefähr so viele Ausgaben geschafft hat.
Dies nahm Panini zum Anlass, zwanzig Jahre „Spawn“ mit einer Hardcover Edition zu würdigen, deren erster Band die ersten 12 Hefte beinhaltet, die – wie Insider wissen – ein besonderes Bonbon bieten, nämlich den von Fans verzweifelt gesuchten Band 10, geschrieben von Dave Sim, in dem sein Charakter Cerebus auftritt. Nach diversen Problemen sollte dieses Heft niemals nachgedruckt werden, so dass es in der deutschen Heft-Reihe von Panini tatsächlich fehlt. Nach einer Einigung zwischen den Künstlern kommen die Sammler Jahre später endlich in den Genuss dieses Heftes. Es fällt zudem auf, das regelmäßig Querverweise zu finden sind zu Serien, die in Deutschland – leider! – nie publiziert wurden, darunter „Youngblood“, „Savage Dragon“, „Stormwatch“ etc., oder die bloß kurzfristig erschienen wie „WildC.A.T.S.“, „Gen13“, „Cyblade“. Zu Beginn der Image-Ära unterstützten sich die Studios gegenseitig – aber das endete schließlich.
Wie auch immer, Fans erhalten nun die einmalige Gelegenheit, vergriffene beziehungsweise in Deutschland nie veröffentlichte Hefte ihrer Sammlung hinzuzufügen. Sie erleben einen Spawn, der noch viel Ähnlichkeit mit Spider-Man hat (eine der Marvel-Serien, die Todd McFarlane zeichnete), noch nicht so böse und blutrünstig ist wie in späteren Tagen, auch wenn er sich hier schon über viele (Comic-) Konventionen hinwegsetzt.
Später zeichneten Künstler wie Greg Capullo, von dem das Cover stammt, Angel Medina und andere „Spawn“-Abenteuer, während Todd McFarlane zunehmend Verwaltungsaufgaben übernahm. Auch von daher ist dieser Band ein Highlight. Ergänzt wird er überdies von textlosen Cover-Abbildungen und einigen persönlichen Worten Todd McFarlanes (und David Sims). Von Letzterem hat man sich schon ein bisschen mehr erwartet.
Schade, dass nach wie vor die Hefte fehlen, auf die regelmäßig angespielt wird, und die zum Beispiel die Wortspiele um die Kirche (chapel) und Al Simons Mörder verständlicher machen würden, nicht zu vergessen den Singsang des mordenden Eisverkäufers (ice cream – I scream), der in der Übersetzung nicht so schaurig rüber kommt wie im Original.
Dennoch ist diese Edition eine gelungene Idee von Panini, durch die „Spawn“ Jahrzehnte später gewiss zu den Kult-Comics gehören wird wie auch „Storm“, „Lucky Luke“ und etliche andere.