Dan Simmons: Eiskalt erwischt (Buch)

Dan Simmons
Eiskalt erwischt
Joe Kurtz 1
(Hardcase, 2001)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Plogmann
Festa, 2012, Taschenbuch, 332 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-86552-186-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Armin Möhle

Der US-amerikanische Autor Dan Simmons ist im deutschen Sprachraum durch eine Reihe von herausragenden und brillanten Horror- und SF-Romanen bekannt geworden wie „Hyperion“, „Der Sturz von Hyperion“, „Endymion – Pforten der Zeit, „Endymion – Die Auferstehung, „Kinder der Nacht“, „Terror“ und andere mehr. Schwächer wurde er nur, wenn er sich selbst plagiierte, so in „Olympos“ und „Im Auge des Winters“.

Sein letzter in Deutschland erschienener Roman, „Flashback“, ist umstritten, weil darin die reaktionäre Gesinnung des Autors stärker als jemals zuvor zum Ausdruck kam. Neben einem historischen („Fiesta in Havanna“) und einem in der Gegenwart angesiedelten Roman („Das Schlangenhaupt“) hat Dan Simmons auch drei Kriminalromane verfasst, die der Festa Verlag nun in deutschen Übersetzung vorlegt. „Eiskalt erwischt“ ist der erste von ihnen.

Joe Kurtz ist Privatdetektiv und bringt im ersten Kapitel des Romans den Mann, der seine Partnerin ermordete, brutal um. Er stellt sich der Polizei, wird verurteilt – und nach zwölf Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Ob das der Realität des US-amerikanischen Strafvollzuges entspricht, sei dahingestellt. Wahrscheinlich ist das nicht einmal in Deutschland möglich … Kurtz jedenfalls kehrt nach Buffalo zurück und ergattert von dem lokalen Mafiaboss Farino den Auftrag, den verschwundenen Buchhalter seines Syndikats zu suchen. Inoffiziell und zum Schein natürlich nur. Es folgt eine verlustreiche Auseinandersetzung zwischen den Gangstern Buffalos, in die Kurtz involviert wird. Eine Schießerei jagt die nächste, zwischen einer schwarzen Gang, weißen Neonazis, einem korrupten Polizisten – und natürlich Kurtz. Versehen mit einem gewissen Waffen-Fetischismus. Jede an diesem Spiel beteiligte Partei versucht, die anderen auszutricksen, auch Kurtz mischt in diesem Spiel munter mit.

„Eiskalt erwischt“ ist für die Verhältnisse des Autors ungewöhnlich kurz. Üblicherweise schreibt Dan Simmons (SF- und Horror-) Romane mit einem Umfang von 600 bis 900 Seiten… Dazu trägt nicht nur der knappe Stil des Autors und die übersichtliche Handlung bei, sondern auch das unseriöse Vorgehen des Festa Verlages: Das Cover wird zu Beginn jeden Kapitels nochmals abgedruckt, auf der vollen Seite (und in schwarz-weiß). Und da der Roman immerhin 45 Kapitel umfasst, ergeben sich inklusive einer Reihe von Leerseiten etwa 80 Seiten, mit denen der Leser rein gar nichts anfangen kann, die er aber mit bezahlt. Das ist ausgesprochen unverfroren und unverschämt, zumal sich der Preis des Bandes im oberen Bereich der für Taschenbücher üblichen Spanne bewegt.

Obwohl Dan Simmons keine losen Enden in der Handlung von „Eiskalt erwischt“ zurücklässt, ist der Roman kein ausgefeilter Kriminalroman, sondern eine brutale, action- und bleihaltige Gangsterballade, die für anspruchsvollere Krimifans nicht empfehlenswert ist. Man kann erahnen, aus welchen Gründen die großen Publikumsverlage, in denen alle Romane Simmons' erschienen sind, davon absahen, auch „Eiskalt erwischt“ zu veröffentlichen.

Leser, zu deren bevorzugten Autoren Dan Simmons bereits aufgrund seiner Science-Fiction- und Horror-Romane gehört, mögen sich „Eiskalt erwischt“ (und die Folgebände) zur Abrundung ihrer Sammlung der Werke des Autors kaufen. Immerhin zeigt sich auch mit „Eiskalt erwischt“ wieder einmal, wie breit gefächert das Repertoire Dan Simmons' ist.