J. R. Ward: Schattentraum – Black Dagger 20 (Buch)

J. R. Ward
Schattentraum
Black Dagger 20
(Lover Reborn Part 2)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Corinna Vierkant
Titelillustration von Dirk Schulz
Heyne, 2013, Taschenbuch, 446 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-453-31027-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Nach dem Tod seiner geliebten Shellan brach für Thorment, einen der gefürchteten und mächtigsten Vampirkrieger der Black Dagger, eine Welt zusammen. In sinnlosen Aktionen begab er sich immer wieder in lebensbedrohliche Situationen, suchte den Tod, fand ihn aber nicht. Seit der Engel Lassiter im Anwesen der Bruderschaft aufgetaucht ist, ahnt er auch, warum.

Welsie, seine geliebte Shellan, und ihr gemeinsamer Sohn sind im Zwischenreich gefangen, der Eingang in den Schleier ist ihnen verwehrt. Schuld daran ist, wie kann es anders sein, Thor selbst. Nur wenn es ihm gelingt loszulassen, das Leben wieder anzunehmen, können die Toten ihre Reise in ein besseres Leben im Schleier antreten. No’One könnte ihm dabei helfen, wenn er sie denn ließe. Doch noch ist sein Herz von einer Mauer aus Stein umgeben, seine Trauer wie eine undurchdringliche Rüstung.

Währenddessen sorgen die aus der Alten Welt immigrierten Vampirkämpfer um Xcor für weiteren Unmut. Während sie des Nachts Jagd auf die Lesser machen, die Black Dagger dabei ein ums andere Mal bloßstellen und um die Gunst der unzufriedenen Adeligen Vampire buhlen, misslingt ein Mordanschlag auf Wrath, den König der Vampire, nur knapp. Jetzt liegt der Ball in der Hälfte der Dagger – und die nehmen ihn nur zu gerne auf…

Es ist schon erstaunlich, dass die Serie um die Black Dagger zumindest in den USA hauptsächlich von weiblichen Lesern gekauft und verschlungen wird. J. R. Ward bietet ihren Fans nicht nur blutige, auch in Details minutiöse ausgearbeitete Kämpfe, sondern auch jeden Menge plakativen Sex an der Grenze zur Pornographie. Bei dieser Mischung hätte ich eigentlich erwartet, dass sie in erster Linie männliche Leser anziehen würde, doch weit gefehlt. Dies mag damit zusammenhängen, dass es die Autorin versteht immer wieder neue Love Storys zu erzählen, hier in tiefen Gefühlen zu schwelgen. In jedem Roman (der für die Übersetzung in aller Regel in mehrere Teile aufgesplittet wird) steht ein Anderer der Black Dagger im Zentrum der Aufmerksamkeit, verliebt sich, überwindet die mannigfaltigen Hindernisse, die sich ihm bei der Eroberung der Gunst seiner Shallan in den Weg stellen, nur um im emotionsgeladenen Finale das Herz seiner Geliebten im Sturm zu erobern. Das hat, ich gebe es zu, Suchtcharakter, baut die Autorin ihre Welt, die Gruppe der handlungsrelevanten Personen, doch immer weiter und dezidierter aus, ohne dass ein Ende auch nur in Sicht wäre. Die in Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassenden Bett-Szenen, in denen sie auch immer wieder mit anrüchigen Praktiken kokettiert, sorgen für verruchte Faszination. Hier kann man – Frau – in ihrer Phantasie einmal all dies durchleben, was man sich in der Realität nicht traut oder zu dem der passende Partner fehlt.

Für Fans der Serie ein weiterer Roman, der alle Erwartungen erfüllt, Neuleser aber werden sich aufgrund der vielen Verweise auf die bisherigen Geschehnisse kaum zurechtfinden.