Roland – Ritter Ungestüm 6 (Comic)

Francois Craenhals
Roland – Ritter Ungestüm 6
Der Bogen des Saka / Yama, Prinzessin von Alampur / Die Rückkehr nach Rotteck
(Chevalier Ardent: L’ Arc de Saka 1987; Yama, princesse d’ Alampur, 1989; Retor á Rougecogne, 1991)
Aus dem Französischen von Uli Pröfrock
Cross Cult, 2012, Hardcover, 160 Seiten, 29,80 EUR, ISBN 978-3-941248-76-2

Von Christel Scheja

Die Abenteuer von „Roland – Ritter Ungestüm“ nähern sich langsam ihrem Ende. Allerdings sind die drei Alben, die in diesem sechsten Band erscheinen, allesamt Erstveröffentlichungen und keine Neuauflagen mehr, sodass vor allem die Fans des jungen Ritters gespannt sein können, wie er sich weiter schlägt.

Roland hat sich dazu entschieden, nicht in seine Heimat zurückzukehren, als er erfahren muss, dass der Juri, der junge Fürst der Rus, der auserwählte Bräutigam von König Artus Tochter Gwendoline ist. Da er genau weiß, dass der Herrscher sich durch nichts umstimmen lassen wird, bleibt er lieber in der Ferne, als mitansehen zu müssen, wie ein anderer die Hand seiner großen Liebe erhält. Er ist so verzweifelt, dass er den Tod sucht, aber ein verrückter Steppenbewohner und das Mädchen Oljuscha, das schon im letzten Abenteuer eine große Hilfe war, halten ihn davon ab. Schon bald kommt er gar nicht mehr dazu, wegen des Verlusts zu leiden, denn er wird in die gefährlichen Intrigen um ein altes Artefakt verwickelt. Denn nur wer den Bogen des Saka in Händen hält, eine Waffe des mythischen Ahnherrn, wird von allen Stämmen als Oberherrscher anerkannt werden.

Kaum ist dieses Abenteuer überstanden, erleben Roland und Oljuscha den Überfall auf eine Karawane mit, bei dem die Prinzessin von Kaschmir in das Reich Alampur entführt wird. Um einen Krieg zu verhindern, greift Roland ein, nur um in der Stadt der Entführer festzustellen, dass nicht alles so ist, wie es zunächst schien.

Erschöpft von seinen Erlebnissen in Mittelasien, entschließt sich Roland doch dazu, wieder nach Hause zurückzukehren, denn die Sehnsucht ist nicht mehr auszuhalten. Dort angekommen, erwartet ihn jedoch eine Überraschung mit der er so überhaupt nicht gerechnet hat und die sein Leben ein weiteres Mal auf den Kopf stellt.

Zwei Drittel des Bandes widmen sich Abenteuern in exotischen Regionen der Erde, die gerade dadurch Spaß machen, dass sich Craenhals Orte und Völker aussucht, die noch nicht so oft verwendet wurden. Die Handlungsmuster sind dagegen eher klassisch: machtgierige Fürsten, eine schöne Prinzessin, die zum Faustpfand im Ringen zweier Reiche wird, und nicht zuletzt ein Bruderstreit. Die Geschichten haben zwar einige nette Wendungen, sind aber ansonsten eher gängige Kost, die Roland überraschenderweise mit etwas mehr Weisheit als früher löst, was man so gar nicht von ihm gewohnt ist. Der Eindruck verschwindet aber, als er nach Rotteck zurückkehrt, und sein Groll aufs Neue geschürt wird. Hier ist wieder der alte Roland zu finden, hitzköpfig, jähzornig und blind für die Intrigen seines Königs. Tatsächlich ist Artus hier keine lichte Sagengestalt, sondern der ärgste Widersacher des jungen Helden, weil er einfach nicht dazu bereit ist, dem jungen Ritter das Glück zu gönnen, das er sich wünscht. Dennoch wird diesmal angedeutet, dass Manches davon vielleicht sogar Sinn macht, um Roland zu formen. Das macht gerade dieses Abenteuer zur dramatischsten Geschichte des Bandes und man bekommt Lust darauf, nun zu erfahren, wie das ganze Hin und Her wirklich ausgeht.

Die Zeichnungen sind gewohnt detailreich wie immer und zeigen, wie gut der Künstler recherchiert hat. Auch sein Stil hat sich nur minimal verändert, so dass es keinen Bruch in der Darstellung der Figuren gibt. Der Hintergrundartikel beschäftigt sich diesmal mit den Veröffentlichungen des Künstlers in Deutschland und macht darauf aufmerksam, wie sehr Craenhals lange in die Schiene „Kindercomics“ geschoben wurde, obwohl manche seiner Werke sich eher an ältere Leser richten.

Damit ist der sechste Band der Abenteuer von „Roland – Ritter Ungestüm“ eine schöne Ergänzung zu der Ritterserie, die erstmals zeigt, dass es vielleicht doch noch Hoffnung für die junge Liebe gibt. Gerade weil sich in dieser Ausgabe nur Erstveröffentlichungen finden, ist er umso interessanter für die Fans des jungen Ritters, die so erstmals Hoffnung haben können, den Abschluss der Reihe miterleben zu dürfen.