Jeffrey Thomas: Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 24. November 2012 11:07

H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens 28
Jeffrey Thomas
Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Fabian Dellemann
Titelillustration von Hanno von Bran
Festa, 2012, Hardcover, 333 Seiten, 28,00 EUR, ISBN 978-3-86552-121-7 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Die Bücher, in denen Autoren sich mit Lovecrafts Mythus um die Großen Alten auseinandersetzen, sind Legion. Anbiederungen, zumeist schlechte Nachahmungen der Lovecraft’schen Texte überwiegen, immer wieder aber gelingt es Autoren, der Schöpfung neue Facetten abzugewinnen, sie mit ihren Beiträgen zu bereichern und zu ergänzen.
Auffällig dabei, dass diese wenigen wirklich gelungenen Fortschreibungen zum weit überwiegenden Teil diejenigen sind, die ganz bewusst nicht versuchen, HPL zu kopieren sondern eigene Wege beschreiten, ihren eignen Stil suchen und finden. Jeffrey Thomas’ Erzählungen sind ein gutes Beispiel dafür, wie man ohne sich anzubiedern, ohne auf seine Eigenheiten zu verzichten, dem Mythos um Cthulhu und Co. etwas Neues, etwas Überzeugendes beisteuern kann.
In den dreizehn Geschichten nimmt der Autor immer wieder den Faden auf und berichtet uns von der drohenden Invasion unserer Welt durch Yog-Sothoth und seine Brüder, von den Älteren, die sich diesem Ansinnen in den Weg stellen, und von den Menschen, die als Kollateralschaden dabei auf der Strecke bleiben.
In drei der Novellen übernimmt John Bell, seines Zeichens – zunächst – Polizist in dem aus dem ebenfalls bei Festa unter dem gleichnamigen Titel erschienen Buch bekannten Punktown die Hauptrolle, später begegnen uns Archäologen, Wissenschaftler, Nachfahren der Tempelritter und Polizisten, die hilflos, nur zu oft ohne wirklich zu begreifen, was mit ihnen und ihrer Heimat passiert, dem Treiben der alten Götter ausgeliefert sind.
Gerade weil uns der Autor seine Geschichten nüchtern, distanziert erzählt, entfalten diese eine immer stärkere Wirkung bei der Lektüre. Immer ruhen die Erzählungen zunächst in der Alltagswelt, der Realität der Protagonisten, in die dann der unheilige Einfluss der beiden Wesenheiten – hier Cthulhu und seine Geschwister, dort die Älteren – eingreifen. Das entfaltet dann eine erzählerische Wucht, die gerade weil der Autor vom Einbrechen des Übernatürlichen in eine alltägliche Welt berichtet, den Leser fasziniert an die Seiten fesselt.
Der Verlag hat dem Band als Extra noch ein kurzes, informatives Interview von Christian Endres mit dem Autor beigefügt, die gewohnt sorgfältige Ausstattung mit einem stimmungsvollen Umschlag und Lesebändchen wird auch Bibliophilen gerecht.