Paul Alfred Müller: Sprung über die Zeit (Buch)

Paul Alfred Müller
Sprung über die Zeit
Mit einem Nachwort von Heinz J. Galle
Verlag Dieter von Reeken, 2012, Paperback, 158 Seiten, 12 Abbildungen, 15,00 EUR, ISBN 978-3-940679-68-0

Von Carsten Kuhr

Wir schreiben das Jahr 1967. Die Zeit ist reif dafür, das Weltall zu erobern. Amerika entsendet seine Spezialisten mit einem neu entwickelten Raumschiff, um bis hinter die Bahn des Pluto vorzustoßen. Dass die Besatzung nach außerirdischen Leben sucht, war nicht vorgesehen. Als die „Me I“ mit einer fliegenden Untertasse kollidiert, scheint das Ende der Astronauten gekommen zu sein. Zwei Jahre und vier Monate später wachen die Männer an Bord der „Me I“ wieder auf. Sie sind abgemagert, bärtig, aber am Leben.

Nachdem sie sich mit ihrem Retter, einem Außerirdischen, arrangiert haben, kehren sie, aufgrund der Zeit, die sie bei annähernd Lichtgeschwindigkeit verbracht haben, fast dreißig Jahre nach ihrem Aufbruch zu ihrem Heimatplaneten zurück.

Nach der Quarantäne kommt es dann, verborgen vor den Öffentlichkeit, die vor Jahrzehnten um die mutigen Weltraumfahrer getrauert hat, zum Wiedersehen mit ihren Familien – einem Wiedersehen, das emotionalen Sprengstoff in sich birgt. Ehefrauen haben sich neu gebunden, Töchter sind erwachsen geworden und haben ihr Leben in den Sand gesetzt, alte Liebe ist erloschen, neue Zuneigung am aufblühen. Als die wackeren Pioniere des Alls bemerken, dass sie auf der Erde nicht wirklich willkommen sind, nehmen sie das Angebot an, erneut die Weiten des Weltraums zu erforschen...

Wie Heinz Galle bereits in seinen Anmerkungen zum Roman kundtut, ist vorliegender, unter den Pseudonym Werner Keyen als Leihbuch veröffentlichter Roman, nicht eben PAM bestes Buch. Deutlich merkt man dem Text an, dass Müller mit der damals vorherrschenden ausufernden Beschreibung der hochtechnisierten Raumschiffe nicht glücklich war, er beim phantastischen Abenteuer à la „Sun Koh“ oder „Jan Mayen“ sicherlich besser aufgehoben war. Auch wenn PAM, des Geldes wegen bei „Mark Powers“ mitschrieb, machte bereits seine Ablehnung der Offerte statt W. W. Shols an „Perry Rhodan“ mitzuschreiben deutlich, dass Space Opera nicht sein Steckenpferd war.Insoweit präsentiert auch vorliegender Roman, der erste von insgesamt vier Bänden, die unter dem PseudonymWerner Kayen damals erschienen, nicht unbedingt Abenteuer, die den Leser an die Seiten fesseln.

Dabei ist Potential durchaus vorhanden; etwa der Alien, der ein wenig an einen verschmitzt lächelnden Übermenschen erinnert, oder die Dramatik, als die Raumfahrer nach 30 Jahren ihr altes Leben wieder aufnehmen wollen und vor einem emotionalen Scherbenhaufen an alten Beziehungen und Partnern, die längst weitergezogen sind, stehen. Hier hätte der Autor die Möglichkeit gehabt, entweder einen humorvollen Roman über die Begegnung mit einem Außerirdischen oder die Dramatik der Männer, die ihre Heimat und damit ihren Rückhalt verloren haben, einzugehen. Beides blieb aber letztlich nur Stückwerk, wurde nicht oder zu oberflächlich genutzt und ist nur für Müller-Puristen interessant.

Fesselnder als der Plot selbst ist dann der Bericht Heinz J. Galles über die Arbeitsbedingungen und die Entstehungsgeschichte der vier veröffentlichten Romane – ein weiteres Manuskript wurde später stark gekürzt und bearbeitet als Heft aufgelegt – über Honorare und Auflagen der Leihbücher.