X-Men 105 (Comic)

Warren Ellis, Christopher Yost, James Asmus, Mike Carey
X-Men 105
Ghost-Box – Das Finale!
(Astonishing X-Men 29 30, X-Men: Manifest Destiny 3 4, X-Men Legacy 219, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Simone Bianchi
Zeichnungen von Simone Bianchi, Humberto Ramos, Takeshi Miyazawa, Phil Briones u. a.
Panini, 2009, Heft, 100 Seiten, 5,95 EUR

Von Irene Salzmann

Die Polizei von San Francisco zieht die X-Men im Fall eines ermordeten Mutanten hinzu. Wie sich herausstellt, handelte es sich um einen Menschen mit triploidem Chromosomensatz, den die Scanner nicht aufspüren konnten – und der nicht aus dieser Realität stammte. Einen zweiten Mutanten können die X-Men davon abhalten, eine Ghost-Box zu aktivieren und damit das Tor zu jener anderen Welt, deren Bewohner offenbar eine Invasion planen. Die nächsten Spuren führen in eine abgelegene Region Chinas, und die Hinweise verdichten sich, dass Forge etwas mit der Angelegenheit zu tun hat.

Die X-Men können ihren einstigen Kameraden aufspüren und erfahren, dass er glaubt, einen Weg gefunden zu haben, um die Folgen von M-Day aufzuheben – eine Sackgasse, wie Beast ihm zu erklären versucht. Allerdings haben mangelnde Anerkennung und Verbitterung Forge in einen unheilvollen Wahn getrieben. Durch seine Armee aus Pseudo-Mutanten will er den Krieg ins Parallel-Universum tragen und die Invasion verhindern.
Die X-Men haben keine andere Wahl, als Agent Abigail Brand von der Organisation Sword, die dem Fluggefährt gefolgt ist, einzuschalten. Ein Ziel gerichteter Energiestrahl trifft Forges Versteck und geht weiter durch das sich öffnende Dimensions-Portal …

Colossus leidet immer noch unter dem Verlust von Shadowcat. Seine Freunde geben sich jede nur erdenkliche Mühe, ihn aufzuheitern oder abzulenken. Was ihnen nicht gelingt, schafft ein kleines Mädchen.
Mercury kann sich nur schwer an ihr Erscheinungsbild und ihre Fähigkeiten als Mutantin gewöhnen. Sie will kein Freak, kein ›Stück Knete‹ sein. Bis sie begreift, dass sie mehr und ein Mensch ist, muss erst etwas passieren.
Nightcrawler fühlt sich überflüssig, denn Pixie, die erst seit kurzer Zeit bei den X-Men ist, erwies sich als fähigerer Teleporter und hat noch einige weitere Tricks auf Lager. In Wirklichkeit vermisst aber auch er Shadowcat.
Es scheint, als würden Charles Xavier und sein Halbbruder, der Juggernaut, niemals Freunde werden. Letzterer ist bereit, sich des anderen zu entledigen, sobald sich eine Gelegenheit bietet. Dessen ist sich der Professor bewusst, so dass er Vorkehrungen trifft, mit denen der Juggernaut nicht gerechnet hat.

»X-Men« 105 beinhaltet die letzten Folgen der »Ghost-Box«-Miniserie und bietet darüber hinaus vier kurze, in sich abgeschlossene Geschichten, die einige Team-Mitglieder und ihre Probleme näher beleuchten. Der Unterschied zwischen der Serienhandlung und den davon unabhängigen Erzählungen ist wie Tag und Nacht.
Inhaltlich können die aufs Wesentliche reduzieren, simpel gestrickten Storys mit den komplexen Fortsetzungsfolgen nicht mithalten. Über mehrere Kapitel hinweg hat Warren Ellis jeden Charakter sorgfältig aufgebaut und ihnen eine individuelle Stimme verpasst. So verschieden sie auch sind, wenn es darauf ankommt, sind sie sich einig und arbeiten Hand in Hand. Dabei merkt man auch eine neue Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft, die vor Jahren auf Figuren wie zum Beispiel Wolverine, Deadpool, Maverick und Cable begrenzt war, nun aber auch die Verfechter der unblutigen Lösungen wie Cyclops und Storm erfasst hat.
Während die nahezu fotorealistischen Illustrationen Simone Bianchis ein wahrer Augenschmaus sind, fallen die Zeichnungen der anderen Geschichten qualitativ stark ab, da sie vergleichsweise einfach und sehr comichaft wirken.
Um verstehen zu können, was es mit der »Ghost-Box« auf sich hat, sollte man die vorherigen Kapitel kennen. Die ansprechenden Illustrationen laden zum Kauf der Hefte ein. Dass man sich damit auch weniger reizvolle Storys einhandelt, ist verschmerzbar.
Alles in allem ist »X-Men« 105 ein notwendiger Band für Sammler, da ein Mini-Zyklus beendet wird. Gelegenheitsleser können sich an den großartigen Zeichnungen erfreuen und einige der Helden durch die Kurzgeschichten näher kennenlernen, doch ist der Lesespaß ungemein größer, kennt man wenigstens die übrigen »Ghost-Box«-Kapitel.