Kreuzzug 1: Simoun Dja (Comic)

Kreuzzug 1
Simoun Dja
(Croisade: Simoun Dja)
Text: Jean Dufaux
Zeichnungen: Philippe Xavier
Farben: Jean-Jaques Chagnaud
Übersetzung: Resel Rebiersch
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2008, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-940864-37-6

Von Irene Salzmann

Die Kreuzzüge im Mittelalter haben Tod und Zerstörung in die Länder des nahen Ostens getragen und viel zu viele Leben gekostet. Verblendet durch einen fehlgeleiteten Glauben, mehr aber noch in der Hoffnung auf Ruhm und Reichtum gehorchten viele Fürsten dem Aufruf der Kirche, das Heilige Grab aus der Gewalt der Ungläubigen zu befreien. Die Geschichtsbücher verraten, dass nahezu jeder Kreuzzug in einem Desaster für die Christen endete.

Trotzdem hielten sich die Geschichten von tapferen Rittern und ihren Heldentaten bis in die Gegenwart und faszinierten Generationen von kleinen Jungen, die Burgen bauten und mit Zinn- oder Plastikfiguren spielten. Auch Autoren ließen sich inspirieren und schrieben Romane über »Ivanhoe« und »Robin Hood«. Filme wie »Der Talisman« thematisierten den Konflikt zwischen Richard Löwenherz und Saladin oder andere namhafte Ritter.
Auch in Comics tauchen Ritter aus allen Jahrhunderten auf, darunter »Prinz Eisenherz«, »Sigurd«, »El Cid« und »Roland – Ritter Ungestüm«.

Angelehnt an den historischen Hintergrund haben Jean Dufaux (»Die rote Kaiserin«), Philippe Xavier (»Das verlorene Paradies«) und Jean-Jacques Chagnaud (»Die Legende von Malemort«) einen abenteuerlichen Fantasy-Comic geschaffen, der historische Stätten einbindet, die er mit erfundenen Protagonisten bevölkert, die vermutlich ihre Vorbilder in belegten Persönlichkeiten haben. Hinzu kommen ein Dämon, der die Verkörperung des Teufels sein will, ein Mann, der nach jedem Tod wieder ins Leben zurückkehrt, ein Großmufti mit magischen Kräften, eine mysteriöse Frau, die über Schlachtfelder wandelt – und der Simoun Dja, der sich plötzlich erhebende Wüstensturm, welcher Mensch und Tier das Fleisch von den Knochen reißt.
Der erste Band stellt das Setting, die wichtigsten Akteure und die Konflikte vor:

Gregor von Arkos wird von seinen Ratgebern dazu gedrängt Hierus Halem anzugreifen, um die sterbliche Hülle des heiligen X3 zu bergen. Allein sein Schwiegersohn Gunther von Flandern spricht dagegen und weigert sich, an dem in seinen Augen sinnlosen Blutvergießen teilzunehmen. Tatsächlich wird die christliche Armee von den Truppen Ab’dul Rasims aufgerieben, und wer nicht durch das Schwert stirbt, wird ein Opfer des Simoun Dja, gegen den der Großmufti die Verteidiger gewappnet hat.
Nach dem Tod Gregors wird Robert, Herzog von Tarent der neue Anführer. Er begehrt Eleonore, Gunthers Frau, die ihm ihre Gunst und Unterstützung schenkt, da sie den Ruhm über alles liebt. Gunther, der schon seit langem ihre Schwester Syria liebt, die sich wie er der Befreiung des heiligen Grabs – aber nicht um jeden Preis! – verschrieben hat, bricht auf, um nach Mitteln und Wegen zu suchen, die den Christen doch noch den Sieg bescheren können.
Derweil muss Ab’dul Rasim für sein Glück in der Schlacht bezahlen: Er verstrickt sich immer mehr in eine Welt der Mysterien und Magie und erfährt von Dingen, an denen er lieber nicht gerührt hätte, denn offenbar zieht das Böse im Hintergrund die Fäden …

Die Story startet vielversprechend und wartet mit interessanten Charakteren auf, die typische Kinder ihrer Zeit und ihrer Glaubenswelt sind. Zwischen den Zeilen und in den Bildern von Kampf und Tod verurteilen die Künstler die Kreuzzüge und Kriege allgemein, in denen macht- und ruhmsüchtige Fanatiker bedenkenlos tausende von Menschenleben opfer(te)n. Die Qualen der Betroffenen werden nicht beschönigt. Man sympathisiert mit den wenigen Personen, die zur Vernunft mahnen, aber kein Gehör finden.
Die Magie sorgt immer wieder für unerwartete Wendungen. Das und die leichte Modifizierung des Islams, des Christen- und Judentums machen neugierig auf die Geheimnisse, die noch der Enthüllung warten.
Die Illustrationen sind etwas kantig, sehr detailreich und atmosphärisch koloriert. Vor allem die aufwändigen Zeichnungen der Hintergründe können überzeugen, während die Gesichter eher etwas gewöhnungsbedürftig sind, vor allem da sie oft wütend verzerrt oder hochmütig scheinen.

Alles in allem ist der erste Band der Trilogie »Kreuzzug« ein faszinierender Comic, der sich mit Serien wie »Die Druiden«, »Einhorn« oder »Die Legende der Drachenritter« vergleichen lässt. Die Freunde des Genres Fantasy und schöner Bilder werden bestens unterhalten.