Rachel Vincent: Mit ganzer Seele – Soul Screamers 1 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 13. Mai 2012 16:44

Rachel Vincent
Mit ganzer Seele
Soul Screamers 1
Übersetzung aus dem Englischen von Alessa Krempel
Mira, 2011, Taschenbuch, 300 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-89941-946-7 (auch als eBook erhältlich)
Von Irene Salzmann
Die 16jährige Schülerin Kaylee Cavanaugh lernt in einer Bar den attraktiven, umschwärmten Nash Hudson näher kennen. Sie kann ihr Glück kaum fassen, obwohl alle Alarmglocken in ihr schrillen: Wieso gibt er sich ausgerechnet mit einem Mauerblümchen wie ihr ab? Dennoch möchte sie den Abend genießen – und ruiniert ihn.
Denn als sie ein hübsches Mädchen erblickt, das von einer Art schwarzem Nebel umwallt ist, steigt in ihr der unwiderstehliche Drang auf, lauthals zu schreien, denn eine Ahnung sagt Kaylee, dass ihr Gegenüber sterben wird. Und das passiert Kaylee nicht zum ersten Mal! Nash und Emma, Kaylees beste Freundin, schaffen sie nach draußen, wo sie sich dank des Verständnisses ihrer Begleiter langsam beruhigt. Doch kaum zu Hause erfährt sie aus den Nachrichten, dass jenes Mädchen ganz plötzlich tot umgefallen ist.
Nur einen Tag später passiert genau das gleiche einer Kinobesucherin, wieder einen Tag darauf einer Cheerleaderin. Kaylee macht sich Vorwürfe, denn vielleicht wären die drei noch am Leben, hätten sie eine Warnung erhalten. Erneut nimmt Nash ihr den schlimmsten Kummer, da er mehr über die ganze Angelegenheit weiß und Kaylee in ein großes Geheimnis einweiht. Sie, Nash und einige andere sind Banhees, die spüren, wenn jemand sterben muss. Durch ihr Schreien können sie eine Seele im Diesseits festhalten, durch einen Seelentausch sogar den Tod verhindern. Aber alles hat seinen Preis – wie Kaylee bald erfahren muss, als ein Reaper, der, statt nach Plan den Tod zu bringen, Seelen stiehlt, erst Emma und dann Kaylees Cousine Sophie tötet …
„Mit ganzer Seele“ ist der erste von gegenwärtig sieben Bänden, die die Geschichte von Kaylee Cavanaugh erzählen.
Lange glaubt das junge Mädchen, an hysterischen Anfällen zu leiden, verrückt oder gar todkrank zu sein, weil sie das nahe Ende anderer Menschen erahnen kann und jedes Mal das Bedürfnis hat zu schreien. Ihre Familie tut nichts, um diese Sorgen zu zerstreuen, sondern brachte Kaylee bereits in die Psychiatrie und gaben ihr starke Beruhigungsmittel. Tatsächlich hüten Onkel und Tante, bei denen sie lebt, auf Wunsch von Kaylees Vaters ein großes Geheimnis. Als die Situation eskaliert und sie sich in Angelegenheiten einmischt, die höchst gefährlich sind, teilt Nash sein Wissen mit Kaylee, denn sie sind beide Banshees und verfügen über besondere Gaben. Doch noch unheimlicher sind die Talente von Todd, einem Reaper, mit dem die beiden kooperieren müssen, um aufzuklären, warum Tag für Tag ein junges Mädchen, dessen Zeit noch gar nicht um ist, sterben muss – und um Emma und Sophie zu retten. Kaylee und Nash ahnen nicht, worauf sie sich wirklich eingelassen haben, als sie sich dem Seelenräuber in den Weg stellen, denn nun haben sie dessen und die Aufmerksamkeit finsterer Mächte auf sich gezogen, die ihnen deutlich machen, dass Banshees keine Wunder wirken und nicht jeden retten können. Mit den Konsequenzen daraus beschäftigen sich vermutlich die Folgebände.
Die jungen Protagonisten rühren recht blauäugig an Dingen, die nicht ihre Angelegenheit sind, und bekommen stets Hilfe, wenn sie nicht weiter wissen. Stellenweise läuft alles schon etwas zu glatt, doch kann die Autorin dies gut kaschieren, da sie immer wieder mit überraschenden Enthüllungen und unerwarteten Wendungen aufwartet. Überdies bietet sie einen angenehmen Mix aus spannend-tragischen Szenen und Teenager-Romantik, eingebettet ins kleinstädtische Spießbürgeridyll und den vertrauten Schulalltag. Sie lässt die Protagonisten reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Gerade zu Beginn wirkt das etwas bemüht, doch schon nach wenigen Seiten mäßigt sich der Jargon, und man beginnt gespannt, mit Kaylee, aus deren Perspektive die Geschehnisse geschildert werden, ein Geheimnis nach dem anderen aufzudecken. Am Ende bleiben genug Fragen offen, die neugierig auf das Kommende machen.
Schätzt man Serien wie „Vampire Diaries“, „Evermore“ oder „House of Night“, wird man auch von „Soul Screamers“ gut unterhalten. Die phantastische Reihe wendet sich an Leserinnen ab 14 Jahre, ist aber auch für das reifere Publikum interessant, sofern es sich auf die jungen Protagonisten einlassen kann.