Dahlquist, Gordon: Das Dunkelbuch (Buch)

Gordon Dahlquist
Das Dunkelbuch
(The Dark Volume, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Susanna Mende
Titelgestaltung von bürosüd
Blanvalet, 2009, Hardcover, 602 Seiten, 21,95 EUR, ISBN 978-3-7645-0241-6

Von Christel Scheja

Gordon Dahlquist ist eigentlich Bühnenautor und -regisseur und daher gewohnt, szenisch zu denken und mit Form und Sprache zu experimentieren. Das schlug sich bereits in seinem ersten Roman, »Die Glasbücher der Traumfresser«, nieder, mit dem er internationalen Erfolg errang. Nun hat der seit 1988 in New York lebende Autor eine Fortsetzung geschrieben.

»Das Dunkelbuch« schließt unmittelbar an die Ereignisse des ersten Bandes an. Damals fanden sich die Helden zusammen mit ihren Gegenspielern auf einem Luftschiff ein, und es kam zu einem dramatischen und blutigen Showdown, in dem viele Männer und Frauen ihr Leben verloren und das Luftschiff schließlich auch abstürzte.
Nun erwacht Celeste Temple in einer schmutzigen, kleinen Fischerhütte und kann sich nicht mehr richtig an die vorhergehenden Ereignisse erinnern, bis sie Eloise Dujung erkennt, die einst Hauslehrerin bei einem der Feinde war, sich aber auf ihre Seite geschlagen hat. Eloise wacht an ihrer Seite. Die anderen, vor allem ihre stärksten Mitstreiter – Doktor Svenson und Kardinal Chang – sind verschwunden.
Die junge Frau braucht eine Weile, um ihre Kräfte zu sammeln, stellt dabei aber auch fest, dass sie plötzlich nicht mehr nur an ›das Eine‹ denkt, sondern auch auf die Erinnerungen von vielen hundert anderen Menschen besser zurückgreifen kann als je zuvor. Was hat das zu bedeuten?
Ehe sie darüber nachdenken kann, muss Celeste fliehen, denn ihre Erzfeindin, die Comtessa di Laquer-Sforza, hat den Absturz ebenfalls überlebt und versucht, sie mit allen Mitteln in ihre Hand zu bekommen. Und so beginnt eine wilde Treibjagd durch das Königreich, bei dem die junge Frau viele Gefahren bestehen muss und niemandem vertrauen darf. Denn genau ihre Erinnerungen sind der Schlüssel zu dem geheimnisvollen »Dunkelbuch«, das dem, der es öffnet, unermessliche Macht verspricht.
Derweil versuchen ihre Mitstreiter Svenson und Chang, auf eigenen Wegen herauszubekommen, wer den Absturz überlebt hat, Celeste wiederzufinden oder wenigstens ihren Körper zu bergen. Dabei müssen sie erkennen, dass die Intrigen inzwischen weitere Kreise gezogen haben,, als sie bisher ahnten.

Gordon Dahlquist knüpft an die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert so beliebten Abenteuerromane an, in denen tapfere Helden zumeist dramatische Abenteuer an exotischen Schauplätzen erlebten oder wenigstens auf skurrile Personen in einem eher vertrauten Umfeld trafen.
Dabei zieht die Geschichte auch in diesem Roman immer weitere Kreise, ufert unbemerkt aus. Spätestens in der Mitte beginnt man sich zu fragen, wo eigentlich der rote Faden abgeblieben ist, denn selbst wenn die einzelnen Szenen spannend und humorvoll in den Bann schlagen können, verliert sich der Sinn des Ganzen mehr und mehr in kryptischen Andeutungen und vagen Anspielungen. Der Autor verrät nicht wirklich etwas und löst das Verwirrspiel am Ende nicht einmal richtig auf.
So bleibt ein sehr zwiespältiger Eindruck zurück. Die Geschichte ist zwar lebendig und farbenprächtig erzählt, die Szenen überzeugen, aber insgesamt ist das Buch eher langweilig und wird zum Ende hin immer undurchschaubarer. Auch macht sich dann bemerkbar, dass man den ersten Band doch hätte kennen sollen, da sich die Anspielungen auf die Figuren und ihre Vorgeschichte häufen, je tiefer der Autor in deren Gedankenwelt eintaucht.

Alles in allem ist »Das Dunkelbuch« wohl für die Leser am reizvollsten, die bereits »Die Glasbücher der Traumfesser« kennen und die die ganz spezielle Erzählweise des Autors mögen.