Tony Ballard 6: Das zweite Leben der Marsha C. (Hörspiel)

A. F. Morland, Thomas Birker und Christian Daber
Tony Ballard 6
Das zweite Leben der Marsha C.
Sprecher: Klaus Dieter Klebsch, Tosten Sense, Dorette Hugo, Thilo Schmitz, Simon Jäger, Marie Bierstedt u. a.
Musik von Andreas Max und Plotzka
Titelgestaltung von Ugurcan Yüce
Dreamland, 2009, 1 CD, ca. 60 Minuten Laufzeit, ca. 7,95 EUR, ISBN 978-3-939066-25-5

Von Christel Scheja

Bereits in die sechste Runde geht die Hörspiel-Edition von »Tony Ballard«, dem dritten populären Dämonenjäger aus der großen Zeit der Gruselheftromane. Anders als seine Kollegen ist der Held dieser Reihe kein mit besonderen Gaben ausgestatteter Auserwählter, sondern ein ganz normaler Mensch, der sich mehr auf seine Gefährten und Freunde verlassen muss, als auf übersinnliche Fähigkeiten.

Tony, Vicky und Mr. Silver planen eigentlich, nach dem Kampf gegen den Dämonen Rufus nach England zurückz kehren, doch es kommt anders als gedacht. Denn sein Freund Frank Esslin bittet Tony um Hilfe. Ein anderer Bekannter, Glenn Gibbon, ist außer sich vor Angst, denn er glaubt sich von einem todbringenden Geist verfolgt. Tatsächlich sind schon einige seiner Freunde auf seltsame Art und Weise ums Leben gekommen.
Tony nimmt sich der Sache an und findet schon bald heraus, dass Glenn ein paar Nächte zuvor auf dem Nachhauseweg von einer Kneipentour die junge Marsha Caine angefahren hat. Die junge Frau wäre noch zu retten gewesen, hätte man sie in ein Krankenhaus gebracht. Glenn und seine Kameraden haben es aber vorgezogen, Unfallflucht zu begehen und den Vorfall tot zu schweigen.
Ganz offensichtlich war das ein Fehler, denn irgendjemand oder -etwas hat der sterbenden Frau ermöglicht, über den Tod hinaus weiter zu existieren und sich auf ihre Art und Weise Gerechtigkeit zu verschaffen. Es ist fast zu spät, als Tony herausfindet, wer dahinter steckt …

»Das zweite Leben der Marsha C.« bleibt wie seine Vorgänger dicht an der Vorlage und bietet entspannende und kurzweilige Unterhaltung, bei der man den Faden niemals verliert. Vielleicht ist die Geschichte sehr oberflächlich und durchschaubar, aber ideal um sie zwischendurch zu genießen. Da Gewalt und Mord etwas deutlicher beschrieben werden, sollte man das Hörspiel nicht unbedingt Jugendlichen unter zwölf oder dreizehn Jahren in die Hand drücken, aber die Empfehlung ab sechzehn ist sehr hoch gegriffen.
Gerade die leichte Übertreibung der Sprecher mancher Rollen passt zur Pulp-Atmosphäre der Geschichte und erhöht die Stimmung ungemein. Vor allem die wispernde Stimme der Marsha Caine weiß zu gefallen, da sie facettenreich Wut und Hass, aber auch Verzweiflung einfängt.
Auch wenn insgesamt sehr viele Klischees der 1970er und 1980er Jahre bedient werden, so ist die sonstige Umsetzung des Hörspiels doch sehr modern und zeitgemäß. Interessant ist auch, dass ein alternatives Ende geboten wird, das die Geschichte in einem neuen Licht erstrahlen lässt, aber weitaus weniger dramatisch wirkt als der übliche Showdown im Kampf gegen den eigentlichen Feind.

»Das zweite Leben der Marsha C.« wird trotz ihres Alters sehr modern erzählt und bietet neben nostalgischem Charme natürlich auch die Klangtiefe und Qualität heutiger Hörspiele. Wie immer sollte man inhaltlich nicht viel Neues erwarten – nur durchweg spannende Unterhaltung reinsten Wassers.