Marvel Monster Edition 39: Fear Itself – Nackte Angst (Comic)

Cullen Bunn, Brandon Montclare, Victor Gischler u.a.
Marvel Monster Edition 39
Fear Itself – Nackte Angst
(Fear Itself: The Deep 1 – 4, Fear Itself: The Fearsome Four 1 – 4, Tomb of Dracula Presents: Throne of Blood, Fear Itself: The Home Front 3, Heroes for Hire (Vol. 3) 9 – 11, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Michael Wm. Kaluta
Zeichnungen von Lee Garbett, Dave Meikis & John Lucas & Rick Magyar u.a
Panini, 2012, Paperback, 280 Seiten, 26,00 EUR

Von Irene Salzmann

Sin, die Tochter des Red Skulls, fand den Hammer von Skadi und tauchte in die Fluten, um den Schlangengott der Angst zu befreien. Daraufhin fielen sieben Hämmer auf die Erde, die sich nun im Besitz einiger Würdiger befinden.

Seither wird die Menschheit von Angst reagiert, überall herrscht Chaos, mystische Mächte kehren zurück, Schurken befreien sich und tragen ihren Teil zum Terror bei… Und die wenigen Helden versuchen, das Unheil einzudämmen oder seine Wurzel zu finden und es zu bekämpfen. Eine dieser Gruppen besteht aus Namor, Loa, Dr. Strange, Savage She-Hulk und Silver Surfer. Gemeinsam treten sie gegen Monster aus dem Meer und gegen besessene Atlanter an, die von Attuma gelenkt werden, Namors Erzfeind, der einen der Hämmer fand. Ein weiteres Team schart sich um Howard the Duck, nämlich She-Hulk, Nighthawk und Frankensteins Monster. Sie müssen Man-Thing unschädlich machen, der von der Angst abgelockt wurde. Die Heroes for Hire bemühen sich, die aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausbrechenden Schurken aufzuhalten. Während Shroud Unterstützung von Elektra erhält, bekommen es Paladin und Gargoyle mit einem völlig neuen Gegner zu tun.

Das ist nur eine sehr kurze Zusammenfassung der Geschehnisse, und sie beschränkt sich außerdem auf die längeren Hauptgeschichten. Das Auftreten von Howard the Duck und Frankensteins Monster macht deutlich, dass das „Fear Itself“-Crossover praktisch jede Marvel-Serie erfasst, selbst jene, die mit dem Superhelden-Universum eher wenig zu tun haben.

Infolge trifft man in diesem wahrlich dicken Band auf Charaktere, die in den Top-Reihen gar nicht oder bloß in Gastrollen auftreten – von den Figuren aus dem Vierteiler „Unter dem Meer“ einmal abgesehen, denn Namor und Loa gehören momentan zu den X-Men, Savage She-Hulk spielte zuletzt in der Serie „Hulk“ eine wichtige Rolle, den Silver Surfer kennt man vor allem aus den Heften um die Fantastic Four, und Dr. Strange hatte einst eine eigene, später einige Mini-Serien und mehrere Gastauftritte zum Beispiel. in „Spider-Man“.

Sie sind die Zugpferde, wegen denen man den Band kauft. Aber auch das Cover lockt, da es Wolverine, Spider-Man, Hulk und Ghost-Rider zeigt, die jedoch bloß Nebenrollen einnehmen, da sie als Personen aus einer Alternativwelt Howard the Duck und seinen Verbündeten Ärger bereiten. Der Erpel war schon einmal Gaststar in der Serie „She-Hulk“, Nighthawk gehörte einst zu den Defenders, und Frankensteins Monster ist wie Howard eine Überraschung. Misty Knight und die Heroes for Hire traten ebenfalls hin und wieder in verschiedenen Serien auf, Elektra beispielsweise an der Seite von Daredevil, Shroud zusammen mit Spider-Woman, Paladin mit Silver Sable und Gargoyle mit den Avengers. Darüberhinaus sind auch noch Dracula und Cardiac mit kurzen Storys zu sehen.

Als treuer Sammler wird man sich darüber freuen, auch diese Teile von „Fear Itself“ lesen zu dürfen, um das Gesamtbild zusammensetzen zu können, denn nach wie vor erreichen nicht alle Marvel-Serien Deutschland. Hat man allerdings keine Ahnung, worum es in dem Crossover geht oder wer jene selten agierenden Helden sind, gibt die Lektüre doch so einige Rätsel auf: zu viele Schauplätze, zu viele Protagonisten, zu viele Kämpfe, die ein offenes Ende haben. Tatsächlich fehlen Anfang und Ende der Storyline, und man muss noch etliche weitere Bände sammeln, will man genau wissen, was eigentlich los ist und wie alles ausgeht.

Panini hat sich durchaus bemüht, komplette Mini-Serien und zusammenhängende Episoden zu präsentieren, und doch gibt es außer der Furcht keinen roten Faden. Manche Geschichten wie „Blutiger Thron“ und „Zusammenbruch“ wirken sogar deplatziert. Ihre Bedeutung erschließt sich vielleicht später. Auch Howard the Duck hätte man in dem Zusammenhang nicht erwartet, und man fragt sich, ob die Geschichte eine missglückte Parodie sein soll oder doch ernst zu nehmen ist.

Da verschiedene Autoren und Zeichner am Werk waren, gibt es keinen einheitlichen Stil. Es sind zwar einige hochkarätige Namen dabei (Kaluta, Bisley), aber andere Künstler legten bei Marvel die Messlatte hoch an, so dass man feststellt, dass mit der zweiten Garnitur an Helden auch eher eine zweite Garnitur an Illustratoren versammelt ist. Letztlich sind die Bilder jedoch Geschmacksache.

Zweifellos bekommt man für 26,00 eine Menge Lesestoff, aber die „Marvel Monster Edition“ 36 lohnt sich nur für jene, die alles oder zumindest das komplette Crossover sammeln wollen. Gelegenheitsleser, die mit den weniger populären Helden nicht vertraut sind, dürften nach der Lektüre enttäuscht sein, denn es ist weit weniger Wolverine, Spider-Man und Wesentliches enthalten, als das Cover glauben lässt.